
Als am Dienstag das Unterstützungsteam des Kitzinger Roten Kreuzes von seinem dreitägigen Hochwassereinsatz zurückkommt, herrscht eine besondere Stimmung auf dem Hof der Volkacher Rettungswache. "Wie haben es unsere sechs Kameraden überstanden?", lautet die bange Frage der daheimgebliebenen Sanis.
War der Einsatz-Laster am Samstag noch mit Volldampf und einem BRK-Motorrad voraus losgefahren, rollen sie jetzt eher bedächtig auf das Gelände. Der Chef der Kreisbereitschaften, Markus Klaßen, schnauft tief durch: "Zumindest gesund sind sie alle wieder da. Jeden Tag haben wir gebangt." Allen sechs sieht man es an, was sie durchgemacht haben: wenig Schlaf, viel Arbeit und eine extreme psychische Belastung. Die Einsatzschuhe und Hosen haben noch Schlammspuren.
Traurige und frohe Gesichter
Die Gesichter der Rotkreuzler und ihre Stimmungslagen schwanken zwischen Traurigkeit nach dem Erlebten und Freude, etwas Wertvolles geleistet zu haben. Und das in einer unwirklichen Umgebung, deren Grausamkeit sie bis heute noch nicht beschreiben können. Ihr Auftrag war, in dem Ort Rech, ein kleines Weindorf im Landkreis Ahrweiler, etwa 30 Kilometer südlich von Bonn, eine Sanitätsrettungsstelle herzustellen.
"Schon allein die Einsatzstelle zu finden, war äußerst schwierig", erzählt Gruppenführer Bernd Pfaff, "da ein Teil der Ortschaft komplett weggeschwemmt war." Völlig auf sich gestellt, ohne Funkempfang und Handynetz, versucht das BRK-Team, den Kontakt zur Bevölkerung herzustellen. Dadurch, dass zwei Notfallsanitäter dabei sind, können sie in etlichen Fällen medizinische Hilfe leisten, wie es sonst nur ein Arzt durchführt. Das medizinische Equipment dazu ist im Laster vorhanden.

Bernd Pfaff erinnert sich an einen Mann, der bei vorbeikommt. Eigentlich will er ihn fragen, wie es ihm geht. Doch er ließ es. Der Gesichtsausdruck des Mannes spricht Bände: "Ich kann nicht mehr. Wie geht es morgen weiter? Wo ist meine Familie? Wo ist mein Hab und Gut?", scheint er zu sagen. "Ich habe mich in diesem Moment nicht getraut, ihn anzusprechen", sagt der Notfallsanitäter.
"Momentan arbeiten die Einwohner alle wie die Wilden", berichtet ein anderer Sanitäter. "Von früh bis spät schaufeln und schieben sie Dreck weg und entrümpeln die Häuser." Doch die Katastrophe sei noch nicht in ihren Köpfen angekommen. Die Arbeiten würden rein mechanisch ablaufen. "Schlimm wird es, wenn sie die nächsten Tage zum Denken kommen", ist sich der BRKler gewiss.
BRK-Team wäre wieder dabei
Ein Mitarbeiter der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) meint, dass es richtig war, das Team nach drei Tagen auszuwechseln. So lauten die bundesweiten Vorgaben für die Einsätze. "Die Belastungen wären sonst zu hoch geworden." Am Tag der Rückkehr der unterfränkischen Rotkreuzler ist ein Notfallkontingent aus Oberfranken in Richtung Rheinland-Pfalz unterwegs.
Kreisbereitschaftsleiter Klaßen meint, dass aufgrund des Wechsel-Rhythmus Ende Juli wieder ein Team aus Unterfranken aufgestellt werden muss, sollte sich die Lage bis dahin nicht gravierend geändert haben. Und danach sieht es nicht aus. Die Sanitäter, die jetzt erst einmal durchschnaufen können, würden jedenfalls wieder mitmachen, wie sie sagen: "Ganz klar!"