
Victor Metzner ist seit 50 Jahren Prädikant im Dekanat Castell. Über 2000 Gottesdienste hat er gehalten. Jetzt ehrte ihn Dekan Günther Klöss-Schuster im Gottesdienst in Castell.
Dekan Günther Klöss-Schuster dankte Victor Metzner für 50 Jahre Verkündigungsdienst. Er gratulierte im Namen des gesamten Dekanates und überreichte die von Regionalbischöfin Gisela Bornowski unterzeichnete Urkunde sowie Geschenke aus allen Kirchengemeinden, in denen Metzner Gottesdienste hält.
Anfang 1971 wieder an das Landschulheim zurückgekehrt
Ende August 1969 kam Metzner nach seinem bestandenen Staatsexamen an der Universität Würzburg und seinem ersten halben Referendardienst in Erlangen zum Zweigschuleinsatz an das Franken-Landschulheim Schloss Gaibach. Im nahen Zeilitzheim war die evangelische Kirche, in die er sonntags zum Gottesdienst ging. Nach seinem zweiten Examen kehrte Metzner Anfang Februar 1971 wieder ans Landschulheim zurück. Dort blieb er bis zu seiner Pensionierung.
Da Metzner in der Kirchengemeinde mitarbeiten wollte, verwies ihn der Zeilitzheimer Pfarrer Gerhard Eberle an seinen Eichfelder Amtsbruder Helmut Schneider, der einen Lektor suchte. Dies war zu jener Zeit noch ohne Ausbildung möglich. Wie ihm Pfarrer Schneider gesagt habe, sei damals nur noch ein "Laie" im Dekanat Castell tätig gewesen, nämlich Albrecht Fürst zu Castell-Castell.

Viele dachten, dass es sich um eine Priesterweihe handelt
Am 14. November 1971 hielt der heute 81-Jährige seinen ersten Gottesdienst. Seine erste Predigt sei wohl wegen "zu großer Gründlichkeit" ein wenig länger geworden, erinnert sich Metzner. Nach einiger Zeit sollte seine Tätigkeit auf eine rechtliche Grundlage gestellt werden. So besuchte der Casteller Dekan Willi Schmidt einen seiner Gottesdienste und prüfte seine theologischen Kenntnisse. Seine Einführung als Lektor sollte am Sonntag nach Ostern 1972 stattfinden. Wenn Metzner daran zurückdenkt, muss er schmunzeln. Denn im Eichfelder Gemeindebrief wurde zu seiner "Ordination" eingeladen, wie es aber nur bei Pfarrern üblich ist. "Es kamen viele katholische Einwohner von meinem damaligen Wohnort Obervolkach, weil sie dachten, dass es sich um eine Priesterweihe handelt."
Kurz danach beantragte der Eichfelder Kirchenvorstand, Metzner zum Prädikanten zu ernennen. Vom Pfarrer Schneider erhielt er einen Talar. Am 4. Juni 1972 hielt Metzner zum ersten Mal einen Gottesdienst in der Grafschaftskirche in Castell. Am 30. Juni besuchte Christian Rieger aus Ansbach, der damalige Kreisdekan, was heute dem Amt eines Regionalbischofs entspricht, einen Abendgottesdienst von ihm. Dieser habe ihm empfohlen, einen Talar mit Beffchen zu tragen. Heute haben Prädikantinnen und Prädikanten einen Talar, der sich von dem eines Pfarrers oder Pfarrerin unterscheidet. Am 11. Juli wurde er zum Prädikanten ernannt. Damit durfte er offiziell eigene Predigten verfassen. Am 3. November 1972 wurde er in Eichfeld in sein Amt eingeführt. Seither hält er Gottesdienste im gesamten Dekanat, aber auch weit darüber hinaus. Da er aus der DDR stammt, freute es ihn besonders, nach der Wende auch in Thüringen und Sachsen Gottesdienst feiern zu können, darunter in seiner Tauf- und Konfirmationskirche, der Lutherkirche in Zwickau, und im Zwickauer Dom St. Marien. Mehr als 20 Gottesdienste feierte er in Ungarn von 1987 bis 2003 in Gemeinden mit alter deutscher Bevölkerung.
Dass er immer wieder Kraft geschenkt bekommen habe, dafür danke er Gott und er freue sich, sagte Metzner. Die Freude gab er auch an die Gottesdienstbesucher weiter in seiner Predigt über die Adventsbotschaft "Freuet Euch".