Seit zwei Monaten kann die Mainschleife mit einer neuen Attraktion aufwarten: Der vier Kilometer lange Astheimer Quittenlehrpfad ist deutschlandweit einmalig. Dazu Fragen an Initiator Marius Wittur. Der Untereisenheimer gründete das Rekultivierungsprojekt Mustea, um die gelbe Frucht vor dem Vergessen zu bewahren.
Marius Wittur: In einem Würzburger Garten stieß ich auf ein mir unbekanntes Obstgehölz. Als ich den Duft der reifen Quitte roch – unbeschreiblich. Es fühlte sich an, wie wenn man nachts auf dem Rücken im Toten Meer schwebt und in die Sterne blickt.
Wittur: Quitten schmecken unterschiedlich, je nach Sorte würzig, nussig, stark aromatisch oder herb. Die Quitten in unserer Region schmecken eher säuerlich. Es gibt aber auch hier Sorten, wie etwa eine von uns rekultivierte Astheimer Honigquitte, die man roh essen kann. Der Geschmack der hiesigen Quitten entfaltet sich meist richtig bei der Weiterverarbeitung und Veredlung. Übrigens werden Quitten als Trüffel des Obstgartens bezeichnet.
Wittur: Quitten kann man besonders gut streicheln, weil sie einen weichen Flaumpelz haben, weswegen sie auch Baumwollapfel genannt wurden. Aus Quitten lässt sich nicht nur Gelee, Marmelade, Likör oder Schnaps machen – sie lassen sich in der Küche über die Wintermonate hindurch verwerten.
Wittur: Das liegt an den Baumpflegemaßnahmen unseres Rekultivierungsprojekts. Wir zielen nicht auf Ertrag ab, sondern auf die Vitalität. Außerdem gibt es an der Mainschleife fruchtbaren Lehmboden.
Wittur: Gering, da die Früchte wegen des heißen Augusts und regenreichen Sommers größenmäßig mit drei Wochen Vorsprung über der Norm liegen. Die Reife des Aromas braucht konträr dazu noch vier Wochen, so dass voraussichtlich ein Drittel des gelben Obstes wegen des schweren Fruchtgewichts herunterfallen wird. Wer Quitten hat, sollte die Früchte sofort einmachen.
Wittur: Die Dichte von alten Quittenbäumen und Sträuchern in Astheim ist einzigartig in Deutschland.
Wittur: Die Quitte als Gattung ist nicht vom Aussterben bedroht, da im Kaukasus die Urform unserer Kulturquitten noch wild wächst. Auch wird das Aussterben der Quitte in Deutschland nicht akut, da Baumschulen meistens fünf Quittensorten bundesweit parat haben. Das große Problem ist der Verlust der Sortenvielfalt. Für uns sind Hinweise auf Quittenstandorte mit einem Alter von über 50 Jahren wichtig, um zu retten, was zu retten ist.
Wittur: Man sieht immer wieder Leute mit Rucksäcken den Quittenlehrpfad ablaufen. Am meisten freue ich mich darüber, dass etliche Astheimer mir mitgeteilt haben, wie klasse sie den Lehrpfad finden und dass sie ihn regelmäßig als Route für einen längeren Spaziergang nutzen.
Wittur: Ich möchte den ursprünglichen Charakter der historischen Kulturlandschaft entlang des Quittenlehrpfads wieder ganz herstellen. Schön wäre auch eine Wanderhütte auf halber Strecke, damit man nicht nur die Schönheit des Astheimer Kleinods durchläuft, sondern auch rastend die Impressionen der Landschaft und Bäume auf sich einwirken lassen kann. Außerdem ist geplant, einen Sortengarten und Genreservoir für Quitten anzulegen und die Quittenbaumschule in Untereisenheim zu erweitern, um mit einem breiten Sortenspektrum in den nächsten Jahren für eine weitflächige Verbreitung zu sorgen.
Wittur: Ab kommenden Winter wollen wir verstärkt auf Gourmet- und Weinmessen in Deutschland unser Mustea-Sortiment anbieten. 90 Prozent unseres Quittenweins vermarkten wir im Moment jenseits der Grenzen Unterfrankens, aus dessen Verkauf sich unser Rekultivierungsprojekt finanziert.
Wittur: Im Internet unter www.mustea.de.