
Die offene Zukunft des Freibads beschäftigt die Volkacher auch nach der Protestkundgebung am Montag weiter. Am Mittwoch hat sich Elmar Datzer als Vorstandsmitglied des Fördervereins Volkacher Bäder mit einer E-Mail an die Mitglieder des Stadtrats sowie an Bürgermeister Peter Kornell gewandt. In dem Schreiben, das in Kopie an diese Redaktion ging, stellt er mit deutlichen Worten die Position des Fördervereins klar. Der Verein lasse sich nicht länger "veralbern" und "an den Pranger" stellen, schreibt Datzer.
Datzer bezeichnet Ortstermin im Freibad als "peinlich"
Das mehrseitige Schreiben wiederholt in Teilen bereits bekannte Vorwürfe des Vereins gegenüber der Stadt, die nicht ernsthaft daran interessiert gewesen sei, das Freibad soweit wiederherzustellen, dass es in diesem Sommer öffnen kann. Darüber hinaus geht Datzer auf den Ortstermin mit einem Fliesen-Sachverständigen am 15. Mai ein, dem er als einziger Vertreter des Fördervereins beigewohnt hat. Er schildert das halbstündige Treffen im Freibad als "schlichtweg nur peinlich". Die Vertreter der Stadt – die Datzer als "Bedenkenträger" bezeichnet – hätten dem Fliesen-Fachmann mehr oder weniger den Eindruck vermittelt, das Freibad könne ohnehin nicht mehr repariert, geschweige denn in vertretbarem finanziellen Rahmen saniert werden, so lassen sich Datzers Ausführungen sinngemäß zusammenfassen. Wie der Fliesen-Fachmann den Besuch in Volkach selbst empfunden hat, ließ sich am Mittwoch nicht klären, da dieser telefonisch nicht erreichbar war.
In einer mit der E-Mail verschickten Stellungnahme, die vier Vorstandsmitglieder des Fördervereins unterzeichnet haben, werfen diese der Stadt Volkach vor, das Bürgerengagement zugunsten des Freibads "regelrecht zu torpedieren". Selbst die größten Bemühungen des Fördervereins, der Stadt zuzuarbeiten, seien hintertrieben worden, "sei es durch Ignorieren, sei es durch Missachtung, sei es durch den Vorhalt einer mangelnden Zusammenarbeit, sei es durch Verächtlichmachen der Leistungen".
Bürgermeister wehrt sich gegen die Vorwürfe
Bürgermeister Kornell schildert Datzers Ausführungen im Gespräch mit dieser Redaktion als offensichtlich persönliche Anfeindungen ihm gegenüber, indem er als Gegner des Freibads dargestellt wird. Er verteidigt sich gegen die Vorwürfe und stellt fest: Wenn es nach ihm ginge, dann würde das Freibad fortbestehen.
Die von Datzer angesprochenen Wasserverluste im Freibad belaufen sich den Aufzeichnungen nach zwar auf beachtliche 100 Kubikmeter pro Tag, für jedes der beiden Becken. Doch so ärgerlich dies auch sei: Der Kern der Probleme liege woanders, in der nicht zu garantierenden Sicherheit der Badegäste durch die hohl liegenden Fliesen der Beckenköpfe.
Kornell: Kein Verletzter hat die Stadt haftbar gemacht
Wie viele Badbesucher sich vergangenes Jahr im Freibad an defekten Fliesen verletzt haben, kann Kornell aus dem Stegreif nicht beantworten. Ob diese, was Datzer bezweifelt, dokumentiert wurden, müsse man nachprüfen, sagt Kornell auf Nachfrage. Keiner der Verletzten habe die Stadt übrigens in Haftung genommen.
Am Mittwoch hat sich auch der Volkacher Ortsverein der SPD in der Freibad-Debatte zu Wort gemeldet: Er lädt seine Mitglieder zu einer Versammlung am Freitag, 31. Mai, um 19 Uhr im Gasthaus "Zum Storchen" ein. Zusammen mit Vorsitzenden und Beteiligten des Fördervereins hofft die SPD noch auf einen "guten Austausch von Meinungen, Erfahrungen und Ideen" zum Erhalt des Freibads.
Michael Mößlein