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DETTELBACH
Franziskaner: Das Aus nach 400 Jahren
Die Zelebranten ziehen in die Wallfahrtskirche ein, um mit den Gläubigen den Abschiedsgottesdienst für die scheidenden Franziskaner zu halten. Guardian Pater Richard Heßdörfer (vor Bischof Friedhelm Hofmann) trägt das Schmuck-Evangeliar. Vor ihm schreiten die anderen vier Ordensleute, die künftig an neuer Wirkungsstätte ihren Dienst tun werden: Bruder Martin Domogalla, Pater Berthold Türffs, Pater Alexander Weißenberger, Pater Johannes Strobel sowie weitere Konzelebranten.
Foto: Ottmar Deppisch | Die Zelebranten ziehen in die Wallfahrtskirche ein, um mit den Gläubigen den Abschiedsgottesdienst für die scheidenden Franziskaner zu halten.
Ottmar Deppisch
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:31 Uhr

Mit einem Dankgottesdienst nahmen die Franziskaner am Sonntag Abschied von Dettelbach. Nach über 400 Jahren schließt das Kloster seine Pforten. Die Wallfahrer werden weiter betreut.

Die Wallfahrtskirche Maria im Sand in Dettelbach war voll wie selten. Viele Gläubige wollten sich am Sonntag von ihren Franziskanern verabschieden und zusammen mit Bischof Friedhelm Hofmann einen Dankgottesdienst feiern. In allen Reden und auch in der Predigt des Bischofs war immer das gleiche Wort zu hören: Traurigkeit.

„Ein trauriger Anlass“

Schon bei der Begrüßung der Gottesdienstbesucher sagte Pater Richard Heßdörfer, der letzte Hausobere in Dettelbach: „Es ist ein trauriger Anlass, wenn ein Kloster stirbt.“ Es sei aber ebenso ein Zeitpunkt der Dankbarkeit. In 400 Jahren sei schließlich auch viel Schönes gelungen. „Als Pilger müssen wir Franziskaner nun weiter ziehen“, meinte der Guardian und spielte darauf an, dass die letzten sechs Ordensleute nun auf verschiedene Klöster verteilt werden.

Bischof Hofmann stimmte der Abschied ebenfalls traurig, er machte aber auch Mut für die Zukunft: „In jedem Abschied liegt schon der Keim der Auferstehung“, so sein Trost. Aus dem „Vorzimmer des Himmels“ müssten die Franziskaner als Betreuer der Wallfahrt nun zwar ausziehen, die Wallfahrt werde jedoch nicht aufgegeben. Schließlich sei Dettelbach mit 80 Wallfahrten im Jahr einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte im Bistum.

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Die Mönche gehörten zum Herzen der Stadt

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Armin Mosandl sah in dem Ereignis keinen Anlass zu Festtagsfreuden, wohl aber zum Innehalten. 128 Hausobere hätten in den mehr als 400 Jahren ihren Dienst im Kloster verrichtet. An dieser „Zeitenwende für die Seelsorge in der Pfarreiengemeinschaft“ habe man allen Grund, dem Orden und den Franziskanern für ihren Einsatz „Vergelt's Gott“ zu sagen. Dekan Gregor Mühleck aus Obereuerheim, der stellvertretend für alle Wallfahrer sprach, sagte: „Die Nachricht vom Abzug der Franziskaner hat uns anfänglich geschockt.“ Man habe sich in Dettelbach im Herzen stets angenommen gefühlt.

Der Provinzialminister der Franziskaner, Cornelius Bohl, stellte fest, dass sich derzeit viel auf der Welt und auch für seinen Orden ändere. „Für uns ist dieser Tag ein schwerer Tag“, sagte er. Dies sei bereits die dritte Klosterschließung in diesem Winterhalbjahr. Er würde viel lieber Klöster gründen, aber man müsse sich den Realitäten stellen. Den Dettelbachern und den Wallfahrern gab er noch einen Trost mit auf den Weg: „Es ist nicht entscheidend, wer die Wallfahrt betreut, ob Ordensleute oder weltliche Priester.“

Im Kloster war Zeit für persönliche Gespräche

Nach dem Gottesdienst fanden sich viele Freunde der Franziskaner im Kloster ein, um bei einer kleinen Stärkung und im persönlichen Gespräch Abschied von Pater Richard Heßdörfer, Stadtpfarrer Bruder Martin Domogalla, Pater Berthold Türffs, Pater Alexander Weißenberger, Pater Johannes Strobl und Bruder Konrad Haas zu nehmen.

Die Dettelbacher Musikanten ließen es sich nicht nehmen, den Abschiedsgottesdienst für die Franziskaner musikalisch mit zu gestalten. Die Orgel spielte, wie schon seit Jahrzehnten, Gabriele Reißmann. Einige Dettelbacher Vereine schickten auch ihre Fahnenabordnungen.
Foto: Ottmar Deppisch | Die Dettelbacher Musikanten ließen es sich nicht nehmen, den Abschiedsgottesdienst für die Franziskaner musikalisch mit zu gestalten. Die Orgel spielte, wie schon seit Jahrzehnten, Gabriele Reißmann.

Umfrage: Die Franziskaner werden fehlen

Wer in Dettelbach groß geworden ist, ist mit den Patres und Brüdern des Franziskanerklosters aufgewachsen. Die Patres unterrichteten Religion an den Schulen, leiteten Jugend-Gruppenstunden und gehörten zu Dettelbach und seinen Bürgern. Was halten die Dettelbacher von dem Weggang? Eine kleine Umfrage.

Julia Stampfer

, Dettelbach: „Ich helfe schon seit 20 Jahren hier im Kloster und in der Pfarrei mit, zum Beispiel bei der Vorbereitung von Kinderbibeltagen oder im Pfarrgemeinderat. Ich finde es sehr schade, dass die Franziskaner weg gehen. Jeder Abschied tut weh. Das ist für uns eine schwierige Situation, zumal ja auch die Zukunft noch teilweise offen ist.“

Ulrich Vogel,

evangelischer Pfarrer von Dettelbach: „Heute geht eine Ära zu Ende für die Franziskaner, für die katholische Gemeinde und auch für die Ökumene. Wir hatten eine gute Zusammenarbeit und waren so immer mit den Franziskanern verbunden. Beeindruckt hat mich der Gedanke von Bruder Martin, dem das Packen angesichts des geringen Privatbesitzes keine Mühe bereitet.“

Matthias von Bechtolsheim,

Mainstockheim: „Es stimmt mich traurig, dass so etwas zu Ende geht, und das ausgerechnet im Jahr nach dem Jubiläum. Wir können uns wünschen was wir wollen, mit den Realitäten müssen wir leben, ob es uns gefällt oder nicht. Es gibt eine Nachfolgeregelung, darüber müssen wir froh sein und uns bei der Diözese bedanken. Ich hoffe, dass das Gemeindeleben weiter getragen wird.“

Fabian Röschert,

Dettelbach, dienstältester Ministrant: „Ich habe viele Kindheitserinnerungen an das Kloster und die Franziskaner, denn ich bin ja in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kloster aufgewachsen. Ich habe schon immer viel mitgeholfen wenn es um handwerkliche Arbeiten ging und auch als Ministrant hatte ich viel mit den Franziskanern zu tun. Sie werden mir fehlen, zumal man nicht weiß, wie sich alles weiter entwickelt. Es wäre schön, wenn ein anderer Orden einziehen würde. Von meiner Oma weiß ich auch, wie die Franziskaner früher gelebt haben und als Bettelorden durch die Lande zogen.“

Monika Schmiedel,

Bibergau: „Schade, dass sie gehen. Mit ihnen waren wir so gut versorgt, ja beinahe verwöhnt, was die Anzahl der Gottesdienste und die Seelsorge im weitesten Sinn betrifft. Es war eine sehr schöne Zeit mit ihnen. Für uns bricht jetzt eine komplett neue Zeit an. Es geht weiter, aber es geht anders weiter. Uns bleibt nichts anderes übrig, als nach vorne zu schauen.“

 
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