Der diesjährige Kulturpreisträger des Frankenbundes heißt Dr. Joachim Andraschke (Bamberg). Beim 90. Bundestag in Marktbreit wurde ihm die Auszeichnung durch den Bundesvorsitzenden Paul Beinhofer verliehen. Der Historiker und Sprachwissenschaftler hat sich einen Namen erworben als Forscher alter Siedlungsnamen. In vielen Vorträgen gibt er unermüdlich sein Wissen an interessierte Laien weiter.
Seit 1991 wird der Kulturpreis an eine durch Leben oder Werk mit Franken verbundene Persönlichkeit verliehen. Preisträger sind zum Beispiel der Schriftsteller Godehard Schramm, der Cartoonist Matthias Ose, der Kabarettist und Liedermacher Wolfgang Buck, die Kunsthistorikerin Verena Friedrich, die Volksmusikerin Stephanie Zachmeier, der Diplom-Biologe Joachim G. Raftopoulo oder der langjährige Landrat des Main-Tauber-Kreises Georg Denzer.
Lesen weckte Andraschkes Forschergeist
Laudator bei der Verleihung in Marktbreit war der Bamberger Zweite Bürgermeister und Kulturreferent Christian Lange. Durch Lesen sei der geehrte Wissenschaftler zu seiner Berufung gekommen. Genauer gesagt durch ein Buch über die frühe Geschichte der Deutschen. Dies habe ihn gefesselt und nicht mehr losgelassen, sagte Lange. Seit seiner Jugendzeit habe sich Joachim Andraschke vielfältige Kenntnisse angeeignet, insbesondere über die fränkische Landeskunde, die deutsche Geschichte und über die Archäologie.
Das Thema seiner Magisterarbeit im Studium waren Wüstungen in Oberfranken. Die fränkische Namenkunde, also die Beschäftigung mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Eigen-, Personen- und Ortsnamen wurden sein eigentlicher Forschungsschwerpunkt. Er promovierte zum Thema "Die germanisch-frühdeutschen Ortsnamen des Regnitz- und Obermaingebietes".
49 Veröffentlichungen von Andraschke sind bislang verzeichnet. Als selbstständiger Historiker betreibt er unter der Bezeichnung "Nomina franconia" das Institut für ostfränkische Namenforschung, Genealogie und Landeskunde.
Ein "Trüffelschwein" mit dem richtigen Näschen
Weil er "mit Fleiß und mit dem richtigen Näschen immer die richtigen Quellen findet", fand Laudator Lange für den Preisträger den Begriff "Trüffelschwein" im positiven Sinne passend. Dem wollte der Geehrte auch nicht widersprechen und schmunzelte über diese Bezeichnung. Den mit der Ehrung verbundenen Geldpreis will er für sein neuestes Projekt, sakrale Flurnamen in Franken, verwenden.
Den Festvortrag beim 90. Bundestag hielt Hans-Ludwig Oertel aus Marktbreit zum Thema "Porta et corda". Die Objekte des lebendigen Vortrages, nämlich die Bildtafeln, die aus Anlass der Erbhuldigung des 23-jährigen Fürsten Josef I. Adam von Schwarzenberg im Jahr 1745 zum Besuch in Marktbreit geschaffen wurden, hatten die Mitglieder des Frankenbundes, der Vereinigung für fränkische Landeskunde und Kulturpflege, vor Augen. Die sieben noch erhaltenen Tafeln hängen ja in der Rathausdiele an der Wand.
Fünf von ihnen beschrieb Oertel in der ihm sinnvoll erscheinenden Reihenfolge. Dabei wies er auf die in der Schrift enthaltenden Chronogramme hin, die addiert immer das Jahr 1745 ergaben.