„Ich habe meine Ziele des Olympia-Goldes mit Weltrekord nicht erreicht, dennoch war es für mich ein bleibender Erfolg“, skizzierte Frank Busemann am Montag vor 700 Besuchern in der Dettelbacher Maintalhalle den größten Erfolg seine Zehnkämpfer-Laufbahn. Die Antwort auf diesen Widerspruch gab der Mann aus dem Ruhrpott vorher in seinem 40 Minuten langen Vortrag.
Der Sportstar sprach auf Einladung der VR-Bank Kitzingen unter dem Motto „Aufgeben gilt nicht“ darüber, wie der Mensch Erfolgsprinzipien des Sports für den Alltag nutzen können.
Frank Busemann Ex-Leistungssportler
„Bedenken sie den Mehrkampf ihres Alltags und finden die Parallelen zu meinem Vortrag“, rief Busemann das Publikum zum Dialog auf. Er schilderte authentisch aus seiner persönlichen Lebenserfahrung heraus, wie schwer es ist, an einem Scheideweg zu stehen. Als 15-Jähriger sei er zum zweiten Mal bei einer Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft verletzt ausgeschieden.
Danach habe ihm sein Vater und Trainer verordnet, nur noch im Kreis zu laufen. Mit dieser nicht ernst gemeinten Maßnahme, zeigte der prominente Gast auf, wie wichtig es ist, im Leben Schwerpunkte zu setzen und zur Revision bereit zu sein. Rhetorisch glänzend und mit humorvollen Pointen gewürzt, legte der 37-Jährige Freiberufler den Besuchern ans Herz, die persönlichen Ziele so zu formulieren, dass sie Spaß machen und auch erreichbar sind.
Die Menschen sollten sich im Sport wie im Alltag mutig Ziele definieren und alles darauf fokussieren, auf den Punkt genau die höchstmögliche Leistungsfähigkeit erlangen. Die wichtigsten Komponenten bestünden darin, die eigenen Ressourcen und Potenziale zu erkennen und auszuschöpfen. Dabei sollten kalkulierbare Risiken in Kauf genommen und Rückschläge auf dem Weg zum großen Ziel analysiert werden. Ein „hätte“, „wenn“ und „aber“ sei kontraproduktiv“, sagte der Ex-Leistungssportler, Buchschreiber und Vorträge haltende Journalist. Vielmehr komme nur derjenige voran, der Probleme anpacke und nicht aufschiebe. Weder die Sucht nach Lob, noch falsches Zeitmanagement könnten als Ausreden dafür herhalten, aufzugeben: „Wer aufgibt, hat schon verloren“, erklärte der Wahl-Dortmunder.
Der Sportler und der Mensch müsse sich eine Selbstkontrolle aneignen. „Ich bin der schlechtestes Diskuswerfer der Welt“, bekannte der frisch gebackene Vater und verdeutlichte mit dem Satz, dass es förderlich sei, sich Fehlentscheidungen einzugestehen und die Lehren daraus zu ziehen. Die Selbsteflexion bewahre vor Fehlentscheidungen und stärke den Menschen mental. Angst begleite den Menschen lebenslang, deswegen erachtete Busemann es als psychologisch von höchster Priorität, eine „positive Angst“ zu erzeugen, die wachsam halte, während die „negative Angst“ blockiere. „Erfolg hat der, der Angst in positiven Druck umwandelt“, transportierte Frank Busemann seine Aussage. „Erfolg benötigt Einsatz, strengt an. Die Anstrengung geht aber vorüber und der Erfolg bleibt“, lautete Busemanns Zusammenfassung.
Mit Carolin Nytra begrüßte Peter Siegel, Vorstand der VR-Bank, eine junge Dame, die aktuell mit ihrem persönlichen Trainer Rüdiger Harksen auf olympische Erfolge hinarbeitet. Nytra gehört mit ihrer Bestzeit von 12,57 Sekunden zu den weltbesten Hürdensprinterinnen und wird als Medaillenkandidatin gehandelt. Die 27-Jährige bekannte, dass sie durch die Olympia-Vorbereitung kaum noch Freizeit habe. Im Podiumstalk mit Moderator Matze Bielek sagte Trainer Harksen, dass die Zeiten der „Generäle“ wie die eines Felix Magath nicht die Zukunft, sondern bald vorbei sein werden. Vielmehr laufe die Entwicklung darauf hinaus, die Sportler als Menschen ernst zu nehmen. Der Leichtathletik-Bundestrainer sprach davon, dass die Leichtathleten von einem Kompetenzteam umgeben seien und der Trainer eine Lotsen-Funktion habe.
Die 700 Mitglieder der VR Bank sparten nicht mit Applaus. Die Sportstars standen für Autogramme zur Verfügung und bei einem guten Tropfen gingen die Besucher zum Gespräch über das Gehörte über.