
Die Zwetschgen gehören zu Franken wie der Bocksbeutel. Die unterschiedlichen Sorten der Zwetschgenbäume verleihen den fränkischen Streuobstwiesen ihren typischen Charakter. Besonders in den Regionen Mainfranken und Fränkische Schweiz prägen die Zwetschgenbäume die Kulturlandschaft: Ob fränkische Hauszwetschge, Katinka oder andere: Auf über 400 Hektar werden mehr als 170.000 Zwetschgenbäume bewirtschaftet. Allein vier fränkische Landkreise bilden 83 Prozent des Zwetschgenanbaus ab. Jedoch mit sinkender Tendenz.
Um die Zwetschge wertzuschätzen und ihr einen Platz als Komplementärprodukt neben dem Wein zu etablieren, arbeiten das Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach (KErn), die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim (LWG) sowie der Fränkische Weinbauverband mit Unterstützung des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten seit zehn Jahren an dem Projekt "Inwertsetzung der Fränkischen Zwetschge". Sie wollen einen Mehrwert für den fränkischen Zwetschgenanbau, die Verarbeitung und Vermarktung schaffen.
Zum Austausch trafen sich Schirmherren des Projektes, Vertreter aus der Politik sowie Vermarkter und Produzenten zu einer Erlebnisführung mit Produktpräsentation in Sommerach. Moderiert wurde die Veranstaltung von Eberhard Schellenberger, dem ehemaligen Leiter des BR-Regionalstudios Mainfranken. Sommerachs Infovinothek hat die Zwetschge seit Jahren in ihr Konzept aufgenommen und bietet eine eigene Zwetschgenführung an.
Vielseitige Produkte aus Zwetschgen
Gästeführerin Beate Fiala führte die gut 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Witz und Wissen durch den Weinort zu den verschiedenen Stationen, an denen die Teilnehmer die Vielfalt der Zwetschge in Begleitung mit Wein schmecken konnten: süße Plunderteilchen, Gelee und Marmelade, Bratwurst mit Zwetschgensenf oder Ketchup, Zwetschgenlikör, Balsamico oder auch Pralinen. Die geschmackliche Vielfalt und die zahlreichen Ideen, wie man mit der Zwetschge Produkte verfeinern kann, beeindruckten die Teilnehmenden, zumal alle Produkte zu 100 Prozent in Franken produziert werden.
Richard Balling, Leiter des Referats Markt und Qualitätspolitik im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, formulierte das Ziel des Projektes für die kommenden Jahre: "Die breite Bevölkerung braucht mehr Bewusstsein, dass das Gute so nah wächst. Auch in der Gastronomie würde ich mir mehr Gerichte mit der Zwetschge wünschen. Die Zwetschge ist mehr als nur ein Nebenprodukt." Dem konnte Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, nur beipflichten, indem er betonte, dass es in der DNA der Winzer liege, sich immer um mehr als nur den Wein zu kümmern.
Zudem wünsche er sich, dass noch viel mehr Winzer die Zwetschgenprodukte aufnehmen. "Wir müssen weg von der Idee der Eindimensionalität. Wir haben in Franken den Wein, eine schöne Landschaft und viele tolle Produkte. Nur zusammen bekommen wir eine Tiefe", regte er an. Andreas Maier, Präsident der LWG, betonte, dass seine Mitarbeiter für die Zwetschge brennen. Trotz vieler Bemühungen gehe der Anbau aber runter. "Wir brauchen weiterhin einen langen Atem, aber wir stehen dahinter und möchten diesen Schatz der Bevölkerung bewusst machen."