Mechanisches Maschinenquietschen, leises permanentes Piepsen und das rote Blinklicht eines Signallämpchens. Eindrücke wie diese stürzen auf die Besucher ein, die am Freitag den Weg in die Turnhalle der Wolffskeel Realschule in Würzburg gefunden haben. Spannung liegt in der Luft.
Mit Robotern Haie transportieren
Was können wir von unseren behaarten oder schuppigen Freunden lernen? Dieser Frage gehen seit Wochen über 120 Schüler aus der Region nach. Es geht um die Beziehung zwischen Mensch und Tier und darum, wie man ein sinnvolles Miteinander erreichen kann. „Unser Roboter kann einen Hai transportieren“, erklärt Kilian Bilz stolz. Der 13-Jährige kommt vom Team „Dragons“ aus dem Gymnasium in Marktbreit.
Im Rahmen des weltweiten Roboter-Wettbewerbs der First Lego League, nehmen auf regionaler Ebene 14 Teams aus 13 Schulen Unterfrankens in Würzburg teil. Darunter Mannschaften aus Würzburg, Aschaffenburg, Wertheim und Marktheidenfeld. Das Ziel ist, unter die besten zwei zu kommen, um zum Halbfinale nach Regensburg fahren zu dürfen.
Um die Aufgaben möglichst gut zu erfüllen müssen sich die Schüler im Vorfeld eigene Lösungsstrategien erarbeiten und einen passenden Lego-Roboter bauen. Ging es letztes Jahr noch um „Wege zur Bewältigung unseres Abfalls“, lautet das diesjährige Thema: „Animals Allies“. Wie lassen sich also Tiere zum Verbündeten der Menschen machen und wie können wir einander helfen?
Zweienhalb Minuten für jeden Roboter
In der Wolffskeel-Realschule werden alle Projekte vorgeführt und von einer Jury bewertet. Dabei werden reale Szenarien auf einem kleinen Lego-Game-Tisch in Miniaturform nachgestellt. Das Melken einer Kuh gehört genauso zu den Aufgaben, wie der Transport eines Haies, das Freilassen eines Panda-Babys oder die Versorgung eines Schweines, das nur noch mit Prothesen laufen kann.
Und so wird die Arbeit aus zehn Wochen in nur zweieinhalb Minuten knallhart auf die Probe gestellt. In dieser Zeit muss der Roboter, der von den Schülern programmiert wurde, die Aufgaben bewältigen. Die Schüler stehen während ihrer „Prüfung“ um den Game-Tisch herum und feuern ihre Maschine an: „Du schafft das! Schnell, schnell, schnell! Oh, das wird knapp!“ Eingreifen darf aber kein Teammitglied.
Eine Berührung oder ein Neustart bedeutet Punktabzug.
„Das Niveau der Zehn- bis 16-Jährigen hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert“, sagt Kristina Kurz. Die Lehrerin vom Röntgengymnasium ist heute Hauptschiedsrichterin. Sie sieht in dem naturwissenschaftlichen Projekt nicht nur einen Anstoß zur beruflichen Zukunft, auch der Ehrgeiz und die Leidenschaft kämen in den Schülerteams nicht zu kurz.
„Wir sind sieben Leute in unserem Team, aber es sind auch ein paar Fans dabei“, sagt Franka Matterne von den „Dragons“ aus Marktbreit. Vorsichtig hält sie den Roboter in den Händen. In wenigen Minuten muss das Gebilde aus Sensoren, Motoren und Legosteinen vor den Augen der Jury bestehen. „Wir haben in den letzten Jahren die ersten zwei Plätze nur knapp verpasst“, sagt die 14-Jährige und hofft auf einen guten Wettbewerb.
Wenige Meter daneben steht eine Gruppe mit einheitlich schwarzen T-Shirts. In der Mitte wird der Lego-Roboter sichtlich behutsam geschützt. „Dadurch, dass unserer nicht so groß ist, ist er schneller und wendiger als andere“, beschreibt Micah Pattusch das Projekt. Der 13-Jährige gehört zu den „JSG Globes“ vom Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt. Vor einer halben Stunde waren sie bereits am Zug. Zum Ärgernis der Gruppe, legte der Roboter das Schwein falsch herum in die Legobox. Durch den Punktabzug wird es das Team schwer haben. „Für uns heißt es jetzt eigentlich nur noch: Dabei sein ist alles“, so Pattusch.
Lego als Bindeglied zur Technik
Der Automobilzulieferer Brose ist zum wiederholten Male Ausrichter und Hauptsponsor des regionalen Forschungswettbewerbs. „Fast jedes Kind wächst mit Lego auf“, sagt Michael Stammberger, Leiter Aus- und Weiterbildung der Brose Gruppe. Deshalb eignet sich für ihn das Spielerische ideal als Bindeglied zu technischen Berufen. „Wir möchten nicht nur die technischen Fähigkeiten fördern, uns geht es auch darum, dass die jungen Leute eigene Ideen in der Gruppe vorantreiben“, sagt Stammberger.
Neben der Choreographie der Roboter müssen die Schüler auch Themen recherchieren und sich im Präsentieren von Projekten üben.
„Auf geht?s, auf geht?s!“, hallt es plötzlich laut durch die Turnhalle. Das Team „RoboSun“ von der Leopold-Sonnemann-Realschule aus Höchberg ist an der Reihe. Applaus kommt auf und die Stimmung erinnert an ein Fußballstadion. „Wir haben ein spezielles Stecksystem, dadurch können wir unseren Roboter jederzeit schnell umbauen“, erklärt Tobias Link die Vorteile im Team „RoboSun“.
Gewinner aus Würzburg und Marktheidenfeld
Der 14-Jährige, einer von zehn Teammitgliedern, ist zufrieden mit der Performance. Bis auf kleinere Fehler hat der Roboter die meisten Aufgaben gut gemeistert. „Wir haben uns im Vorfeld überlegt, wer welche Aufgaben am besten umsetzen kann“, beschreibt Link rückblickend die Verteilungen im Team und hofft auf eine gute Platzierung.
Am späten Nachmittag haben es endlich alle Gruppen geschafft. Die Jury hat entschieden. Gewinner ist das Team „X-Rays“ vom Röntgen-Gymnasium Würzburg. Auf den zweiten Platz schaffen es die „Robo-Knights“ aus der Realschule Marktheidenfeld. Beide fahren nach Regensburg.
Neben dem unterfränkischen Wettbewerb, der am Samstag, 18. Februar in Regensburg fortgesetzt wird, haben weltweit mehr als 25 000 Teams in 80 Ländern an dem Bildungsprogramm teilgenommen.
Karl Kleylein, Schulleiter der der Wolffskeel-Realschule freut sich über die rege Teilnahme. „Die Schüler sind unheimlich heiß auf Roboter, die Nachfrage nach entsprechenden Wahlfächern ist immens.“