Eine stattliche Anzahl von Heimatfreunden hatte sich am Pfingstmontag in Wiesenbronn eingefunden, um dort gebräuchliche Flurnamen zu erkunden. Der Förderverein ehemalige Synagoge hatte zu einer Wanderung eingeladen, die die Bedeutung und die Historie der Flurnamen näher brachte. Ältere Teilnehmer wussten noch einige vor der Flurbereinigung üblichen Namen mitzuteilen. Außerdem wurde aus zahlreichen Archivalien, nämlich Grund- und Lehenbücher sowie Steuerverzeichnisse, zitiert, die die genaue Lage der Grundstücke und die Eigentümer beschreiben. Flurnummern, wie sie heute üblich sind, kamen erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Gebrauch. Von den ehemals in Wiesenbronn gebräuchlichen, nahezu 150 Flurnamen werden seit der Flurbereinigung nur noch 21 offizielle geführt.
Besonders interessant war zu erfahren, dass sich früher vom Wald am Kugelspiel bis zum Mühlbach ein langgezogener Wiesengrund erstreckte, worauf die Namen Ochsenwasen, Trautberger Wasen und Gottesgraben hinwiesen.
Nur noch in den Archiven überliefert ist der Name "Judenwasen". Nach einem Protokoll aus dem Jahre 1759 überließ die Gemeinde Wiesenbronn ein Wiesegrundstück unweit der Rüdenhäuser Straße pachtweise der Judenschaft. Dort konnten die jüdischen Viehhändler ihre Tiere nach Bedarf weiden lassen, ohne den täglichen Viehtrieb des Gemeindehirtens zu stören. Ein anschauliches Beispiel der friedlichen Koexistenz von Juden und Christen.
Mit einem Umtrunk im Synagogenhof endete die Veranstaltung, die auf Wunsch vieler Teilnehmer eine Fortsetzung finden wird.
Von: Reinhard Hüßner (Vorsitzender, Förderverein ehem. Synagoge Wiesenbronn)