Kitzingen Der Nacken zwickt, in der Schulter sticht es, der Rücken ist verspannt: Die wegen des Lockdowns fehlenden Sportangebote und die vermehrte Arbeit am heimischen Computer hinterlassen Spuren. Julia Reifenscheid hilft, diesen Verspannungen entgegenzuwirken. Bei der Vhs Kitzingen bietet sie einen Online-Kurs „Yoga für die Wirbelsäule“ an.
Julia Reifenscheid: Ich bin Dozentin an der Vhs Kitzingen, halte dort normalerweise Präsenzkurse ab. Diese Kurse sind ja derzeit wegen des Lockdowns nicht möglich. Als sich abgezeichnet hat, dass der Lockdown länger dauert, ist die Vhs-Leitung auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich bereit wäre, einen Test mit vier Einheiten abzuhalten. Wir wollen probieren, wie so ein Kurs ablaufen kann und ob die Bürger das Angebot annehmen.
Julia Reifenscheid: Als Teilnehmerin nicht. Ich nutze immer wieder Videoaufzeichnungen von Kursen und habe auch schon bei Online-Angeboten über Zoom mitgemacht. Als Kursleiterin ist es anders, da biete ich jetzt meinen ersten Online-Kurs an.
Reifenscheid: Es ist ein Kurs für jedermann. Yogaerfahrung ist nicht nötig. Es muss sich also niemand sorgen, dass er sofort den vollständigen Sonnengruß können muss. Ich hole die Teilnehmer bei ihrem derzeitigen Leistungsstand ab und wir bauen die Kenntnisse Stück für Stück auf. Schließlich geht es nicht um einen Wettkampf, sondern ums Wohlbefinden.
Reifenscheid: Weil die Bewegungsangebote derzeit fehlen, neigen viele zu Verspannungen und dem wollen wir im Kurs entgegenwirken. Ziel ist es, dass die Wirbelsäule mobilisiert und die Haltung verbessert wird. Die Bewegung, die im Alltag zu kurz kommt, ist der eine Baustein des Kurses.
Reifenscheid: Der zweite sind Atemübungen, um gezielt den Parasympathikus anzusteuern. Das ist der Teil des Nervensystems, der für die Ruhe zuständig ist. So lässt sich mit Atemübungen Stress mindern. Es gibt ja eine enge Verbindung zwischen Stress und Rückenschmerzen beziehungsweise Verspannungen. Außerdem helfen Atemübungen, den Körper besser wahrzunehmen.
Reifenscheid: Die Teilnehmer brauchen einen Laptop, einen Computer oder ein Tablet mit Kamera und Mikrofon. Außerdem eine stabile Internetverbindung. Und Grundkenntnisse, was EDV und Internet angeht. Das Programm Zoom, über das ich den Kurs abhalte, ist relativ einfach zu handhaben. Wer Fragen zur Technik hat, kann sich im Vorfeld bei der Vhs erkundigen. Außerdem ist die erste Stunde eine Probestunde. Wer gar nicht zurechtkommt, kann danach
Reifenscheid: Ich denke schon. Das beginnt damit, dass im Homeoffice der Weg zur Arbeit wegfällt. Den legen viele mit dem Fahrrad zurück oder sie gehen zumindest einen Teil der Strecke zu Fuß. Die Sportstätten sind geschlossen, man kann nicht ins Fitnessstudio, Kurse fallen aus, das Angebot der Vereine genauso und die Schwimmbäder sind ebenfalls zu. Wenn kein Termin im Kalender steht oder die Freundin einen nicht abholt, um gemeinsam zum Sport zu gehen, ist viel Selbstdisziplin gefragt. Man muss sich aufraffen und überlegen, welchen Sport man überhaupt machen will – Gymnastik, Joggen, Yoga, Pilates…. Diese Selbstdisziplin bringt längst nicht jeder auf.
Reifenscheid: Zu lange zu sitzen ist nicht gut. Aber die Wenigsten werden zuhause einen höhenverstellbaren Schreibtisch haben, an dem sie auch mal im Stehen arbeiten können. Deshalb ist es wichtig, die Sitzposition regelmäßig zu wechseln, das Telefon weiter weg zu stellen, damit man hinlaufen muss, auch mal im Stehen zu telefonieren oder andere Dinge zu tun. Mindestens einmal pro Stunde sollte man sich strecken, zur Seite neigen, die Wirbelsäule drehen, die Schultern bewegen, damit erst gar keine Verspannungen entstehen. Viele kleine Dinge regelmäßig zu tun bringt für die Wirbelsäule mehr als nur einmal die Woche drei Stunden Sport zu machen.