Die Erich Rothe GmbH & Co KG in der Flugplatzstraße in Kitzingen ist mit rund 150 Mitarbeitern ein typisch mittelständisches Unternehmen. Nur wenige wissen, dass Rothe zu den Global-Playern gehört. Jetzt wurde das 50-jährige Bestehen des Standortes Kitzingen gefeiert.
Die Familienfeier begann mit einer Überraschung für den geschäftsführenden Gesellschafter Hans-Joachim Back. Statt wie geplant, seine kurze Ansprache auf festem Boden vorzutragen, hievte ihn ein Mitarbeiter in einer Gitterbox mit dem Stapler in luftige Höhen. Dieser Aufstieg sollte ein Symbol für die rasante Entwicklung sein, die das Unternehmen in den vergangenen zweieinhalb Jahren genommen hat. Back sagte, er habe bewusst darauf verzichtet, Ehrengäste einzuladen, die gemeinsame Feier stehe im Mittelpunkt.
„Als ich das Unternehmen vor zweieinhalb Jahren übernommen hatte, ging es ihm extrem schlecht. In den Augen der Mitarbeiter sah ich die Angst vor einer ungewissen Zukunft“, sagte Back. Dann wurde kräftig investiert. 2013 habe man das beste Betriebsergebnis der vergangenen zehn Jahre erzielt. Mit dem Satz: „Für 2014 muss ich, wie viele andere deutsche Unternehmen auch, eine Gewinnwarnung aussprechen“, trat Stille bei den Zuhörern ein. Die löste sich in Beifall auf, als Back sagte, dass absehbar sei, dass das Jahr 2014 das Beste wirtschaftliche Ergebnis seit der Unternehmensgründung verspreche. Bereits jetzt sei das Gesamtergebnis fast doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr. Geplant seien Investitionen in Höhe von 1,2 Millionen Euro in weitere Produktionsstätten im Jahr 2015 und der Neubau eines Verwaltungsgebäudes.
„Wir können nicht klagen, es geht uns gut“, so Back weiter. Den Erfolg bezeichnete er als ein Gemeinschaftswerk von Geschäftspartnern und Kunden. Man habe neue Materialien entwickelt, Kosten gesenkt und stelle hochwertige Produkte her, nach denen die Nachfrage steige. Auch die alten und neuen Gesellschafter hätten einen erheblichen finanziellen Beitrag geleistet. Die Mitarbeiter würdigte Back als das „größte Kapital des Unternehmens“. „Ohne Sie wären wir heute nicht da, wo wir sind“, sagt Back und: „Ich bin zuversichtlich, unser Unternehmen wird auch in 50 Jahren und darüber hinaus Bestand haben.“
Erich Rothe GmbH & Co KG
Der Betrieb: Rothe verarbeitet Kunststoffe in den Technologien Extrusion, Spritzguss und Tiefziehen für Kunden in aller Welt. Die Produkte: Gefertigt werden unter anderem SMD-Spulen, Stangenmagazinverschlüsse, Schaltergehäuse und -stößel, Verriegelungs- und Drehknöpfe, Abhefte-Mechaniken, Verschlussschnüre, Schiebesignale und -mechaniken, Einsteckwinkel, Kollektionshaken, Gardinenklippse mit Metalleinlegeteil, Rollo-Befestigungen, Metallschaber und vieles mehr. Die Firma Rothe war einer der ersten europäischen Hersteller von Blistergurten. Die Geschichte: 1907 wurde die Firma in Chemnitz gegründet. Nach Kriegsende verlegte man den Standort zunächst nach Königsheim und begann mit der Verarbeitung thermoplastischer Folien. Mit dem Umzug nach Kitzingen im Jahr 1964 wurde die Verfahrenspalette um Spritzguss und Extrusion erweitert. Seit 1980 ist Rothe Teil der Firmengruppe August Bünger (Wuppertal). 2005 wurde das Tochterunternehmen RPS in China gegründet. Dort werden Blistergurte hergestellt. Von 1980 bis 2000 beschäftigte Rothe in Kitzingen rund 250 Mitarbeiter. Nach einem rezessionsbedingten Einbruch musste deren Zahl stark reduziert werde, steigt aber seit 2012 kontinuierlich wieder an. Seit 1994 wurden Produktionshallen ständig erweitert und 2002 ein Hochregallager erbaut.