Die Fußball-Europameisterschaft, nun ja. Im Mittelpunkt gestanden hat die EM für Nathalie Rinkewitz zuletzt nicht unbedingt. In dem Punkt dürfte sich die 31-Jährige nicht groß von ihren Nachbarn in Großlangheim unterscheiden. Doch nach und nach ist sie gestiegen, die Vorfreude auf das Spiel am Dienstagabend. Jubeln wird sie dann allerdings zu einem anderen Zeitpunkt als ihre deutschen Nachbarn. Denn die Französin drückt ihrem Heimatland die Daumen. Und glaubt auch an dessen Sieg im 1. Spiel.
Der Anpfiff um 21 Uhr kommt den Eltern einer eineinhalbjährigen Tochter entgegen: "Wenn Laura im Bett ist, schauen wir das Spiel auf jeden Fall", sagt Nathalie Rinkewitz. Ihren Mann Jakob kennengelernt hat sie in Neuseeland, es folgten gemeinsame Stationen in Marseille und Würzburg. Seit Herbst lebt die Familie nun in Großlangheim. Mitten in der Corona-Pandemie hat das deutsch-französische Ehepaar dort ein Haus gekauft und ist aufs Land gezogen. "In Würzburg sind wir immer zum Public Viewing gegangen, das war schon cool", erinnert sich die Französin an nette Fußballabende unter Freunden.
Corona bremst Public Viewing
Wegen Corona ist Public Viewing derzeit kaum Thema, aber nicht nur Corona hat Nathalies Fokus auf andere Dinge als Fußball gelenkt. In knapp vier Wochen ist nämlich nicht nur das EM-Finale, sondern auch das Finale ihrer Schwangerschaft. Der errechnete Termin für die Geburt der 2. Tochter ist zwei Tage vor dem entscheidenden Spiel im Londoner Wembley-Stadion. Beidem blickt Nathalie gelassen entgegen. "Ich glaube sowieso, dass die Franzosen im Halbfinale ausscheiden", sagt sie und lacht.
Ihr Mann hingegen glaubt an Frankreich, "weil es die Mannschaft mit dem größten Ehrgeiz ist". In seiner Kindheit und Jugend stand er in seiner Heimatstadt München selbst als Fußball-Torwart auf dem Platz, an seinem neuen Wohnort kickt er beim Männersport des TV Großlangheim mit. Am Dienstagabend erstmals wieder nach der langen Corona-Pause. Aber natürlich nur bis kurz vor 21 Uhr: Zum Anpfiff der 1. deutschen EM-Partie wollen alle rechtzeitig zuhause sein.
Tippspiel mit der Familie in Frankreich
Gutes Timing ist auch passende Stichwort für Nathalies Vater. Die Anreise zur Geburt des nächsten Enkelkindes ist so geplant, dass seine Frau und er rechtzeitig vor dem EM-Halbfinale in Großlangheim ankommen. 900 Kilometer sind von ihrem Heimatort La Roche-des-Arnauds im Département Hautes-Alpes bis nach Unterfranken. Das Dorf hat mit knapp 1600 Einwohnern dieselbe Größe wie Großlangheim und liegt 200 Kilometer nördlich von Marseille.
Vor Corona waren Nathalies Vater, Bruder und Schwester dort regelmäßig im Stadion, um Olympique Marseille anzufeuern. Aktuell zur Europameisterschaft wetteifert die Familie im länderübergreifenden Tippspiel um die meisten Punkte. Auf Frankreich als Europameister setzen dabei weder Nathalie noch ihr fußballbegeisterter Vater Christian Haupt. Sie hat auf Spanien getippt, er auf England. Einen Vorteil hätten diese Ergebnisse immerhin für die Familie: Eine französische Fußballfeier und der Geburtstermin kämen sich nicht in die Quere.
Mitmachen: Wie schaut Ihr die Europameisterschaft im Landkreis Kitzingen? Habt Ihr besondere Rituale oder gemeinsame Fernseh-Abende mit der Familie oder Freunden im Garten? Und wie zeigt Ihr Eure Fußball-Begeisterung oder die Unterstützung für Eure Lieblingsmannschaft? Verratet uns das doch in den Kommentaren oder am liebsten mit Foto an die Redaktion. Wir freuen uns auf Eure Einsendungen!