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Kitzingen
Festlicher Abend: 1. Live-Konzert nach Lockdown in Kitzingen
Froh? Nein. Glücklich? Nein, trifft es nicht ganz. Euphorisch! So war die Stimmung beim 1. Live-Konzert in der Alten Synagoge in Kitzingen nach dem Corona-Lockdown.
Applaus für (von links)  Rudolf Ramming, Michaela Schlotter und Florian Meierott beim ersten Live-Konzert nach langen Lockdown-Monaten in der Alten Synagoge in Kitzingen.
Foto: Jutta Schwegler | Applaus für (von links) Rudolf Ramming, Michaela Schlotter und Florian Meierott beim ersten Live-Konzert nach langen Lockdown-Monaten in der Alten Synagoge in Kitzingen.
Jutta Schwegler
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:24 Uhr

Hochgestimmt betraten die 60 Zuhörer die Alte Synagoge in Kitzingen. Fröhliche Gesichter, entspannte Mimik und eine innere Aufregung auf das, was da kommt, war den Besuchern anzusehen. "Festlich-feierlich, sehr gehoben und ganz glücklich", nannte eine Konzertbesucherin ihr Befinden.

Der Lions Club Kitzingen hatte erst vier Tage vorher erfahren, dass Live-Konzerte wieder möglich sind und dank des Würzburger Pianisten Rudolf Ramming wurde kurzerhand ein Konzert auf die Beine gestellt. Wie immer werden die Spenden hiervon ohne jeden Abzug caritativen Zwecken zukommen.

Zwei hochkarätige Solisten

Viel Zeit sei nicht gewesen, das Programm sei mit heißer Nadel gestrickt, es komme strümpfig daher, betonte Ramming, der auch die Moderation übernommen hatte. Er konnte sich dabei auf zwei hochkarätige Solisten verlassen, mit denen er schon oft musiziert hatte: seine Frau Michaela Schlotter, mit der er regelmäßig als Duo konzertiert, und der Geiger Florian Meierott aus Kitzingen.

Beim ersten Live-Konzert nach dem Corona-Lockdown in der Alten Synagoge in Kitzingen spielten Michaela Schlotter und ihr Mann Rudolf Ramming gemeinsam ein Stück am Klavier.
Foto: Jutta Schwegler | Beim ersten Live-Konzert nach dem Corona-Lockdown in der Alten Synagoge in Kitzingen spielten Michaela Schlotter und ihr Mann Rudolf Ramming gemeinsam ein Stück am Klavier.

Die Musiker genossen es, nach dieser langen Karenzzeit wieder auf der Bühne zu stehen. Eine Ruhepause tue immer gut, sagte Michaela Schlotter, dennoch gehe nichts über den Kontakt zum Publikum, die Wärme, die sich überträgt, das Erleben dieses miteinander Schwingens und Klingens im Augenblick des Konzertes. Florian Meierott hatte während des Lockdowns seine Aktivitäten zwar online erweitert, freute sich aber ebenso, wieder vor Publikum live spielen zu können, zumal gerade er den Kontakt zum Publikum immer intensiv wahrnimmt.

Romantisches Programm

Rudolf Ramming führte in seiner humorvollen, lockeren Art voller Begeisterung in den Abend ein und stellte das insgesamt recht romantische Programm vor, zunächst eröffnet mit der Ouvertüre zu „Figaros Hochzeit“ von W. A. Mozart in der Fassung für Klavier zu vier Händen. Beiden Interpreten war die Freude, wieder zu konzertieren, auch in der Aktion anzusehen. Sie spielten wunderbar zusammen und interpretierten die Ouvertüre sehr spritzig und lebendig mit perlenden Läufen und kraftvollen Akkorden.

Beethovens Frühlingssonate für Violine und Klavier ließ Florian Meierott Raum, sein Können zu zeigen. In bekannter Manier mit ausdrucksstarker Mimik, schwelgte er mit dem ganzen Körper in den Phrasen. Mit kräftigen, runden Tönen, mal leicht und fahl, dann wieder sehr energiegeladen, arbeitete er große Linien heraus. Rudolf Ramming war ihm ein stets wacher und sensibel auf ihn eingehender Begleiter am Klavier.

Freude am gemeinsamen Musizieren

Über allem stand die Freude am gemeinsamen Musizieren, die sich mit Michaela Schlotter in zwei Ungarischen Tänzen für Klavier zu vier Händen entlud und aufs Publikum übertrug. Sie entlockten dem Flügel warme, kräftige Farben im Wechsel zwischen großer Gebärde und filigranen Kantilenen – begeisterter Applaus.

Tobias Höfer, der Techniker im Saal, zauberte sehr schön passend rote Kaskaden auf die Bühne und den Vorhang. Smetanas Huldigung an seine Heimat in Form zweier Duette für Violine und Klavier wurden von Meierott und Ramming voll ausgekostet. Meirotts Geige schien wie gemacht für diese Musik, mit dunklem, vollen Ton, schwärmend, in der Höhe weit tragend. Im Ungarischen Tanz Nr.5 entlud sich die Spannung, Meierott spielte mit Verve dieses Kabinettstück, Ramming folgte ihm intensiv, teils mit spitzbübischem Lächeln und immer ihm zugewandt. Bravorufe zeugten von der Begeisterung der Zuhörer.

Mannsgroße Figuren auf der Bühne

„Le Bœuf sur le Toit“ von Darius Milhaud zeichnet das Leben in einer brasilianischen Bar folkloristisch nach, wie Ramming erklärte. Das surreale Stück erzählt von einem Barkeeper, von Schlägereien, Gestalten aus der Halbwelt und einem Polizisten, der von einem Ventilator geköpft wird. Michaela Schlotter und Rudolf Ramming spielten eine gekürzte Fassung zu vier Händen. Die Würzburger Künstlerin Renate Jung hatte hierfür mannsgroße Figuren geschaffen, herrlich überzeichnete, komische Typen aus dem Stück, die auf der Bühne standen und teilweise einbezogen wurden.

Nach etwas mehr als einer Stunde und einem Bravourstück für die Geige als Zugabe, dem Czardas von V. Monti, verabschiedeten sich die Künstler und bedankten sich bei ihrem Publikum. So viel Bescheidenheit bei einem solchen Können, das ist nicht nur Corona geschuldet, sondern zeugt von der Größe der Künstler.

 
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