"Zum feierlichen Gelöbnis stillgestanden!" hallte der Ruf eines Offizieres auf dem Antreteplatz und auf den Punkt genau schlugen 85 angehende Soldatinnen und Soldaten ihre Hacken zusammen. Ein aufregender Moment für die Uniformierten und für die in einiger Entfernung stehenden Familienangehörigen. Hier beschreiten ihre Töchter, Söhne oder Ehepartner gerade einen neuen Lebensabschnitt. Und nach langer Zeit darf endlich die Familie daran wieder teilhaben. Ebenso mit dabei: Vertreter der umliegenden Gemeinden, bis hin zur Regierung von Unterfranken.
"Ein richtiges Fest ist das hier", sagt ein Ehepaar beeindruckt. Sie sind unwahrscheinlich stolz, ihren Sohn in Uniform zu sehen. Und das Militär hat sich für diesen Tag viel einfallen lassen. Inklusive einer Fahrzeug- und Waffenschau an verschiedenen Stellen. So konnten die Angehörigen schon vormittags in die Kaserne kommen und sich völlig zwanglos mit den Soldaten das Areal anschauen. "Wie wohnst du denn hier? Wo schläfst du denn?" waren die am häufigsten gehörten Fragen, die insbesondere besorgte Mütter stellten.
Dazu hatten die Ausbilder eine "Musterstube" einrichten lassen, wo jeder hineingehen konnte. Stockbetten, Spinde, und mitten im Raum ein Tisch mit sechs Stühlen. Nüchtern, zweckmäßig, hell und sauber kann man das Zimmer beschreiben. Dennoch hört man bei dem einen oder anderen ein leises "Oh", was mehr nach Erschrecken als Bewunderung klingt. "Bei uns war's viel schlimmer", dröhnt ein Mittfünfziger durch den Gang. "Wir haben zu acht in der Bude geschlafen", beschreibt er seine Militärzeit.
Gegen Mittag beginnt ein Feldgottesdienst in einer kleinen Waldlichtung mit Standortpfarrer Andreas Rudiger. In kleinen Gruppen stehen Besucher und Soldaten vor einem Feldkreuz. Die Musik beim Liedersingen macht der Pfarrer gleich selbst. Mit seiner Gitarre. Doch danach wird’s ernst. Erste Abordnungen der verschiedenen Kompanien marschieren zum Antreteplatz. Die Soldaten der Ausbildungskompanie treten vor ihrem Unterkunftsgebäude an. Und dann geht’s im Gleichschritt ebenfalls zum Antreteplatz.
Jetzt ist militärische Disziplin gefragt. Mehrmals richten sich die Uniformierten aus. Unzählige Male wurde das geübt. Heute muss es exakt klappen. Und das vor zahllosen zivilen Zuschauern. Oberleutnant Andreas Reimann, heute Verantwortlicher der Ausbildungskompanie, ist zufrieden: "Vor acht Wochen haben wir angefangen. Freiwillige Wehrdienstleistende, Soldaten auf Zeit, Heimatschutz-Soldaten und Offiziersanwärter. Und man sieht: Es klappt ordentlich!"
Neue Kommandos ertönen, Stillstehen ist gefordert. Und das bei hochsommerlichen Temperaturen. Im Feldanzug und Stiefel. Und jetzt kommt der Kommandeur, Oberstleutnat Holm Schreiter. Er überlässt zuerst das Wort dem Volkacher Bürgermeister Heiko Bäuerlein. Dieser hebt das "besonders gute Verhältnis zwischen Stadt und Kaserne" hervor und drückt seinen Respekt vor den Leistungen der Soldaten aus. Er kennt sich aus, hat er doch vor längerer Zeit selbst hier über ein Jahr in der Kaserne als Soldat gedient.
"Eine oder einer von ihnen kann später dort stehen, wo jetzt ihre Chefs der anderen Kompanien stehen", meint der Kommandeur zu Beginn seiner Rede und spricht von "harten nächsten Wochen, die sie fordern werden". Derzeit stehen Unterstützungseinsätze in Landratsämtern, Pflegeheimen oder Impfzentren an. Aber auch Einsätze bei der Bewältigung der katastrophalen Lage nach dem Hochwasser.
Und dann kam der erhebendste Moment des Tages: Die Soldaten gelobten vor der Truppenfahne, der Bundesrepublik treu zu dienen. Danach gab es bei den Zuschauern kein Halten mehr. Es gab tosenden Applaus. Und als es ihnen erlaubt wurde, auf die Soldaten zuzugehen, wurden bei der einen oder anderen Umarmung etliche Tränen vergossen.