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KITZINGEN
FDP-Lästerer wird Schlappmaul
Preisträger: Wolfgang Kubicki ist das Kitzinger Schlappmaul 2013. Der friedfertige Eindruck täuscht, der FDP-Querdenker ist jederzeit streitlustig.
Foto: dpa | Preisträger: Wolfgang Kubicki ist das Kitzinger Schlappmaul 2013. Der friedfertige Eindruck täuscht, der FDP-Querdenker ist jederzeit streitlustig.
Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Hohler
 |  aktualisiert: 09.01.2013 12:04 Uhr

Den Koalitionspartner in Berlin und München, die CSU, wollte er 2010 „hauen, bis die Schwarte kracht“. Mit Peer Steinbrück als Kanzler kann er sich eine Ampel-Koalition vorstellen. Und als „ziemlich peinlich“ kanzelte Wolfgang Kubicki neulich im „Stern“ ab, was FDP-Generalsekretär Patrick Döring über die Nebenverdienste des Sozis Steinbrück abgelassen hatte.

Zwar macht eine dicke Lippe allein noch kein Schlappmaul, doch Kubicki, der Berufs-Querulant aus dem hohen Norden, hat sich den Orden, der seit 1989 verliehen wird, wirklich redlich verdient: Denn das Besondere an dem 60-Jährigen ist, dass er sich mit Vergnügen die eigene Partei vorknöpft, quer denkt und ziemlich dreist querschießt (siehe Kubickis beste Sprüche unten).

Leute wie er sind wohltuend im Politbetrieb, in dem die meisten mit Blick auf die eigene Karriere kuschen, wo sie aufmucken müssten, wenn nicht gar Schleimspuren ziehen. Und sich erst aus der Deckung wagen, wenn einer ohnehin schon am Boden liegt. „Wolfgang Kubicki hat genau, was in unserer Satzung für den Schlappmaul-Orden gefordert wird: „Er hat eine gar trefflich lockere Zunge und weiß ein schlagkräftiges Wort zu führen“, erweist denn auch Kurt Engelbrecht dem FDP-Mann die Ehre, der aufmüpfigen Ordensträgern wie Peter Gauweiler (1995), Regine Hildebrandt (1998), Gregor Gysi (2003) und Gabriele Pauli (2008) nachfolgt.

Laut Engelbrecht, Geschäftsführer der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG), wird Sternekoch Alfons Schuhbeck, Schlappmaul 2012, die Laudatio auf Kubicki halten, der als vierter Mann aus der FDP nach Jürgen Möllemann (1992), Hans-Dietrich Genscher (1993) und Guido Westerwelle (2002) in Kitzingen mit dem bundesweit beachteten Preis ausgezeichnet wird.

„Er hat eine gar trefflich lockere Zunge und weiß ein schlagkräftiges Wort zu führen.“

Kurt Engelbrecht über Wolfgang Kubicki (FDP), der 2013 den Schlappmaul-Orden erhält

Bis es so weit ist, hat Engelbrecht jede Menge Termine und Besprechungen. Die erste Prunksitzung am Freitag, 25. Januar, steht zwar im Großen und Ganzen, doch zu tun gibt es noch genug: Der Aufbau im Dekanatszentrum ab Samstag (19. Januar) muss angepackt werden, Die Druckerei wartet aufs Programmheft, der Kartenverkauf muss angekurbelt werden. Und turnusgemäß sind die Kitzinger dran, den Landkreisumzug am Faschingsdienstag zu organisieren.

„Das macht am meisten Arbeit“, erzählt der 70-Jährige, den die Arbeit offensichtlich jung hält. Obwohl die Anmeldefrist um ist, können sich Nachzügler noch schnell anmelden: (kurt@derengel.com). Das Problem mit den GEMA-Gebühren sei so gelöst worden, dass jeder Wagen, der entsprechende Musik spielt, seine Beiträge selbst zahlen muss. Weil die B 8 nicht mehr überquert werden darf, biegt der Zug mit erwartet 400 bis 500 Narren am Falterturm vorzeitig Richtung Altstadt ab. Zudem muss Engelbrecht weitere Helfer organisieren, neben Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk. „Zum Beispiel muss ein Boot auf dem Main parat sein, falls jemand von der Brücke fällt.“

Richtig froh ist der frühere Leoni-Mitarbeiter darüber, dass der Kitzinger Bauhof nach dem Umzug kostenlos die Absperrungen wegräumt und die Straßen reinigt. „Dafür schon im Voraus ein dickes Dankeschön.“ Wie es in Zukunft mit der Kitzinger Karnevalsgesellschaft weitergeht, wer nach dem Rücktritt des Vorsitzenden Jürgen Hertel vorangehen soll, schiebt Engelbrecht erst einmal beiseite. „Das Thema steht nach Ende der Session an. Jetzt haben wir genug andere Sorgen.“

Er sei mal wieder Geschäftsführer, weil einer gesucht wurde, der die Organisation der drei großen Veranstaltungen übernimmt. „Und glauben Sie mir: Ich bin glücklich, wenn beide Sitzungen und der Umzug vorbei sind und hoffentlich alles gut geklappt hat.“

Karten für die Sitzungen am 25. Januar und 11. Februar, jeweils 19.11 Uhr im Dekanatszentrum, gibt es bei Evas Fototreff im E-Center Tel. (0 93 21) 38 96 38.

Nachmeldungen für den Landkreisumzug an Rosenmontag bitte eilig per Mail: kurt@derengel.com

Die besten Kubicki-Sprüche

„Die Situation, in der wir uns befinden, erinnert mich fatal an die Spätphase der DDR. Die ist irgendwann implodiert.“

Im Dezember 2010 im „Spiegel“ zum desolaten Zustand der FDP.

„Ich würde in Berlin zum Trinker werden, vielleicht auch zum Hurenbock. (...) Ich bin jetzt 58, ich will meine politische Karriere überleben.“

Auf die Frage, ob der Landtag in Kiel für einen ehrgeizigen Mann ausreiche.

„Wir haben Protagonisten in der Partei, die – weil sie keinen Arsch in der Hose haben – immer behaupten, die anderen seien schuld.“ Seitenhieb im März 2010 im Kieler

Landtag gegen Andreas Pinkwart und Staatsministerin Cornelia Pieper.

„Ich sehe einigermaßen gut aus, aber ich habe die Ausstrahlung eines Kühlschranks.“

Kubicki über Spitzenkandidat Kubicki, nach der verlorenen Landtagswahl 2005 in Schleswig-Holstein.

„Die Parolen aus dem Ministerium erinnern mich inzwischen an die Meldungen aus dem Oberkommando der Wehrmacht. Dort hat man auch noch bis zum Frühjahr 1945 gemeldet, dass der Krieg gewonnen werden würde.“

Kubicki 2008 über die Bewertung der Pisa-Ergebnisse durch Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD), die mäßige Ergebnisse schöngeredet hatte.

„Hat Ihre Abneigung gegen die Kopfpauschale auch damit zu tun, dass Ihre Familienplanung etwas aus dem Ruder gelaufen ist?“

2010 in der „Zeit“ als Anspielung auf ein außereheliches Kind von CSU-Chef Horst Seehofer.

„Wir stehen vor einem Scherbenhaufen nicht nur unserer Politikvermittlung, sondern unserer Politik schlechthin.“

In einem Strategiepapier im Januar 2011

„Wenn ich abends spät nach Hause komme, kann ich mich am besten entspannen, wenn ich mir im Fernsehen alte Kriegsfilme anschaue.“

Im einem Interview mit der „Zeit“ 2010 zum Thema Entspannung.

„Sie könnten, weil Sie ständig in Terminen sind, den ganzen Tag trinken. Eine Flasche Wein ist da gar nichts, leicht zu verteilen auf fünf Termine. Und abends geht es richtig los.“

Über das Berliner Politiker-Leben

Mit Orden: Geschäftsführer Kurt Engelbrecht
Foto: Norbert Hohler | Mit Orden: Geschäftsführer Kurt Engelbrecht
 
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  • R. H.
    wenn die SPD so weiter macht . muss selbige wohl bald selbst hoffen ueber die 5% Marke zu kommen .....Themen gaebe es genug ...das Einkommen des Kanzlers ist mit Sicherheit ...kein Thema ... grinsen
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