
Sie muss hart im Nehmen sein, einen langen Atem haben, sich für die gute Sache in Vorlagen und Akten voller Paragrafen reinwühlen, Stapel von Formularen ausfüllen, Briefe schreiben: Die gute Sache, das sind die sogenannten Leader-Projekte des Landkreises – und Maja Schmidt ist dafür zuständig, möglichst viele auf den Weg zu bringen, dafür möglichst hohe Fördermittel von der Europäischen Union reinzuholen.
Braucht es dafür eine masochistische Ader? Nervt das nicht? „Nein“, entgegnet die Frau entschieden, lacht. „Wenn man sieht, was daraus wächst, was alles angestoßen wurde, dann ist es jede Mühe wert.“ Gerade ging die Förderperiode 2007 bis 2013 zu Ende, die Zahlen können sich sehen lassen: Insgesamt 42 Projekte wurden umgesetzt, rund 1,5 Millionen Euro an EU-Geldern abgegriffen.
„Das klingt nicht unbedingt spektakulär, aber mit Hilfe dieser Gelder wurden Investitionen von rund acht Millionen Euro ausgelöst“, erläutert Maja Schmidt, die seit Ende 2003 diesen Job macht. Ist sie eigentlich verdammt dazu, in jeder Förderperiode mehr Projekte auf den Weg zu bringen, mehr Geld rauszuholen? „Nein“, sagt sie und verweist auf ihre Zahlen von 2000 bis 2006: Damals war die Gesamtsumme wesentlich höher – aber nur, weil das Kunst- und Kulturzentrum in Dettelbach alleine über vier Millionen Euro Förderung erhalten hat. An diesem Beispiel erklärt Schmidt, wie es möglich ist, über die maximale Fördersumme von 150 000 Euro zu kommen: Voraussetzung ist, dass die Staatsregierung in München anerkennt, dass es sich um ein sogenanntes „Leuchtturm-Projekt“ von überragender Bedeutung handelt. „Dann sind ganz andere Summen möglich.“
In der letzten Förderperiode traf dies auf das Deutsche Fastnachtmuseum in Kitzingen zu: Gut 400 000 Euro an Leader-Geldern flossen in das neue Kulturzentrum, zweckgebunden für die Ausstattung, also beispielsweise Exponate, Beamer, Vitrinen. „Aus anderen Fördertöpfen wurden beispielsweise der Haus- und Grundstückskauf, der Architekt oder die Baumaßnahme selbst bezahlt.“
Ein schönes Beispiel für das Zusammenspiel von Leader-Vorhaben ist das Projekt „Gelbe Welle“: Dabei geht es um Kanu-Touren entlang des Mains, die dem Gesamtziel „Attraktivität des Tourismus steigern“ dienlich sind. Insgesamt fast 160 000 Euro wurden für sieben Teilprojekte im Landkreis von der EU ausbezahlt, darunter fast 17 000 Euro für Beschilderung und Landschaftspflege der 14 Main-Kommunen. Außerdem gab es Geld für Rastplätze in Marktbreit, Volkach, Nordheim, Kitzingen, Segnitz und Dettelbach.
Zwei bekannte Kulturprojekte stehen ebenfalls auf der Förderliste von Maja Schmidt: Für die Instandsetzung und Aktivierung des Kirchenburgmuseums Mönchsondheim gab es einen Leader-Zuschuss von 150 000 Euro, bei einer Gesamtinvestition von über 600 000 Euro. Auch der Kulturraum ehemalige Synagoge Obernbreit profitierte: Für die Ausrichtung von Veranstaltungen und Projekttagen gab es gut 140 000 Euro.
Bei aller Freude über das Erreichte: Jetzt gilt es für Schmidt, in der sogenannte Lokalen Aktionsgruppe (LAG) die Weichen dafür zu stellen, dass der Landkreis auch in den kommenden sechs Jahren (bis 2020) wieder Leader-Fördergelder bekommt. „Neben Klassikern wie Kultur- und Tourismusförderung wird die Demografie eine größere Rolle spielen“, so Schmidt. Denkbar sei, dass beispielsweise Dorfläden unterstützt werden könnten.
Geboren wird das Konzept aber keineswegs im stillen Kämmerlein, vielmehr ist jede(r) Bürger(in) willkommen, seine Ideen einzubringen.
Nächste Gelegenheit ist bei der Regionalkonferenz am Montag, 2. Juni, 18 Uhr, in der Kitzinger Richard-Rother-Realschule (Infos siehe links).
Fakten zum Leader-Projekt
Die Europäische Union und jedes Bundesland fördern gemeinsam Entwicklungsstrategien zur Stärkung und Weiterentwicklung des ländlichen Raums. Ziel ist, diesen Lebens- und Wirtschaftsräumen neue Impulse zu geben. Zur Umsetzung wurden lokale Aktionsgruppen (LAG) eingerichtet.
Der LAG Kitzingen gehören 30 Gemeinden des Landkreises (außer Geiselwind) an, Wirtschafts- und Sozialverbände, auch beispielsweise Sparkasse, GWF, IHK. Jeder kann in den Verein eintreten, Gremien des Vereins sind Vorstand und Beirat. Geschäftsführerin ist Maja Schmidt, deren Stelle am Landratsamt angesiedelt ist.
Fünf strategische Arbeitskreise hat die LAG Kitzingen, nämlich 1. für Demografie und Soziales; 2. Natur, Landschaft, Wasser, Klima; 3. Landwirtschaft und Wein; 4. Tourismus und Kultur sowie 5. Standort und Wirtschaft.
Die Fördergelder bis ins Jahr 2013 teilen sich wie folgt auf: 20 Projekte Tourismus/Kultur (1 Million Euro), elf Projekte Gesellschaft/Lebensqualität (440 000 Euro), fünf Projekte Landwirtschaft (50 000 Euro) und fünf Projekte Wirtschaftliche Entwicklung (keine Fördergelder).
Kontakt: Maja Schmidt, Kaiserstr. 4
97318 Kitzingen, Tel. (09 321) 928 1502
Mail: lag-ziel@kitzingen.de noh
Die Marshalls Wohnungen wären ein optimales Leader-Projekt geworden!
Ampeln und B8 werden mit dieser Stadtregierung weiter auf der langen Bank hin und her verschoben und ausgesessen
Ich sags mal frei nach Karl Valentin:
"Können hättens schon dürfen, bloß mochte keiner wollen."
Im Original: "Mögen hätte ich schon wollen,aber dürfen habe ich mich nicht getraut. " Karl Valentin
Zumindest auf der B 8