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LANDKREIS KITZINGEN
Es hagelt Anzeigen: Mit dem Frühling kommt der Müll
Es hagelt Anzeigen: Mit dem Frühling kommt der Müll
Foto: Polizei
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 19.12.2017 02:59 Uhr

Der Frühling ist an und für sich eine schöne Zeit. Für Helmut Pfaff weniger. Im Frühling muss Helmut Pfaff immer wieder zu Müllbergen und illegalen Ablagerungen ausrücken. Helmut Pfaff ist seit vier Jahren Sachbearbeiter Umwelt bei der Kitzinger Polizei. Alleine in diesem März 25 Mal. „Und das waren alles keine Lappalien.“

Bauschutt entlang von Wiesen oder Weinbergen. Mehrere Bündel Prospekte in der Flur, eingepackte Fleischwaren am Rand der Staatsstraße zwischen Volkach und Kitzingen. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Ab und zu muss sich Pfaff auch mit richtig unappetitlichen Fällen auseinandersetzen. Säcke mit Hausmüll, aus denen schon die Würmer kriechen.

In der Regel wird die Polizei von aufmerksamen Zeugen über Müllablagerungen in der Flur informiert. Pfaff macht sich jedes Mal auf den Weg und sucht im Abfall nach verwertbaren Fundstücken. Kontoauszüge, ein Briefkopf, irgendeine Adresse: In den meisten Fällen wird er fündig. Pfaff sucht den vermeintlichen Missetäter auf und konfrontiert ihn mit der Tat. „Die meisten sind einsichtig und zahlen das Verwarnungsgeld“, sagt er. Zwischen 30 und 55 Euro liegt der Ermessensspielraum.

Jede Menge Schutt fällt bei Renovierungen von Hof und Haus an. Immer wieder werden größere Mengen illegal in Waldstücken oder entlang von Weinbergen entsorgt. Etwa zehn Mal pro Jahr muss Pfaff in solchen Fällen ermitteln – obwohl Kleinmengen von bis zu 160 Kilogramm ja auf der Bauschuttdeponie kostenlos abgegeben werden können. Hilft in vielen Fällen nichts. Und deshalb geht Pfaff Hinweisen aus der Bevölkerung nach oder nimmt Gesteinsproben mit und fährt die umliegenden Ortschaften ab. Wo eine Baustelle ist, da fragt er ganz gezielt nach. Die Delinquenten bekommen neben einer Geldstrafe ein Zeitfenster eingeräumt, in dem sie den Müll eigenhändig entsorgen müssen. „Das wird von uns natürlich überwacht“, sagt er.

Das Gesetz spricht in diesen Fällen von einer Ordnungswidrigkeit nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz. Und die wird auf jeden Fall geahndet. Wer uneinsichtig ist, muss mit einer Anzeige vom Landratsamt, mit dem die Polizei eng zusammenarbeitet, rechnen. „Dann fällt das Bußgeld deutlich höher aus“, erklärt Pfaff.

Helmut Pfaff und seine Kollegen gehen jedem Hinweis nach. Bekannte Abladestellen wie der Parkplatz zwischen Kitzingen und Hörblach sollen erst gar nicht vermüllen. Das zieht der Erfahrung nach nur Zweit- und Dritttäter an. „Im letzten Jahr mussten wir zwei-, dreimal mit Containern kommen, um alle Hinterlassenschaften wegzukarren“, erinnert sich der Beamte. Die Straße durch den Klosterforst ist vor zwei Jahren auch deshalb für den Verkehr gesperrt worden, weil sie als Müllabladeplatz missbraucht worden ist.

Plastiktüten und Verpackungen finden sich fast überall in der Flur. Es gibt aber einige Stellen, die bei Müllfrevlern ganz offensichtlich besonders beliebt sind. Georg Günther und seine Mitarbeiter vom städtischen Bauhof in Kitzingen können davon ein Lied singen. Entlang des Netto-Logistikzentrums, an der Panzerstraße und letztendlich an jedem Containerstandort in der Innenstadt. „In den letzten Wochen hat es wieder arg zugenommen“, bestätigt Günther. Die meisten Hinterlassenschaften würden die Kitzinger Bürger gar nicht sehen – weil seine Mitarbeiter jeden Tag ab 6 Uhr in der Früh tätig werden. „Bis 8 Uhr sieht alles wieder ganz sauber aus“, sagt er und verflucht einen Trend unserer Zeit. „Coffee-to-go-Becher sind ganz schrecklich.“

Wie auch immer die Umweltverschmutzung aussieht: Eine typische Tätergruppe gibt es nicht. Die meisten sind jung, hat Pfaff festgestellt. Häufig werfen sie ihren Müll nach Wohnungswechseln in die Flur. Im Stadtgebiet Kitzingen sind es immer wieder ausländische Mitbürger, die ihre Plastiktüten an Containerstandorten abstellen. Er versucht jedes Mal, mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen. Mit Erfolg: Wiederholungstäter sind die absolute Ausnahme.

Den Schreibtisch voller Arbeit: Helmut Pfaff ist Sachbearbeiter Umwelt bei der Polizei Kitzingen. Mit seinem Kollegen Helmut Dürr kümmert er sich um die Hinweise aus der Bevölkerung.
Foto: Ralf Dieter | Den Schreibtisch voller Arbeit: Helmut Pfaff ist Sachbearbeiter Umwelt bei der Polizei Kitzingen. Mit seinem Kollegen Helmut Dürr kümmert er sich um die Hinweise aus der Bevölkerung.
Jede Menge Anzeigen auf dem Schreibtisch.
Foto: Ralf Dieter | Jede Menge Anzeigen auf dem Schreibtisch.
 
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