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Kitzingen
Erster Schritt gegen Kitzinger Kita-Notstand
In Kitzingen fehlen mehr als 200 Betreuungsplätze für Klein- und Kindergartenkinder. Die Stadt schafft nun 14 Plätze in der Natur. Sie sind Teil eines Versprechens des neuen OB.
Die Idee einer Naturgruppe - hier im Kindergarten Willanzheim - soll nun auch in Kitzingen umgesetzt werden.
Foto: Christiane Deppisch | Die Idee einer Naturgruppe - hier im Kindergarten Willanzheim - soll nun auch in Kitzingen umgesetzt werden.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 07.06.2020 02:10 Uhr

Unter den familienfreundlichsten Klein- und Mittelstädten Deutschlands rangiert Kitzingen nach einer aktuellen Studie des Branchenblattes „Kommunal“ weit oben auf Platz acht. „An der Kinderbetreuung kann es nicht gelegen haben“, sagte Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) im Stadtrat. Denn nach wie vor fehlen der Stadt mit Blick auf die nächsten drei Jahre rund 150 Krippenplätze, hinzu kommt ein akuter Mangel an 80 Kindergartenplätzen. Für den dreifachen Familienvater Güntner ist das Thema so bedeutend, dass er es zu einem zentralen Punkt im Kommunalwahlkampf gemacht hatte. Jetzt hat der Stadtrat beschlossen, den Kindergarten in der Alemannenstraße um eine Naturgruppe zu erweitern. Für Güntner ein „erster Schritt“, der Not zu begegnen und sein im Wahlkampf gemachtes Versprechen einzulösen.

Bis zu 14 neue Plätze für Kinder ab drei Jahren sollen auf diese Weise entstehen. Die Pläne der Stadt sehen vor, ein rund 600 Quadratmeter großes Grundstück herzurichten und mit natürlichen Elementen wie Sand, Rindenmulch oder Baumstämmen auszustatten. Über eine kleine Brücke soll das am Mühlbach gelegene Areal mit dem Neubau des Kindergartens verbunden werden, der dort in naher Zukunft – zusätzlich zu dem vorhandenen – entstehen soll. Ein beweglicher Bauwagen auf dem Gelände dient den Kindern als Notunterschlupf bei Regen oder allzu strengem Frost. Auch ein mobiler Toilettenwagen soll – bis zum Bau separater WC-Anlagen – aufgestellt werden. Die beiden Wagen müssen deshalb beweglich bleiben, damit das Gelände bei Hochwasser des Baches rasch geräumt werden kann.

Debatte um Größe und Kosten des Bauwagens

Das Projekt sei schnell und relativ günstig umzusetzen, sagte Güntner. Rund 150 000 Euro sind dafür veranschlagt; allein 73 000 Euro entfallen auf den Bauwagen, kein herkömmlicher, sondern kindgerecht ausgestattet, wie der OB erklärte. Dennoch erschienen einigen Räten die Kosten sehr hoch. Einen „Zirkuswagen, isoliert“ bekomme man für 50 000 Euro, rechnete Klaus Sanzenbacher (Grüne) vor. Auch Manfred Paul (SPD) erklärte, ein ausgebauter Wagen für den Kindergarten sei nach seinen Recherchen für 50 000 Euro zu haben. Eine Aussage, die Hauptamtsleiter Ralph Hartner auf den Plan rief. „Meine Mitarbeiterinnen haben mehr als gut recherchiert. Im Übrigen wäre es hilfreich, Herr Paul, uns Zahlen vor der Sitzung zuzuschicken, wenn Sie hören, dass etwas günstiger ist. Jetzt ist das unglücklich.“

Timo Markert (CSU) ging es um die Größe des Bauwagens. Acht auf 2,50 Meter – da bleibe bei acht Kindern jedem gerade zweieinhalb Quadratmeter. „Ein Hund hat in seinem Zwinger zwölf Quadratmeter zu haben.“ Auch hier griff Hartner in die Debatte ein. Der Grundgedanke einer Naturgruppe sei, dass die Kinder sich im Freien aufhalten. „Es ist nicht die Regel, dass sie in der Frostperiode fünf Tage die Woche im Wagen verbringen.“ Zudem würden Eltern sich schon Gedanken machen. Hiltrud Stocker (CSU) empfahl einen Blick in den 2002 eröffneten Waldkindergarten am Kitzinger Hammerstielweg. „Die Kinder verbringen den ganzen Tag draußen und nutzen den Bauwagen nur im Notfall.“

Sorge um Defizite der Kitas in der Krise

Brigitte Endres-Paul (SPD) trieb eine andere Sorge um. Der Freistaat habe sich in der Corona-Krise bereit erklärt, Eltern zu entlasten und die Kita-Gebühren zu übernehmen, wenn deren Kinder Krippe oder Kindergarten nicht nutzen können. Doch die Pauschalbeiträge, die der Freistaat den Kindergärten als Ausgleich überweist, sind nicht kostendeckend. Aufgeschreckt durch einen Artikel in dieser Zeitung, demzufolge die Stadt Würzburg mit einer Übernahme des Defizits zögert, wollte Endres-Paul vom OB wissen, wie die Stadt Kitzingen dies zu regeln gedenke. Der verwies darauf, dass die Stadt schon jetzt 90 Prozent des jeweiligen Defizits der Kitas trage. Hartner fügte hinzu: „Man kann in der Krise sicherlich über einen weiteren Ausgleich sprechen. In Würzburg ist der Stadtrat offenbar nicht so großzügig.“

 
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