"Informationsaustausch mit den Vertretern der touristischen Betriebe" – so lautete ein Tagesordnungspunkt im Kultur- und Tourismusausschuss der Stadt Prichsenstadt. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches, doch in Wirklichkeit war das der Startschuss für eine künftige Zusammenarbeit der touristischen Betriebe mit dem Stadtrat in Form eines Tourismusbeirates. In dieser Zusammensetzung soll alle drei Monate getagt werden.
In der Vergangenheit nämlich hatten sich der Rat und die touristischen Betriebe jeweils über eine nicht vorhandene Zusammenarbeit mit der Gegenseite beklagt. Die Gründe dafür sind derart viel- und tiefschichtig, dass sie den Rahmen dieses Berichtes sprengen würden. Immer wieder sprachen beide Seiten die Wichtigkeit einer Kooperation an, und die ist jetzt vom Kultur- und Tourismusausschuss durch einen Tourismusbeirat ins Leben gerufen worden. Zur jüngsten Sitzung waren Andrea Kohles, Ina Keßler und Martin Wagner eingeladen und gleich mit Rede-, aber ohne Stimmrecht versehen worden. Diese drei sind als Sprecher aller touristischen Betriebe das Bindeglied zwischen Räten und Betrieben, Sprecherin der drei ist Andrea Kohles.
Kein Massentourismus wie in Volkach
Anders als beispielsweise in Volkach "gibt es bei uns keinen Massentourismus", sagte Kohles, "den wollen wir hier auch gar nicht haben". Gemeinsam mit der Stadt sollen Ideen für zukunftsweisende Projekte entwickelt werden, und dazu gehöre auch ein einheitliches Bild aller zehn Ortsteile nach außen. "Prichsenstadt ist nicht nur der Altort, sondern das sind alle zehn Ortsteile." Kohles sprach auch viele Ideen an, die auch auf der Tagesordnung des Ausschusses standen, etwa ein Mehrgenerationenplatz, touristische Ortseingangsschilder oder eine Neugestaltung des Westtores.
Grundlegend sei es, so Kohles weiter, sich Gedanken über den Tourismus in Prichsenstadt zu machen. "Wofür steht Prichsenstadt?", fragte sie und lieferte gleich eine Antwort mit: "Für eine intakte Natur, den benachbarten Steigerwald, viele Wanderwege und vor allem Ruhe und viele Rückzugsorte in der Natur." Viele Touristen, so ihre Erfahrung, würden es genießen, abseits des Rummels mal in Ruhe einen Kaffee in einer entspannenden Atmosphäre genießen zu können. Es könnten beispielsweise Radtouren durch alle zehn Orte angeboten werden, und jeder Ortsteil könne seine Besonderheit herausstellen. "Unsere Zielgruppe sollten eher ältere Touristen oder Familien mit Kindern sein", sagte Werner Hillger, "und wir sollten wirklich alle Ortsteile aktiv mit einbeziehen."
Bürgermeister wünscht sich vor allem Kontinuität
Bürgermeister René Schlehr wünschte sich in der Zusammenarbeit mit den touristischen Betrieben vor allem "Kontinuität". Was ein mögliches Konzept für Tourismus betreffe, verwies Schlehr auf die Dorfschätze (eine kommunale Allianz von neun Ortschaften, www.dorfschaetze.de, Anm. d. Red.). "Dort haben wir uns natürlich auch Gedanken gemacht", so Schlehr. Nur: ein lokales touristisches Konzept werde vom Amt für ländliche Entwicklung finanziell nicht unterstützt.
Eine Art Programmheft für die Angebote Prichsenstadts, wie Fabian Uhl vorschlug, bezeichnete Schlehr als guten Ansatzpunkt. Auch Uhls Idee, den Ort verschiedenen Busunternehmen als Zwischenziel für Ausflugsreisen anzubieten, stieß auf offene Ohren. Dann sollten aber auch die 50 Personen nicht nur Kaffee trinken und an einer Nachtwächtertour teilnehmen, sondern nach Möglichkeit auch warm Essen können, sagte Schlehr.
"Im Dialog mit der Stadt könnte es funktionieren", so Andrea Kohles. Was auch vor dem Hintergrund, dass im Mai Katharina Pachter als Nachfolgerin von Simone Kolb die neue Tourismuskraft der Stadt sein wird, als "nicht unwahrscheinlich" erscheint. Nach der Sitzung äußerten sich die drei Vertreter der touristischen Betriebe gleichlautend zufrieden mit der ganzen Sitzung.