Schwere Misshandlung, Haltung in verdreckten
Gehegen und falsche Ernährung: Die Schildkröten von Sandra Malguth haben meist Schlimmes erlebt, bevor sie zu der Hoheimerin kommen. Die 40-Jährige päppelt sie dann auf, gibt ihnen einen Platz in einem schönen Gehege und füttert sie mit frischen Gartenkräutern. Denn die Bürokauffrau betreibt seit März 2011 die erste Auffangstation für Landschildkröten in Nordbayern mit amtstierärztlicher Abnahme.
Sandra Malguth
Die Station, das sind acht verschiedene Innen- und Außengehege, in denen Schutzhäuser stehen und Kräuterpflanzen wachsen. Auf dem Gras krabbeln derzeit die acht Schildkröten Daggy, Philipp, Maya, Leo, Bambam, Fred, Wilma und Hermine. Die jüngste wird bald ein Jahr alt, die älteste ist 16.
Für die Anzahl der Tiere hat sich Malguth keine Obergrenze gesetzt, denn angenommen werden alle Schildkröten, die andere Leute nicht mehr haben möchten, oder die die Hobbyzoologin vom Tierheim bekommt. Sie setzt die Reptilien dann zunächst in ein Quarantäne-Gehege, wo sie vom Tierarzt untersucht werden. Wenn sämtliche Tests die Gesundheit bestätigen, dürfen sie in die Außen-Quarantäne. Hier schaut Malguth, wie sich die Schildkröten vertragen. Erst wenn alles passt, dürfen sie zu den anderen.
Ein großer Aufwand, der viel Zeit in Anspruch nimmt und teuer ist. Doch die Mutter von einem Jungen und einem Mädchen bekommt dafür kein Geld, sie finanziert ihr Hobby selbst, aus Liebe zu den Reptilien. „Es ist mein Herzenswunsch, Tieren zu helfen und ihnen ein artgerechtes Zuhause zu geben. Außerdem finde ich Schildkröten einfach unheimlich toll“, schwärmt Malguth. Sie ist, seit sie denken kann, von den Lebewesen fasziniert.
„Als kleines Mädchen habe ich im Zoogeschäft immer begeistert die Wasserschildkröten beobachtet“, sagt die 40-Jährige. Vor 14 Jahren hat sie sich ihren Wunsch erfüllt und eine Schildkröte angeschafft.
Sie hat sie von Tierhaltern bekommen, die ihre nicht mehr haben wollten. „Es war einfach schrecklich, wie die Schildkröte gehalten wurde. Sie musste in einem dunklen Gehege zusammen mit einem Leguan, Zebrafinken und Rebhühnern leben. Das Tier war total verdreckt und verstört, als ich es bekam“, erzählt Malguth.
So einen Fall gibt es nicht selten. Immer wieder erlebt die Hoheimerin überforderte Tierhalter. Irrtümlicherweise geben diese beispielsweise den Schildkröten häufig Tomaten zu essen – Gartenkräuter sind da wesentlich besser, weiß die Tierliebhaberin.
Deshalb geht sie jeden Morgen auf die Wiese und sammelt Spitzwegerich, Taubnessel und Löwenzahn, alles Delikatessen für Landschildkröten.
Trotz ihres umfangreichen Wissens war für Malguth Einiges an Vorbereitung nötig, um eine Schildkröten-Auffangstation betreiben zu dürfen. So musste sie einen Sachkunde-Nachweis beim BNA (Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz) erbringen und eine Schulung in Reptilienkunde machen. Zudem erfolgte eine amtstierärztliche Abnahme durch das Veterinäramt.
Die 40-Jährige hat alle diese Hürden gemeistert und kümmert sich seitdem mit ihrer ganzen Familie um die Tiere. Sie nimmt nicht nur die Schildkröten auf, sondern berät Tierhalter, was Fragen über Haltung, Gehegebau, Ernährung und die Winterstarre angehen. Auch einen Schildkröten-Stammtisch hat sie mittlerweile gegründet.
Mit ihrem Schildkrötenparadies ist die Bürokauffrau zwar zufrieden, dennoch möchte sie es bald weiter ausbauen. „Mein größter Traum ist ein riesiges Gehege mit mediterranen Pflanzen. Ich habe da ein 5000 Quadratmeter großes Feld im Blick“, sagt Malguth mit einem Strahlen im Gesicht.
Weitere Informationen: Der Schildkrötenstammtisch findet alle drei Monate statt. Das nächste Mal am 15. Juli im Gasthaus Geier in Mainstockheim. Um 19 Uhr stellt Sandra Malguth Bücher und Kräuter vor. Für die Auffangstation werden Sponsoren dringend gesucht. Kontakt: Tel. (01 60) 96 96 70 86, e-mail: info@landschildkroeten-auffangstation-kitzingen.de, Homepage: www.landschildkroeten-auffangstation-kitzingen.de.