
Anfang April trafen sich 20 Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a des Gymnasiums Steigerwald-Landschulheim Wiesentheid (LSH) mit zwei ihrer Lehrerinnen in Prichsenstadt, um auch dieses Jahr wieder die Stolpersteine und Gedenktafeln dort zum Glänzen zu bringen. An den letztjährigen Projekttagen hatten sie sich bereits mit dem Thema "Stolpersteine" auseinandergesetzt und eine derartige Reinigungsaktion durchgeführt.
Das Thema hatte nachhaltigen Eindruck bei den Kindern hinterlassen und so war es für die meisten selbstverständlich, sich wieder an einer solchen Aktion zu beteiligen, dieses Mal allerdings in ihrer Freizeit. Gesagt, getan. Wolf-Dieter Gutsch vom Verein Alt Prichsenstadt e.V. war ebenfalls dabei und erzählte etwas über die am Friedhof angebrachten Gedenktafeln für gefallene Soldaten im 1. und 2. Weltkrieg, aber auch für die aus Prichsenstadt deportierten Jüdinnen und Juden. Hier ging er auf eine Besonderheit ein: Während ein im 1. Weltkrieg gefallener jüdischer Soldat mit einer Gedenktafel geehrt wurde, gibt es für seine Frau Martha, ebenfalls Jüdin, auch eine: sie wurde im Jahr 1942 mit neun weiteren Jüdinnen und Juden aus der Stadt deportiert und in Ostpolen ermordet. Anhand einer weiteren Gedenktafel illustrierte Gutsch, dass von den Nationalsozialisten auch Menschen umgebracht wurden, deren Leben aufgrund von geistiger oder körperlicher Behinderung als "nicht lebenswert" galt. Diese Einblicke in Einzelschicksale bewegten die Anwesenden sichtlich.
Nach dem kurzen Vortrag machten sich die Kinder in fünf Gruppen mit viel Hingabe gemeinsam ans Werk und brachten die Stolpersteine und Gedenktafeln wieder zum Strahlen. Als Belohnung gab es nach der Aktion eine Brotzeit, die der Verein Alt Prichsenstadt spendierte. Auch im nächsten Jahr soll es wieder eine derartige Aktion geben und es ist angedacht, dass in Zukunft jeweils eine Klasse / Jahrgangsstufe des LSH eine Art Patenschaft für die (Reinigung der) Stolpersteine pro Schuljahr übernimmt. So kommen die Lernenden mit der Geschichte der Stolpersteine direkt in ihrem Umfeld in Berührung und es wird die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus am Leben erhalten.
Von: Eva Burkard (Lehrerin, Gymnasium Steigerwald-Landschulheim Wiesentheid)
