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KITZINGEN
Er bringt sie alle zum Schwitzen
Hereinspaziert: Detlef Apfelbacher arbeitet als Saunameister im aqua-sole.
Foto: RALF DIETER | Hereinspaziert: Detlef Apfelbacher arbeitet als Saunameister im aqua-sole.
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:54 Uhr

Er hat einen schweißtreibenden Beruf. Und das bei jedem Wetter. Detlef Apfelbacher ist Saunameister im aqua-sole. So viel nackte Haut wie er sieht kein anderer Kitzinger. 2001 fing seine Karriere bei den Kitzinger Stadtbetrieben an. Damals hat er seine Lehre als Fachangestellter für Bäderbetriebe begonnen. Dass er 13 Jahre später als Saunameister Aufgüsse zubereitet und die Menschen zum Schwitzen bringt, hätte der Albertshöfer damals selbst nicht gedacht. Aber nach der dreijährigen Ausbildung war für Apfelbacher beruflich längst nicht Schluss. Im Februar 2005 begannen für ihn die härtesten Wochen seines beruflichen Lebens: die Ausbildung zum Saunameister.

„Jeder denkt, dass es mit Handtuch wedeln und Aufguss machen getan ist“, sagt Apfelbacher und lächelt. Er hatte selbst einmal so ähnlich gedacht. Dann erfuhr er beim Lehrgang in Gütersloh innerhalb von zweieinhalb Wochen alles Grundlegende über den menschlichen Körper, den Kreislauf und die Haut. „Von 80 Teilnehmern ist die Hälfte durchgefallen“, erinnert er sich. Apfelbacher hat auch nach den Vorlesungen, am Abend, noch gelernt und die Prüfung bestanden. Im März 2005 durfte er sich geprüfter Saunameister nennen. Jetzt fehlte nur noch die Sauna.

Der Kitzinger Stadtrat hat sich 2007 für den Um- und Neubau des alten Kitzinger Hallenbades entschieden. Am 21. Februar 2009 eröffnet das aqua-sole, die Betriebsführung hat seither die DSBG Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft mbH & Co. KG. Apfelbacher kann sich an den Termin noch gut erinnern. Die neu geschaffene Saunalandschaft zieht seither Jahr für Jahr rund 57 000 Besucher an. Mit jährlich steigenden Besucherzahlen, wie Betriebsleiterin Birgit Grübler berichtet. Der Albertshöfer und seine neun Kollegen – inklusive 400 Euro-Kräfte – machen ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich. Aber das ist längst nicht alles, was ein Saunameister zu leisten hat. Um 7 Uhr in der Früh beginnt der Arbeitstag. Und er endet eine Stunde, nachdem der letzte Gast die Sauna verlassen hat. Je nach Wochentag um 22, 23 oder 24 Uhr. In drei Schichten arbeiten die Saunameister im aqua-sole. Wer die Frühschicht übernimmt, der darf erst einmal zwei Stunden lang intensiv sauber machen. Jede der sechs Saunen und das Dampfbad werden einmal pro Woche von Grund auf gereinigt: alle Bänke raus, alkalische Reiniger rein, zwei Mal Boden schrubben, zwei mal wieder mit Wasser abspülen. Die anderen Saunen werden täglich desinfiziert und sauber gewischt. Das Tückische daran: Um 9 Uhr stehen schon die ersten Gäste an der Kasse. Und die wollen in eine heiße Sauna. „Um 7 Uhr fahren wir die Saunen hoch“, erklärt Apfelbacher. „Wir putzen bei 40 bis 60 Grad.“

Kälter wird der Arbeitstag nur selten. Jede Stunde bietet das aqua-sole einen Aufguss an. Und den zelebrieren die Saunameister. 70 verschiedene Aufgüsse haben sie im Lauf der Jahre entwickelt. „Alles selbst erfunden“, sagt Apfelbacher stolz. Und alles am eigenen Körper ausprobiert. Wirkt das mediterrane Peeling aus Olivenöl, Zucker und Zitrone am besten nach einer fünf- oder zehnminütigen Pause? Sollte man sich danach warm oder kalt abduschen? „Wir probieren alles selber aus“, sagt Apfelbacher. „Nur, was uns selbst gefällt und gut tut, kommt auch in den Ordner und wird angewendet.“

Erfindungsgeist und Kreativität zeichnet die Kitzinger Saunameister aus. Beim Aufguss „Savanne“ wedeln sie mit Palmblättern, während im Hintergrund dezent afrikanische Musik läuft, beim Aufguss „Wikinger“ wedeln sie zu keltischer Musik mit einem Schild und beim „Mediteraner“ reichen Sie ein Peeling zwischen den Aufgussrunden.

Dazu gehört eine gute Kondition und ein gesunde Konstitution. „Das Wedeln ist für uns richtig anstrengend“, bekennt der Albertshöfer. Jeder Gast sollte pro Aufguss mindestes einmal angewedelt werden. Und bei jedem Wedeln bekommen die Saunameister selbst einen Schwall heiße Luft ab. „Man muss körperlich fit sein“, sagt Apfelbacher. Zumal der ideale Saunagang zwischen 12 und 15 Minuten beträgt.

„Aufguss ist nicht gleich Aufguss“, sagt Apfelbacher und runzelt die Stirn. Er begreift den Aufguss als Service am Gast, als Dienstleistung. „Die Gäste kommen doch hierher, um sich zu entspannen und sich wohl zu fühlen.“ Da gehört viel Information dazu. Und die Sicherheit geht immer vor.

„Der Körper spricht zu uns. Wir müssen ihm nur zuhören.“
Detlef Apfelbacher Saunameister

Zehn Minuten vor dem Aufguss wird die Sauna gelüftet, vor dem Aufguss erklären Apfelbacher und seine Kollegen genau, was auf die Gäste zukommt. Beispielsweise beim Eis-Aufguss, dem heißesten seiner Art im aqua-sole. „Es gibt immer wieder mal Fälle, in denen der Kreislauf den Gästen einen Streich spielt“, erzählt der 45-Jährige. Atemnot, Schwindel, Bewusstlosigkeit: Die Saunameister haben schon einiges erlebt. „Deshalb bleiben wir auch immer ein paar Minuten nach dem Aufguss draußen stehen und schauen, ob alles in Ordnung ist“, erklärt Apfelbacher. Sein Tipp für alle Saunierenden: Keinen falschen Ehrgeiz vortäuschen, lieber die Sauna verlassen, wenn die Anzeichen auf eine vorübergehende Schwäche hindeuten. Langsam aufstehen, langsam hinausgehen, ein paar Runden an der frischen Luft drehen. Danach ist in der Regel alles wieder in Ordnung. „Der Körper spricht zu uns“, ist sich der Familienvater sicher. „Wir müssen ihm nur zuhören.“

Wer Detlef Apfelbacher zuhört, der kann einiges über das richtige Saunieren lernen. Fußbäder sollten beispielsweise nur bis zum Knöchel eingelassen werden. „Sonst bringen sie gar nichts.“ Und wer sich beim Schwitzen in der Sauna öfters am Hals kratzt, der braucht sich nicht wundern, wenn er an der Stelle einen roten Flecken bekommt. „Die Schutzschicht für den Körper wird beim Kratzen unterbrochen“, erklärt der Saunameister, der die ruhige und entspannte Atmosphäre in seinem Berufsumfeld zu schätzen weiß. Privat geht er allerdings nie in die Sauna. Sein Beruf kostet ihn schon genug Schweiß.

Das aqua-sole sucht immer wieder Saunameister. Auch Quereinsteiger sind willkommen. Kontakt unter Tel. 09321 / 39 00 7-0 oder per E-Mail: gruebler@aqua-sole.de

Routine: Eine Ice-cube-challenge gibt es im aqua-sole täglich. Saunameister Andreas Kaiser und Detlef Apfelbacher unter dem Bottich mit eiskaltem Wasser.
| Routine: Eine Ice-cube-challenge gibt es im aqua-sole täglich. Saunameister Andreas Kaiser und Detlef Apfelbacher unter dem Bottich mit eiskaltem Wasser.
Arbeitsplatz: Detlef Apfelbacher kommt aus einer der sechs Saunen im aqua-sole.
| Arbeitsplatz: Detlef Apfelbacher kommt aus einer der sechs Saunen im aqua-sole.
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