
Sie nennen sich Online-Marketing-Consultant, SEO-Spezialist oder Marketing-Kampagnen-Entwickler: Verena Stöhlein und Stefan Öder vom Volkacher Internetunternehmen eology haben sich für noch keinen dieser Begriffe entschieden. Die beiden sind dabei, einen Beruf zu erlernen, für den es bisher weder eine genaue Bezeichnung, noch eine Ausbildung gibt. Bedarf dafür aber umso mehr.
Fast jedes Unternehmen bietet seine Waren und Dienste inzwischen auch im Internet an – und will dort von potenziellen Kunden über Suchmaschinen wie Google schnell gefunden werden. Damit dies funktioniert, ist ein gezieltes Suchmaschinenmarketing nötig. Firmen, die sich mit diesem Fachgebiet beschäftigen, existieren bereits zu Tausenden in Deutschland. Ein Mangel an Spezialisten herrscht dennoch. Denn obwohl der Internethandel wächst, gibt es noch keine Ausbildung im Bereich der Suchmaschinenoptimierung (kurz: SEO – aus dem Englischen von „Search Engine Optimization“).
Die eology GmbH in Volkach will Abhilfe schaffen und bietet als Reaktion auf den akuten Mangel an SEO-Spezialisten seit Oktober ein sechsmonatiges Trainee-Programm in genau diesem Fachgebiet an. Die Firma selbst besteht seit Januar 2010 – mit inzwischen 16 Mitarbeitern. Gegründet wurde sie von Axel Scheuering (28) und Daniel Unger (24), die sich während ihres Wirtschaftsinformatik-Studiums an der Universität Würzburg kennenlernten und beschlossen: Ihr Unternehmen sollte nur einen Schwerpunkt haben – SEO.
„Fast alle Firmen, die Webseiten programmieren, bieten ihren Kuden auch SEO an, wir wiederum kümmern uns ausschließlich darum“, so Scheuering. Der Grund: Das Fachgebiet ist mittlerweile sehr vielschichtig und ein vertieftes Wissen in verschiedenen Bereichen nötig. Wie funktionieren Suchmaschinen wie Google, wie sollte eine Webseite nach den neuesten Erkenntnissen aussehen und welche wissenschaftlichen Werkzeuge setzt man zur Analyse ein?
Das alles wollen Verena Stöhlein und Stefan Öder bei eology lernen. Beide sind klassische Quereinsteiger: Stöhlein hat Musikwissenschaften und Germanistik studiert, Öder ist ausgebildeter Soziologe. Die 25-Jährige kam während eines Nebenjobs im Online-Notenversandhandel mit dem Thema SEO in Berührung, ihr ein Jahr älterer Kollege bastelte als Jugendlicher in seiner Freizeit Webseiten und programmierte.
Erfolg durch soziale Intelligenz
Eine gewisse Online-Affinität sei nützlich für den Beruf, gibt Öder zu, „man muss sich schon wohlfühlen im Internet“, ergänzt Stöhlein. Denn nur so könnten sich die beiden in den Nutzer vor dem Bildschirm hineinfühlen, dessen Verhalten interpretieren und für die Suchmaschine übersetzen. Soziale Intelligenz ist eine wichtige Voraussetzung, um im Suchmaschinenmarketing erfolgreich zu sein, ist Scheuering überzeugt.
Der Arbeitsalltag eines Suchmaschinen-Spezialisten ist vielseitig und reicht von der Analyse der Konkurrenzsituation eines Kunden im Netz über die Recherche dazu, welche Buchstabengröße die Texte auf dessen Webseite haben sollten. Im Mittelpunkt der Arbeit steht das sogenannte Linkbuilding, das die Seite des Kunden in den Trefferlisten von Google und Co. weit nach oben katapultieren soll. Dies geschieht durch einen Linkmix, der die Kunden von eology (zum Großteil marktführende Unternehmen aus Deutschland und Österreich) etwa 1000 Euro pro Monat kostet. Wie Linkbuilding funktioniert, erklärt Stöhlein: „Zuerst prüfe ich, wie viele Links ich auf Webseiten platzieren muss, die zum Thema des Kunden passen.“ Denn: Aus der Anzahl dieser Links bestimmen Suchmaschinen die Bedeutung einer Seite.
Anschließend ist eine gute Schreibe gefragt: Um auf anderen Seiten einen Link unterzubringen, bedarf es Texte, die möglichst viele Schlüsselwörter zum Thema des Kunden enthalten – und trotzdem gut lesbar sind. „Wenn ich etwa eine Seite zum Thema Reise voranbringen will, fallen mir dazu vielleicht 60 Schlüsselwörter ein“, so Stöhlein. Nun sei es wichtig, eine Nische im Bereich Reise zu finden, die noch nicht von der Konkurrenz besetzt ist – und die richtigen Wortkombinationen zu verwenden. „Welche Begriffe letztlich in meinem Text landen, gleicht einer Schatzsuche“, sagt Stöhlein. Eine Suche, die vor allem ein Ziel hat: die Umsätze des Kunden anzukurbeln.