Mit gut 20 Stundenkilometer tuckert ein alter, knallroter Traktor über die Landstraße bei Haidt in Richtung Schwarzach. Als Anhänger: ein kleines schmuckes Holzhäuschen, mit einer Miniveranda und einem Holzzaun davor. Klaus Henninger fährt, seine Frau Geli sitzt dicht hinter ihm – fast wie bei einem Motorrad. Das Ehepaar aus dem Main-Tauber-Kreis hat sich einen gemeinsamen Traum erfüllt. Mit ihrem über 60 Jahre alten Bulldog, der das gleiche Alter hat wie sie: ein Güldner Toledo, ausgestattet mit einem zuverlässigen Mercedes-Motor mit 34 PS.
"Von einem Freund habe ich das Fahrgestell eines alten Pferdeanhängers bekommen. Und darauf habe ich eine selbst entwickelte Holzkontruktion in Form eines Gartenhäuschens draufgebaut", erzählt der KFZ-Mechaniker. Ein echter Hingucker. Radfahrer steigen ab und staunen, Fußgänger bleiben stehen und winken lachend dem Gespann zu.
Eine neue Art des Reisens
"Früher sind wir Motorrad gefahren. Ich immer hinten mit drauf", berichtet Geli. Ganz Europa haben sie erkundet. Mehrere hundert Kilometer an einem Tag ohne viel dabei wahrgenommen zu haben. "Jetzt haben wir eine ganz andere Form des Reisens gefunden. Es ist immens, was man bei der langsamen Fahrt alles erkennen kann, welche Eindrücke man bekommt", sagt Geli.
Um sieben Uhr sind sie aufgebrochen. Am Nachmittag haben sie die 100-Kilometer-Grenze überschritten. Ihr Ziel: der Volkacher Campingplatz. "Ein bisschen Ordnung bei der Unterkunft muss dann doch sein", sagt Geli schmunzelnd. Sie freuen sich auf einen einladenden Platz mit guten sanitären Einrichtungen und auf ein leckeres Essen. Obwohl Klaus ins Dieselroß zwei gut gepolsterte Sitze eingebaut hat, ist das Reisen doch anstrengend. Auch die fahrende Unterkunft ist nicht unbedingt als "sehr komfortabel" anzusehen, erzählt das Ehepaar weiter.
Neueste Technik im Fahrerhaus
Zweckmäßig und liebevoll ist das Häuschen eingerichtet. Ein kleines Doppelbett, Schränkchen und Tisch. Alles farblich abgestimmt. An den Fenstern hängen selbst genähte Vorhänge. "Mehr gibt es halt nicht auf etwa sieben Quadratmeter", sagt Geli und lächelt. Auf die Frage, ob das Gespann von anderen Verkehrsteilnehmern als ärgerliches Hindernis auf den Straßen angesehen wird, antwortet Klaus Henninger mit einem klaren Nein. Denn die Henningers gehen mit der Technik. "Neben einem Navi, das mich abseits der viel befahrenen Straßen lotst, habe ich noch eine Kamera am Heck des Wagens, wo ich den rückwärtigen Verkehr beobachten kann", erklärt Klaus. "Wird die Schlange zu groß, fahre ich auf die Seite und warte, bis alle vorbei sind."
Auf die Idee dieser Art des Reisens ist er durch den von ihm bewunderten Niederbayern Leo Speer gekommen. In den 70er Jahren wurde dieser durch seine Filmbeiträge im Fernsehen bekannt, als er mit Lanz Traktoren ganz Europa bereiste. Von seiner Fangemeinde wurde Speer nur noch "Lanz-Leo" genannt. "Genau das ist mein Ding" sagte sich der Hausherr. Aber es erforderte von ihm noch einige Überzeugungskraft, seiner Frau diese Fahrten schmackhaft zu machen. "Zuerst mal Deutschland. Und dann Europa?", überlegt er laut. Davon will Geli noch nichts wissen: "Jetzt genießen wir erst mal hier Unterfranken. Und dann sehen wir weiter!"