
Sich ein Auto mit anderen teilen, dabei Geld sparen und die Umwelt schützen: Das Prinzip Carsharing klingt vielversprechend, vor allem wenn unter der Haube des betreffenden Fahrzeugs noch ein Elektromotor arbeitet. Dann nennt sich die Sache E-Carsharing. Ein Pilotprojekt dieser Art haben Anfang des Jahres die Städte Dettelbach und Iphofen gestartet. Nun springt auch Kitzingen mit auf. Doch im Stadtrat gab es nicht nur Zustimmung für einen entsprechenden Antrag der Grünen, sondern auch viel Kritik, so dass der Vorstoß mit 16:14 Stimmen nur ganz knapp grünes Licht erhielt.
Die Grünen sehen E-Carsharing nicht nur als „Maßnahme gegen den Klimawandel“, sondern auch als „innovatives Mobilitätsmodell für Kitzingen“, wie es im Antrag heißt. Für Stadträtin Gisela Kramer-Grünwald richtet sich ein solches Angebot nicht nur an die heimische Bevölkerung, die teils auf ein Zweitauto verzichten könnte, sondern auch an Touristen. So könnte der Leihwagen am Bahnhof von Gästen übernommen werden, die mit dem Zug anreisen, und dort bei der Abreise auch wieder abgestellt werden. Abgerechnet wird im Stunden- oder Tagestarif. Die Preisspanne liegt dabei – je nach Anbieter und Fahrzeugkategorie – zwischen 18 und 31 Euro für eine Anmietung von drei Stunden.
Um die Kosten geht es dem Stadtrat gar nicht
Für die Stadt wäre das finanzielle Risiko überschaubar. Es läge wohl nur bei einigen Tausend Euro im Monat – für den Fall, dass niemand das Auto mieten würde. Doch um den Kostenfaktor ging es bei der Diskussion im Stadtrat gar nicht. Dort tauchten eher grundsätzliche Bedenken auf. Zweiter Bürgermeister Manfred Freitag (FBW) erklärte, damit die Sache zum Gewinn für die Umwelt und die Gesellschaft werde, brauche es zunächst „grüne Batterien“, die soziale und ökologische Mindeststandards erfüllten.
Solange dies nicht gewährleistet sei, sei ein Elektroauto keine Alternative und seine Nutzung „Raubbau an der Natur“. Auch das Wort „Kinderarbeit“ fiel in diesem Zusammenhang, weil die Rohstoffe der Batterien zum Teil aus afrikanischen Ländern mit zweifelhaften Sozialstandards kämen.
Damit hatte Freitag einen Nerv getroffen. Timo Markert (CSU) warnte: „Wir sollten uns nicht auf so eine Diskussion herablassen.“ Jeder nutze heutzutage ein Handy und mache sich dabei keine Gedanken, woher dessen Rohstoffe stammten. Auch Kramer-Grünwald wehrte sich gegen diese Art von „Polemik“ und sagte: „Das klingt so, als würden die Grünen Kinderarbeit im Kongo unterstützen. So ist es doch nicht.“
Ein Auto steht häufig 23 Stunden am Tag herum
Auf den praktischen Nutzen des Carsharings kam Manfred Paul (SPD) zu sprechen. Viele Autos ständen 23 Stunden am Tag bloß herum und blockierten dabei öffentlichen Parkraum. Da ergebe es durchaus Sinn, sich ein Auto mit anderen zu teilen. Wenn es überdies gelinge, dass sich mehrere Gemeinden im Landkreis miteinander vernetzen, wachse das Angebot, und der Effekt sei noch deutlicher spürbar.
Dies wird Kitzingen nach dem knappen Mehrheitsvotum nun testen. Die Stadt will sich der Initiative Iphofens und Dettelbachs anschließen, wobei noch nicht klar ist, mit welchem Carsharing-Anbieter man zusammenarbeitet. Für Gisela Kramer-Grünwald steht fest: „Es braucht einen langen Atem, damit sich im Verhalten der Menschen etwas ändert.“
Daher möchte ich Stellung beziehen und habe hierzu vier Thesen gebildet:
These 1: Carsharing ist besser für die Umwelt als Zweit- und Drittauto, unabhängig vom Antrieb!
These 2: Fahrradfahren ist 10x besser für die Umwelt als Autofahren!
These 3: Wenn schon Auto: Elektroauto ist besser als Verbrenner für die Umwelt
These 4: „Grüne Batterien“ sind das Ziel! Abwarten ist jedoch, angesichts der Klimakrise und steigender Klimaziele, keine Alternative
These 5: Mobilität wird vielfältiger – nicht zuletzt durch die Elektromobilität