
Eine Weinkelter aus dem 17. Jahrhundert hat ihren Platz wieder in Castell gefunden. Die mächtige Presse, die einst aus dem Besitz des Fürstenhauses Castell-Rüdenhausen stammte und zuletzt als Dauer-Leihgabe im Mainfränkischen Museum in Würzburg stand, wurde nun vor Ort, direkt an der Museumscheune, vorgestellt. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde am Casteller Kirchweih-Samstag ging Altbürgermeister Jochen Kramer auf die Geschichte hinter dem Ganzen ein. "Es ist zwar eine alte Kelter, aber eine ganz besondere. Und wie das zustande kam, ist ebenso eine besondere Geschichte", so Kramer.
Um 1690 dürfte die riesige Presse einst gebaut worden sein, die heute noch funktionieren würde. Nachdem das Museum sie wegen eines Umbaus aus Platzgründen wieder abgeben wollte und deswegen beim früheren Besitzer nachgefragt hatte, schaltete man in Castell schnell.
Im April brachte ein Tieflader die von einer Schreinerei in ihre Einzelteile zerlegte Presse. Vor Ort war nicht nur ein Platz gefunden, eine Gruppe mit Altbürgermeister Jochen Kramer, Erhard Heilmann, Siegfried Langmann und Bernhard Schmidt nahm sich der Sache an, die nicht ganz einfach war. Es galt, das recht große Teil wieder aufzustellen und ein passendes Dach darüber zu errichten, weil die Presse im Freien, neben der Musemsscheune stehen sollte. Es folgten drei Monate Arbeit der Ruheständler, die auch das Dach stilecht nach historischen Vorbild errichten ließen.
Kein besserer Platz
"Es sieht nicht groß aus, aber für uns ist das eine große Sache", sagte Altbürgermeister Kramer bei der Feierstunde. Er bedankte sich bei der Gemeinde, bei Ferdinand zu Castell, einigen Einzelpersonen und dem Vorstand der Dorferneuerung, die das Ganze finanziell unterstützten. Die Presse gehe nun in den Besitz der Gemeinde über, so Kramer.

Bei der Feierstunde fand nicht nur Castells Weinprinzessin Alina Brügel, dass es keinen besseren Platz für die alte Weinkelter eben könne, als hier. Jörg Meißner, der Direktor des Mainfränkischen Museums, zeigte sich begeistert vom Standort und von der regelrechten Euphorie, die das ganze Projekt in Castell entfacht habe. Für das Museum sei es wichtig gewesen, dass das historische Stück nicht irgendwohin gehe, sondern wieder zurück. Der Männergesangverein Castell umrahmte die Feierstunde, zu der einige Bürgerinnen und Bürger gekommen waren, mit einigen Liedern.