
Was wird aus Schloss Crailsheim? Der Eigentümer, die Gemeinde Rödelsee, macht sich seit langem intensive Gedanken darüber. Eine Idee soll nun angegangen werden: eine "Vinfo-Thek". Denn in einer aktuellen Umfrage in der Gemeinde wird die Nutzung als Vinothek und Touristinformation auch mit mehr als 90 Prozent als sinnvolle oder notwendige Nutzung bestätigt.
Mit dem Vorbesitzer GWF sind laut Bürgermeister Burkhard Klein mittlerweile Vereinbarungen getroffen worden. Diese betreffen unter anderem den Weinverkauf, der derzeit noch von der GWF aufrechterhalten wird, und eine verkürzte Kündigungsfrist.
Auch die Mitarbeiterinnen sollen übernommen werden, informierte Klein in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Des Weiteren hätten Gespräche mit dem Weinbauverein stattgefunden, was eine grundsätzliche Beteiligung der örtlichen Winzer betrifft.
Dauerausstellung zum Jüdischen Friedhof
Zugestimmt hatte der Gemeinderat schon, dass das Schloss künftig eine Dauerausstellung zum Jüdischen Friedhof beherbergen soll. Auch eine Ausstellung von Künstlern soll weiterhin möglich sein. Grundsätzlich sollen Schloss und das Gelände weiterhin für die Öffentlichkeit und Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Bekannt ist Schloss Crailsheim als Veranstaltungsort nämlich seit langem durch die Christkindleswerkstätten und das Weinfest.
Wie könnte es aber im Inneren mit einer Vinothek weitergehen? Vieles vom Inventar könnte genutzt werden, Vinothek und Touristinformation könnten ohne großen Umbau starten. Doch manches könnte durchaus verbessert beziehungsweise verändert werden. Darüber informierte kein Geringerer als Hermann Kolesch, der frühere Präsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG), den Gemeinderat.
Ein Schaufenster der Kommune
Er machte den Räten klar, dass eine Vinothek mehr ist als nur eine Vinothek. Eine solche Einrichtung sei ein Besucherzentrum, eine permanente Kommunikationseinrichtung, Treffpunkt und ein Schaufenster der Kommune, der Region.
"Der Gast soll nicht nur wegen des Weines hin", spielte Kolesch auf die Funktion einer Vinothek als Sehenswürdigkeit an. Zudem diene die Einrichtung der Neukundengewinnung. Dies sei für Winzer am schwersten zu verstehen, meinte Kolesch. Doch eine Vinothek erleichtere den Zugang zum Wein. Zumal es erwiesen sei, dass der Weinverkauf dort nicht zu Lasten der Direktvermarkter gehe.
Wie überall gelte es auch für Rödelsee, ein Konzept zu entwickeln, das dem Standort angepasst ist. Elf Beispiele stellte er dem Gemeinderat vor, darunter die Vinotheken in Iphofen, Sommerach, Dettelbach, Randersacker, Bad Windsheim und Tauberzell. Dabei ging Kolesch auch auf verschiedene Betreibermodelle ein und stellte unterschiedliche Arten der Beteiligung der Winzer vor.
Unterstützung der Landesanstalt angeboten
Kolesch bot die Unterstützung der LWG bei dem Rödelseer Projekt an. Ein Architekt könnte aufgrund des Bestands einen Vorschlag für das künftige Aussehen vorlegen. 25 Prozent könnte es als Förderung geben. 2022 könnte die Bauphase starten und auch Ende des Jahres dann fertig sein. Dabei denkt Kolesch auch an eine Sommerbar im Freien.
Der erste Schritt soll laut Kolesch aber die Herrichtung des Vorhandenen sein. Dies begrüßt auch Bürgermeister Burkhard Klein. "Wir müssen mit Sorgfalt an das Projekt herangehen." Nichts übers Knie brechen, sich Zeit lassen, lautete auch der Wunsch von Christian Ehrlich, dem Vorsitzenden des Weinbauvereins. Auch er sprach sich für den "Softstart" aus und sagte, dass hinsichtlich einer Beteiligung der Winzer, diese mit einem Fachhandelsrabatt an die Vinothek leben könnten.
Viele Ideen sind vorhanden, die es zu bündeln gilt. Im Februar soll dann, abhängig von den Corona-Bedingungen, ein Treffen mit Winzern, Vereine und den künftigen Mitarbeitern stattfinden.