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IPHOFEN
Eine Million für den Friedhof
Der Iphöfer Friedhof ist in die Jahre gekommen und soll erweitert werden. Das könnte auch Folgen für den alten Teil mit den klassischen Erdgräbern haben.
Foto: Eike Lenz | Der Iphöfer Friedhof ist in die Jahre gekommen und soll erweitert werden. Das könnte auch Folgen für den alten Teil mit den klassischen Erdgräbern haben.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 09.02.2018 03:03 Uhr

Friedhöfe sind heute mehr als reine Bestattungsanlagen. Das stellt auch Josef Mend fest, wenn er auf Geburtstagen oder ähnlichen Anlässen mit den Leuten ins Gespräch kommt. „Ein Friedhof ist eine Naherholungs- und Begegnungsstätte“, sagt Iphofens Bürgermeister. „Für viele Menschen ist das ein ganz wichtiger Punkt.“ Die Stadt ist bereit zu handeln und rund eine Million Euro aufzubringen, um den alten Teil des Friedhofs neu zu beleben und ihm eine gut 3000 Quadratmeter große, parkähnliche Anlage anzugliedern.

Seit Langem wird im Stadtrat und auf Bürgerversammlungen über eine Neuordnung des Friedhofs diskutiert. Nun scheint die Zeit reif für eine Entscheidung – wohl auch, weil die Zeit die Räte eingeholt hat. Auch ihnen entgeht nicht, dass das klassische Erdgrab ein sterbendes Modell ist, dass der Trend mehr und mehr zu Feuerbestattungen geht und die Nachfrage nach Gräbern mit geringem oder keinem Pflegeaufwand wächst. Für diese Entwicklung aber ist der alte Friedhof nicht ausgelegt. Seine Kapazitäten sind begrenzt, auch wenn immer mehr Gräber aufgegeben werden.

Lücken zu klein für einen Urnenhain

Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Denn die Lücken, die auf diese Weise entstehen, sind zu klein für einen zusammenhängenden Bereich, einen Urnenhain etwa. „Das sind nie mehr als zwei oder drei Flächen nebeneinander“, sagt der Landschaftsarchitekt Ralph Schäffner. „Wenn man bis ins Jahr 2023 schaut, sind es mal vier bis fünf Flächen, immer vorausgesetzt, die Gräber werden nicht weiter belegt.“ Schäffner und sein Büro arc.grün in Kitzingen haben im Auftrag der Stadt Iphofen den Friedhof untersucht. Die Ergebnisse präsentierte er am Montagabend dem Stadtrat.

Was kann, was muss ein Friedhof heute leisten? Folgt man Schäffner, ist das eine ganze Menge. Vor allem der Bereich der Feuerbestattungen sieht heute eine Vielzahl an Möglichkeiten vor – ein Teil spiegelt sich auch in den Planungen für den Iphöfer Friedhof wieder: Baumhain, Urnenwand, Urnenerdgräber, Totenwiese, Aschestreufeld – all das sieht der neue Teil des Friedhofs vor. Alles soll natürlich wirken, deutlich weniger streng als in traditionellen Friedhöfen. Als Material für Mauern und Wände stellt sich Schäffner Stampfbeton vor, der sehr erdig wirke. Ein asymmetrischer Wegering aus Ortbeton soll die einzelnen Teile des Friedhofs miteinander verbinden.

Konkrete Pläne auch für den alten Teil

Auch für den bestehenden Teil des Friedhofs gibt es konkrete Pläne. Die schon jetzt vorhandenen Lücken sollen durch mehr Grün geschlossen werden. Gräber könnten verkleinert, die Einfassungen aus Stein aufgebrochen werden. So entstünde eine Art Rasenwiese, ohne die Belegungsstruktur aufzubrechen, an der auch Bürgermeister Mend nichts ändern will. Von Überlegungen, freie Flächen für Urnengräber zu nutzen, wie es Stadtrat Rupert Maier vorschlug, halten Bürgermeister und Planer wenig. „Man kriegt da gestalterisch eine unschöne Vermischung“, erklärte Schäffner.

Maier sprach auch die geplanten Bäume im neuen wie im alten Teil des Friedhofs an. „Das gibt die nächsten 30, 40 Jahre eine lichte Landschaft. Wir werden es nicht mehr erleben, dass die mal Schatten werfen.“ Auch dieser Darstellung widersprach Schäffner. Im Urnenhain etwa, der sich in seiner Struktur an einen Friedwald anlehnt, sollen bereits größere Bäume gepflanzt werden.

Gebühren an die Wertigkeit anpassen

Für den Dritten Bürgermeister Jörg Schanow ergeben sich durch die künftigen Bestattungsformen „ganz unterschiedliche Wertigkeiten“, die sich auch in den Gebühren niederschlagen sollten. Im alten Friedhof müsse es für die Leute künftig „deutlich günstiger“ sein als im neuen Teil. Kostendeckend wird der Friedhof laut Bürgermeister Mend aber auch künftig nicht sein. „Sonst müssten wir ein paar tausend Euro für ein Grab verlangen.“

Nach dem Stadtrat sind nun Iphofens Bürger gefragt. Sie sollen sich auf einer eigenen Versammlung zu den Plänen äußern. Auf Basis dieser Ergebnisse will der Stadtrat in seiner März-Sitzung dann endgültig über das Projekt entscheiden. Mend sieht das Geld – veranschlagt sind rund eine Million Euro – gut angelegt. „Der Friedhof ist die einzige Einrichtung in Iphofen, die jeder einmal nutzt.“

 
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