
Einmal Prinzessin oder Prinz sein und dabei die herrlichsten Märchen bestaunen, das ist ab Samstag im Museum Malerwinkelhaus in Marktbreit möglich. Dann eröffnet dort die neue Sonderausstellung "Es war einmal… Grimms Märchen im Münchener Bilderbogen des 19. Jahrhunderts".
Museumsleiterin Simone Michel-von Dungern hat die Schau ganz allein und mit sehr viel Liebe zum Detail aufgebaut. "Es ist für jeden etwas dabei, für erwachsene Märchenfreunde, für Wissensdurstige, für Kunstliebhaber, für Comicfans und natürlich für Kinder", erklärt die habilitierte Wissenschaftlerin.

Ausgestellt werden die von berühmten Künstlern gezeichneten Märchen der Brüder Grimm, die ab 1850 im Münchener Bilderbogen veröffentlicht wurden. Doch sind diese alten Märchen überhaupt noch zeitgemäß? Oder sind sie für kleine Kinder zu brutal? Und sind die Moral und das Rollenverständnis heute noch vertretbar? Auf diese Aspekte geht ein Vortrag der Bibliothek Marktbreit bei der Eröffnungsveranstaltung zur Schau am Freitag um 19 Uhr in der Rathausdiele ein. "Gäste sind herzlich willkommen, die Teilnahme ist kostenlos", so Michel-von Dungern.
Druckbogen wurden immer mit Spannung erwartet
25 Münchener Bilderbogen werden in der Ausstellung gezeigt. Die Druckbogen waren damals so populär wie zu unserer Zeit die TV-Show "Wetten das...", wurden jeden zweiten Samstag veröffentlicht und von den Abonnenten mit großer Spannung erwartet. "Die Themen waren sehr vielfältig, die ganze Familie freute sich darauf", erklärt die Museumsleiterin. "Es gab die Bögen in schwarz-weiß für wenige Pfennige oder schablonenkoloriert zum doppelten Preis."
In loser Folge wurden auf den Blättern auch die damals gerade erschienen Kinder- und Hausmärchen von Jacob und Wilhelm Grimm vorgestellt. Alle sind wunderschön und sehr fantasievoll von berühmten Künstlern des 19. Jahrhunderts, wie zum Beispiel Moritz von Schwind oder Otto Stecker, gezeichnet.
Manche wie ein Wimmelbild, andere comicähnlich
"Die Märchen werden in stark veränderter Form auf nur einem Blatt erzählt", erklärt die Museumsleiterin. "Manche in einem einzigen großen Bild, in dem die Szenen wie in einem Wimmelbild integriert sind. Andere sind comicähnlich in einzelnen Bildabschnitten gezeichnet."

Auch die erste Sprechblase der Welt ist in der Ausstellung zu bestaunen: "Rapunzel, lass dein Haar herunter", ruft die alte Hexe auf einem Bilderbogen.
Viele Blätter wurden ohne Text veröffentlich, andere mit wenig Text. Simone Michel-von Dungern hat sich die Mühe gemacht, die schwer entzifferbare Frakturschrift in die heutige Typografie zu übertragen, so dass die Märchen für jeden gut lesbar sind.
Wer ganz genau hinschaut, bemerkt auf den Bogen spannende Details. So fängt zum Beispiel der "Gestiefelte Kater" in der historischen Zeichnung keine Rebhühner, sondern Hasen. Und der grüne Lurch im "Froschkönig" wird nicht geküsst, sondern von der Prinzessin voller Ekel an die Wand gefeuert.
Ein Quiz für Kinder, bei dem man sehr aufmerksam sein muss
Michel-von Dungern hat diese Feinheiten genau studiert und daraus ein Quiz für Kinder gemacht. "Um es zu lösen, muss man schon aufmerksam sein", sagt sie. "Aber wer es schafft, der bekommt ein kleines Geschenk."
Damit sich die kleinen Besucher richtig märchenhaft fühlen, hat die Museumsleiterin auch eine Spielecke aufgebaut. Dort können sich die Kinder mit Kostümen zum Beispiel in eine Prinzessin, einen Prinzen oder einen Ritter verwandeln. Außerdem lädt in einer Leseecke ein gemütlicher Sessel zum Schmökern in den Bilderbögen ein.
Die Ausstellung wird bis zum 3. November in Malerwinkelhaus Marktbreit gezeigt. Geöffnet ist Samstag, Sonntag und feiertags von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 3 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, Kinder bis sechs sind frei.

