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Kitzingen
Kolumne: Gemeinschaftstoilette im Schwimmbad sorgt für Erheiterung – ein Klo-Besuch wie im alten Rom
Kommt nach dem Trend zum Großraumbüro jetzt auch der Trend zum Großraumklo? Im Würzburger Adami-Bad kann man sich fühlen wie ein alter Römer auf der Latrine.
Sind Großraumklos die Zukunft?
Foto: Dzikir, adobe stock | Sind Großraumklos die Zukunft?
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 10.08.2024 02:38 Uhr

Heute müssen wir übers Müssen reden. Anlass dazu gibt ein stilles Örtchen, an dem es gar nicht ruhig zugeht. Es katapultiert einen direkt ins historische Rom. Oder in die chinesische Provinz.

Globetrotter kennen das: In der Ferne freut man sich über jeden angenehmen Ort, den man aufsuchen kann, wenn man mal muss. Und Müssen muss jeder. Ein paar Minuten Privatsphäre in einer sauberen Klo-Kabine – und schon geht es wieder gut gelaunt auf Entdeckungstour.

Globetrotter wissen auch: Die Toiletten-Etikette unterscheidet sich von Volk zu Volk. In Teilen Asiens hockt man sich über ein Loch im Boden und nutzt Popo-Duschen. Wer in südamerikanischen Ländern, in Mazedonien oder Bulgarien auf dem Lokus war, hat vielleicht gelernt, Klopapier nicht einfach runterzuspülen. Wo die Abflussrohre sehr dünn sind, wird das benutzte Papier in Eimern entsorgt. In Singapur ist es umgekehrt: Wer nicht spült, zahlt eine saftige Strafe, sofern eine der Zivilstreifen ihn erwischt.

Eins aber ist überall gleich: Eine schön geputzte Schüssel, genügend Papier, Wasser und Seife machen müssende Menschen munter. Die Gäste des Würzburger Adami-Bads freuen sich deshalb über die Sanierung der Toilettenanlage. Dieser Tage nun gab es folgende Szene: Eine Frau betritt, wie schon so oft, das WC und bekommt große Augen. Sie befindet sich plötzlich mitten in einem Großraumklo. Drei Toilettenschüsseln, direkt nebeneinander, von Trennwänden keine Spur. Belustigt registriert die Frau, dass zwei Schüsseln besetzt sind und die Klogängerinnen so entspannt miteinander quatschen, als säßen sie in einem Café auf dem Marktplatz.

Hemmungen beim Klo-Gang? Im alten Rom waren die Latrinen öffentlich.
Foto: rena, adobe stock | Hemmungen beim Klo-Gang? Im alten Rom waren die Latrinen öffentlich.

Der Begriff "öffentliche Toilette" bekam in diesem Moment einen neuen Klang. "Ich habe mich kurz gefragt, ob ich vielleicht in China oder Vietnam gelandet bin", berichtet die Frau. Dort gibt es oft keine Einzelkabinen. Man sitzt nebeneinander, und wenn's länger dauert, tauscht man halt ein paar Neuigkeiten mit dem Nachbarn aus. Im alten Rom hat man’s früher genauso gemacht – die Latrinen geben beredtes Zeugnis davon.

"Schöner Scheiß!", denkt dagegen der schambehaftete Mitteleuropäer heute –  und hofft, dass jemand fürs Klosett im Adami-Bad noch ein paar Trennwände auftreibt. Abenteuerlustige Globetrotter dagegen horchen auf: Großraumklo klingt immer noch besser als Großraumbüro. Man könnte sich ja mal als Klobetrotter versuchen…

 
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  • Peter Fischer
    Soll das so bleiben, oder waren die Kabinenwände nur noch nicht eingebaut?
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  • Diana Fuchs
    gute Frage... Ich frag mal konkret nach
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  • Gerlinde Conrad
    Sommerloch mit Griff ins Klo! K.-H. Conrad
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  • Anton Müller
    Erst dachte ich endlich gibts Toiletten für Menschen und nicht Toiletten für Weiblein, Männlein und Diverse. Und wenn Mitteleuropäer als "schambehaftet" gelten, dann einfach mal ne Sauna in USA o.ä. aufsuchen...😂
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Hm

    also bei den "Herren der Schöpfung" sind die Urinale auch nur ganz selten durch Trennwände abgegrenzt, aber das ist zugegeben doch ein Tacken mehr - wahrlich Zustände wie im Alten Rom! :-)
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  • Ulrich Semmel
    1.April ??
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  • Diana Fuchs
    nö, echt so passiert
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  • Anton Müller
    Schön wäre ein Bild von der tatsächlichen Situation. Stock-Fotos sind nicht gerade überzeugend.
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  • Diana Fuchs
    Stimmt... war zu überrascht ;-)
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  • Werner Rau
    Super Recherche Frau Fuchs - oder mussten Sie mal dringend 😂
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  • Diana Fuchs
    Dazu sag' ich jetz nix ;-)
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  • Walter Stöckl-Manger
    Brüller, noch getoppt von Herrn Schöller, sehr amüsant!
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  • Wolfgang Schöller
    Endlich wird auch mal an KlaustrophobikerInnen gedacht ... höchste Zeit! Allerdings - Osmophobiker sollte man da nicht sein und auch für Eigenbrötler, die gerne alleine wären, wäre es dann ratsam, an diesem Tag mit leerem Magen und vorsorglich zuhause entleertem Darm ins Schwimmbad zu gehen. Passenderweise begrüßt man sich an dieser Lokalität mit einem fröhlichen "Salve" und schon sind erste mögliche Befangenheiten überwunden!
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  • Katrin Weber
    Herrlich!!!
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