Heute müssen wir übers Müssen reden. Anlass dazu gibt ein stilles Örtchen, an dem es gar nicht ruhig zugeht. Es katapultiert einen direkt ins historische Rom. Oder in die chinesische Provinz.
Globetrotter kennen das: In der Ferne freut man sich über jeden angenehmen Ort, den man aufsuchen kann, wenn man mal muss. Und Müssen muss jeder. Ein paar Minuten Privatsphäre in einer sauberen Klo-Kabine – und schon geht es wieder gut gelaunt auf Entdeckungstour.
Globetrotter wissen auch: Die Toiletten-Etikette unterscheidet sich von Volk zu Volk. In Teilen Asiens hockt man sich über ein Loch im Boden und nutzt Popo-Duschen. Wer in südamerikanischen Ländern, in Mazedonien oder Bulgarien auf dem Lokus war, hat vielleicht gelernt, Klopapier nicht einfach runterzuspülen. Wo die Abflussrohre sehr dünn sind, wird das benutzte Papier in Eimern entsorgt. In Singapur ist es umgekehrt: Wer nicht spült, zahlt eine saftige Strafe, sofern eine der Zivilstreifen ihn erwischt.
Eins aber ist überall gleich: Eine schön geputzte Schüssel, genügend Papier, Wasser und Seife machen müssende Menschen munter. Die Gäste des Würzburger Adami-Bads freuen sich deshalb über die Sanierung der Toilettenanlage. Dieser Tage nun gab es folgende Szene: Eine Frau betritt, wie schon so oft, das WC und bekommt große Augen. Sie befindet sich plötzlich mitten in einem Großraumklo. Drei Toilettenschüsseln, direkt nebeneinander, von Trennwänden keine Spur. Belustigt registriert die Frau, dass zwei Schüsseln besetzt sind und die Klogängerinnen so entspannt miteinander quatschen, als säßen sie in einem Café auf dem Marktplatz.
Der Begriff "öffentliche Toilette" bekam in diesem Moment einen neuen Klang. "Ich habe mich kurz gefragt, ob ich vielleicht in China oder Vietnam gelandet bin", berichtet die Frau. Dort gibt es oft keine Einzelkabinen. Man sitzt nebeneinander, und wenn's länger dauert, tauscht man halt ein paar Neuigkeiten mit dem Nachbarn aus. Im alten Rom hat man’s früher genauso gemacht – die Latrinen geben beredtes Zeugnis davon.
"Schöner Scheiß!", denkt dagegen der schambehaftete Mitteleuropäer heute – und hofft, dass jemand fürs Klosett im Adami-Bad noch ein paar Trennwände auftreibt. Abenteuerlustige Globetrotter dagegen horchen auf: Großraumklo klingt immer noch besser als Großraumbüro. Man könnte sich ja mal als Klobetrotter versuchen…
also bei den "Herren der Schöpfung" sind die Urinale auch nur ganz selten durch Trennwände abgegrenzt, aber das ist zugegeben doch ein Tacken mehr - wahrlich Zustände wie im Alten Rom! :-)