Diesen Sommer hat es Veit Plietz ziemlich gebeutelt: Es gab ein seltsames Geräusch – und der Meniskus war gerissen. Der Gärtnermeister war zur Untätigkeit gezwungen. Vom Bett aus musste er per Handy die Arbeiten dirigieren. Wobei selbst nur bedingt ging: Weil ein weiterer Mitarbeiter ausfiel, ging in dem Drei-Mann-Betrieb zwischendurch kaum noch etwas. Kein schönes Gefühl für den 59-Jährigen.
So wie seit einiger Zeit kein gutes Gefühl aufkommt, wenn der Schwarzacher seinen Blick in die Zukunft richtet. Schon länger hält er Ausschau nach einem Betriebsleiter. Nach einem, der die Geschicke der Bio-Gärtnerei eines Tages vielleicht ganz in die Hände nehmen könnte. Mit Blick auf die 60 ist es höchste Zeit für derlei Überlegungen – zumal sich bei körperlich nicht einfacher Arbeit die Jahre irgendwann recht schnell bemerkbar machen. Man wird, das sagt man an dieser Stelle gerne lapidar, eben nicht jünger.
Immerhin konnte zuletzt eine große Weiche in Richtung Zukunft gestellt werden: Die Öko-Kiste, ein Auslieferdienst für Bio-Produkte, wurde von der Gärtnerei – nicht zuletzt auch räumlich – abgetrennt. Der 29-jährige Sohn hat die Geschäfte der Öko-Kiste übernommen und ist in das Schwarzacher Gewerbegebiet an der B 22 gezogen.
Zurück blieb die eigentliche Gärtnerei, die seit 35 Jahren für biologisch-dynamischen Anbau steht und die den Großteil ihres Gemüses an die Öko-Kiste liefert. Veit Plietz war so etwas wie der Öko-Pionier im Landkreis Kitzingen. Einer, der die Dinge anders anging als andere. Dreieinhalb Jahrzehnte – mit einem möglichen Staffelstab wird da auch ein Lebenswerk weitergegeben.
Wenn es beispielsweise um Tomatenvielfalt geht – bis zu 100 Sorten werden jedes Jahr angebaut – reicht Veit Plietz keiner so schnell das Wasser. Jahr für Jahr wurde Gemüsebaubetrieb vielseitiger, längst vergessene Kulturpflanzen fanden hier wieder eine Heimat. Saatgutvermehrung bedrohter Sorten – das gehörte irgendwann automatisch zum Anforderungsprofil der ungewöhnlichen Gärtnerei.
Das macht die Suche nach einem künftigen Betriebsleiter nicht unbedingt einfacher. Andererseits verspricht der Chef, dass sein möglicher Nachfolger nach eigenem Gutdünken „schalten und walten“ könne. Wobei Veit Plietz noch beratend zur Seite stehen könnte. Vor allem aber könnte er sich langsam von den 70-Stunden-Wochen – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang – im Sommer verabschieden.
Es könnte sich frei vom Tagesgeschäft seiner Passion, den alten Sorten, widmen. Er könnte sich um Pflanzen kümmern, deren Namen kaum ein Mensch kennt: Habaneros und Jalapenos, Andenbeeren und Buttersalate, Yacon und Hibiskusspinat – zuckersüße Gurkensorte aus Nordchina nicht zu vergessen.
Und er könnte verstärkt auf Reisen gehen, um Gleichgesinnte zu besuchen. So wie er sich das – nach seiner Gesundung – kürzlich gegönnt hat: Da gab es einen Abstecher nach Lettland in eine Gärtnerei, die sich ebenfalls alten Tomatensorten verschrieben hat. Seit zehn Jahren schon war das geplant, jetzt ist der Schwarzacher einfach losgefahren und hat sich zeigen lassen, wie erfinderisch eine Mangelwirtschaft sein kann und beispielsweise Mikroorganismen den fehlenden Dünger ersetzen.
Mehr Reisen und Entdeckungen wären schön. Geht aber nur, wenn die am Horizont auftauchende Übergabe eingeleitet ist. Weshalb der 59-Jährige verstärkt Ausschau hält – und feststellen musste, dass er nicht alleine ist: „Viele andere suchen auch!“ Inzwischen weiß er: „Die Suche ist ein langer Prozess!“
Deshalb gibt es neuerdings den einen oder anderen Aufruf im Internet. Und die Mails der Gärtnerei haben am Ende einen neuen Zusatz bekommen: „Wer will in unserer Gärtnerei Verantwortung übernehmen und sich entfalten? Gute erwerbsgärtnerische Kenntnisse sind Voraussetzung!“
Die Suche geht weiter.
Nachfolger gesucht
Veit Plietz hätte gerne einen Betriebsleiter, der eines Tages auch seine Raritätengärtnerei in Schwarzach übernehmen könnte – und er sucht und sucht und sucht.
Vielen anderen Betrieben scheint es ähnlich zu gehen: Betriebsübergaben gestalten sich – aus vielerlei Gründen – scheinbar immer schwieriger.
Wenn es Ihnen ähnlich geht und Sie gerade auf der vergeblichen Suche sind, melden Sie sich bei uns. Wir berichten unter der Überschrift „Nachfolger gesucht“ vielleicht auch über Sie. Bewerbungsmail bitte an: red.kitzingen@mainpost.de (fw)