Was der 10. Juli in Dürrnbuch bedeutet, das verdeutlicht die Aussage eines Einwohners aus dem 120-Einwohnerdorf hoch oben im Steigerwald. „Das ist Tradition! Für uns ist das der höchste Feiertag. Wenn es irgendwie einzurichten ist, nimmt man an dem Tag frei“, sagt Armin Winterstein. An diesem Tag wird dort, wie auch im benachbarten Haag, der so genannte Hagelfeiertag begangen.
Dieses Jahr fiel er auf einen Montag – jener Tag, der auf einen nicht gerade schönen Anlass zurück geht. Just an diesem 10. Juli schildert die Chronik, dass der Landstrich dort um die Zeit von 1840 gleich zweimal von einem verheerenden Unwetter heimgesucht wurde. Das lässt sich aus den Unterlagen des Dürrnbuchers Boy Voss entnehmen, der vieles aus der Geschichte des kleinen Dorfes gesammelt und aufbewahrt hat. „Die gesamte Ernte wurde von Hagelkörnern zerstört. Es folgten schlimme Notjahre für Mensch und Tier. Man sah es als Gottesgericht“, steht in den Aufzeichnungen.
Gedenktag für das Unwetter
Wenig später sei der Entschluss gefolgt, an dem Tag jeweils einen Feiertag zum Gedenken einzurichten. Ein Hagel-Unwetter in dieser Stärke wurde seither nicht mehr registriert, schreibt der Auszug aus der Drei-Franken-Zeitung, der um die Jahrtausendwende erschienen ist.
Dieses Jahr bleibt es nicht ganz trocken am Dürrnbucher Feiertag, der am Montagvormittag mit einem Gottesdienst in der kleinen, halb offenen Kapelle am Friedhof beginnt. Prädikant Siegfried Sauerbrey begrüßt dazu etwa 40 Gläubige, unter ihnen den künftigen Pfarrer Hans Gernert und dessen Frau. Im Gottesdienst erinnert Sauerbrey immer wieder daran, dass selbstverständlich ist, was wir hier auf Erden haben. Das Wetter sei stets wichtig, der Regen zuletzt sei rechtzeitig gekommen, weil sich Gott an sein Wort halte. Man dürfe nicht vergessen, für die Lebensmittel und die Landwirtschaft zu danken, mahnt er.
Gemütliches Beisammensitzen
Zwischendurch ziehen Wolken auf, die Sonne spitzt durch. Die Besucher gehen nach dem besinnlichen Teil zur ehemaligen Schmiede, die seit 2010 als Gemeinschaftshaus des Dorfes dient. Dort wird gegrillt, Essen und Getränke werden gereicht. Der Hof ist mit einem kleinen Zelt geschützt, die Besucher nehmen Platz und unterhalten sich. Die Zeit spielt an diesem Feiertag keine große Rolle. „Als es hier noch mehr Landwirtschaft gab, sind die Bauern an dem Tag nicht mal zum Futter-Holen raus gefahren. Da wurde der Hagelfeiertag noch höher gehalten“, berichtet Boy Voss. Für viele Jüngere ist es heute ebenso selbstverständlich, den 10. Juli zu begehen.
Die Dorfgemeinschaft hilft zusammen, allein in der Küche sind um die Mittagszeit sieben Frauen am Herrichten und Spülen. Eine davon ist Christiane Enzbrenner, die als Vorsitzenden der Gemeinschaft einiges organisiert, unter anderem die Helferlisten zusammenstellt. „Da müssen alle zusammenhelfen; es sind genügend Freiwillige da, auch wenn es unter der Woche ist“, schaut sie mit Stolz auf das kleine Fest. Überhaupt passe die Dorfgemeinschaft hier.
Jung und Alt vom Hagel zusammengeführt
Am Nachmittag des Hagelfeiertags schickt der Himmel doch einige Gewitterschauer, das tut dem Ganzen keinen Abbruch. Gegen Mittag steigen die Schulkinder vom Dorf aus dem Bus und schauen vorbei, später treffen mit der Zeit diejenigen ein, die einen Arbeitstag hinter sich haben. Man isst, trinkt und unterhält sich, gemütlich ist es. Kaum zu glauben, wozu ein Hagelunwetter vor 176 Jahren gut sein kann.