Eigentlich ist eine Kommandoübergabe in der Bataillonsführung bei der Bundeswehr ein militärisch wie gesellschaftlich großes Ereignis. Soldaten marschieren zu den Klängen des Heeresmusikcorps auf und zivile Gäste aus Politik und Gesellschaft treffen sich auf eigens errichteten Tribünen.
Doch diesmal waren es nur wenige Soldaten, die auf dem Appellplatz in dem Kasernengelände angetreten waren. Von jeder der acht Kompanien nur etwa acht Soldaten. Und die Musik kam aus der "Konserve", also aus Lautsprechern, da das Heeresmusikcorps auch nicht anreisen durfte. Oberst Kai Häußermann, der die Kommandoübergabe an den neuen Chef, Oberstleutnat Holm Schreiter, durchführte, sprach von einem Novum in der militärischen Geschichte. "Wir befinden uns aufgrund der Corona-Epidemie in einer Phase der existenziellen Herausforderung, die uns zwingt, von vertrauten Ritualen abweichen zu müssen".
Dennoch hatten die Soldaten für ihren "alten" Chef erst einmal eine kleine Überraschung parat. Sie spielten dessen Lieblingslied von Bon Jovi : "Livin on a prayer", was diesen stark berührte. In seiner Abschiedsrede erinnerte er an viele schöne Begebenheiten und hohe militärische Herausforderungen. Vor drei Jahren hatte er hier das Kommando übernommen und musste sich gleich den schwierigen Aufgabenbereichen zu den Auslandseinsätzen stellen. Zudem gab es Strukturveränderungen und ein ansprechendes Szenario bei der Gestaltung der Bündnisverteidigung.
Zivile Freunde aus Politik und Wirtschaft fehlten
Und dann kam das Jahr 2020, das mit Ausbruch der Pandemie schlagartig in Europa sein Gesicht änderte: "Ich spürte, dass Planungen vor dem Hintergrund unklarer politischer Vorgaben immer schwerer wurden und wir kaum die Möglichkeit hatten, verlässlich zu reagieren. Aber wir haben es doch immer wieder geschafft, mit Flexibilität zu agieren." Mehrmals ließ er in seiner Rede einfließen, dass er das Fehlen der vielen zivilen Freunde aus Politik und Wirtschaft, die sich der Garnison sehr verbunden fühlen, traurig finde und er ein Treffen unbedingt nachholen will.
Frank Dannenberg, der zukünftig an die Bundeswehr-Logistikschule in Garlstedt/Niedersachsen als Lehrbeauftragter für zukünftige Kompaniechefs und Bataillonskommandeure versetzt wird, rief zu Optimismus auf: "Sehen wir alle in dieser Phase immer mehr das Licht am Ende Tunnels und nicht nur den entgegenkommenden Zug." Bevor Oberst Häußermann dann als Symbol zur Kommandoübergabe die Bataillonsfahne an den neuen Chef weiterleitete, gab er einen Rückblick über die besonderen Leistungen von Frank Dannenberg. Auch berichtete er von dessen großer Sportleidenschaft und augenzwinkernd von dessen "Begeisterung für Energy Drinks."
Dannenberg wird mit dem Panzer durch die Kaserne gefahren
Mit Holm Schreiter komme nun ein Mann aus dem Logistik-Kommandobereich. Für das Logistikbataillon in Volkach eine geradezu perfekte Lösung. Er wünschte dem 46-jährigen Erfurter das nötige Fortune bei seinem ersten Posten als Bataillonschef. Dieser betonte, dass die Versetzung nach Volkach eine "Wunschversetzung" war, da er die Region schon aus seiner früheren Dienstzeit in Veitshöchheim kenne und er zudem ein "großer Freund des Frankenweins" sei.
Stimmung kam dann im Standort auf, als die Soldaten ihren alten Chef auf einen Panzer luden und mit ihm durch das ganze Kasernengelände fuhren, wo ihn von überall her seine Kameraden grüßten. Traditionsgemäß fuhren sie ihn zum Schluss, als Zeichen des Abschiedes, aus dem Kasernengeläde heraus.