
Die Weihnachtszeit hat Fiona Meyer dieses Mal völlig anders erlebt. Die 18-jährige aus dem Wiesentheider Ortsteil Reupelsdorf ist seit Ende September an der Südspitze Indiens, etwa 7500 Kilometer Luftlinie von ihrem Zuhause, um dort ein halbes Jahr als Freiwillige sozialen Dienst in einem Kinderheim zu tun. Sie ist dort im Bundesstaat Dharmapuri, etwa 130 Kilometer entfernt von der Elf-Millionen-Einwohnerstadt Bangalore, quasi auf dem Land. "Wo wir sind, gibt es kaum Touristen. Für manche sind wir die ersten Menschen mit weißer Hautfarbe, die ersten Europäer, die sie sehen", erzählt sie. Das kleine Deutschland jucke da kaum jemanden.
Ein anderes Land, eine andere Kultur kennen lernen, am besten bei einem sozialen Projekt, genau das hatte sich Fiona nach dem Abitur in Münsterschwarzach vorgenommen. Durch Bekannte wurde sie auf die Organisation Evangelische Mission in Solidarität (EMS) aufmerksam, bei denen sie sich bewarb und genommen wurde. Das Projekt der EMS wird von der Bundesregierung unterstützt.

In Indien hat die Evangelische Kirche fast vier Millionen Mitglieder und unterhält dort Schulen, Kindergärten und auch Heime für Kinder aus teilweise sozial schwierigen Verhältnissen. In so einer Stätte macht Fiona Meyer ihren Dienst als eine von mehreren Freiwilligen. Sie hilft bei der Betreuung der Kinder, die im Alter von etwa sieben bis 16 Jahren sind. Ihnen helfen, mit ihnen lernen, spielen, das gehört zu ihrem Alltag.
Ungewohnte 28 Grad zu den Festtagen
Wie war das mit Weihnachten an der Südspitze Indiens? Die Adventszeit kenne man dort nicht, dazu war das Wetter im indischen Winter mit 28 Grad zu den Festtagen ungewohnt für sie. Mit Vorfreude und weihnachtlichen Gefühlen war da nicht so viel. Bis zum Tag selbst jedenfalls. "Weihnachten wurde schon gefeiert, wir sind ja eine christliche Einrichtung." Am Heiligen Abend gab es Tanz und Krippenspiel, Geschenke bekamen die Kinder im Heim auch, natürlich nicht so viele.

Aus Fionas Sicht folgte ein Höhepunkt am 25. Dezember. Nicht nur die Kinder im Heim bekamen eine spezielle Festbekleidung. Zum Gottesdienst früh um 5.30 Uhr trugen sie und ihre deutsche Mit-Praktikantin das erste Mal den Sari, das typisch indische Gewand für Frauen. "Für uns war der Morgen etwas Besonderes. Das kam auch bei den Kindern an", schildert die 18-Jährige. Ein Festmahl folgte zwar im Anschluss, "das deutsche Weihnachtsessen fehlte mir aber schon etwas", gab sie zu.
Zum Start ins neue Jahr hat sie nun einige Tage frei, was Fiona zu kurzen Reisen mit ihrer Freundin nutzt. Von Indien hat sie in den ersten Monaten schon einiges gesehen. Das Land selbst sei "völlig anders als Deutschland! Vor allem der Verkehr ist total chaotisch, jeder fährt, wie er will." Auch die Lebenseinstellung der Menschen ist anders, Zeit spiele da nicht so eine Rolle, alles sei spontaner.
Heimweh hatte Fiona bis jetzt noch nicht
Heimweh habe sie bislang nicht verspürt, so die 18-jährige, die bis dato nie länger von zuhause weg war. Ans indische Essen habe sie sich gewöhnt, leider gebe es dort kaum Brot. Kontakt nach Hause zu Familie und Freunden sei über Skype kein Problem.
Die junge Frau genießt die Zeit, Indien gefällt ihr. Das Land und das Leben dort bieten viele neue Eindrücke für Fiona. "Ich finde es immer wieder wahnsinnig spannend, was ich dort erlebe." Die Verständigung funktioniere meist mit Englisch.
Was für sie ab dem 4. April kommt, wenn sie dann wieder zurück in Deutschland ist, das weiß sie noch nicht so genau. Studieren, vielleicht in eine soziale Richtung, das könne sie sich vorstellen. Etwas Zeit zum Nachdenken über ihre Zukunft bleibt Fiona bis dahin noch.