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Willanzheim
Ein rabenschwarzer Tag für Willanzheim: Jagdbomber legten das Dorf vor 80 Jahren in Schutt und Asche
Die Ausstellung von Bildern mit Vergleichen von gestern und heute fand bei den Besucherinnen und Besuchern großes Interesse.
Foto: Gerhard Bauer | Die Ausstellung von Bildern mit Vergleichen von gestern und heute fand bei den Besucherinnen und Besuchern großes Interesse.
Gerhard Bauer
 |  aktualisiert: 10.04.2025 02:38 Uhr

Der 5. April 1945 war für Willanzheim ein rabenschwarzer Tag. Die Gemeinde gedachte der Luftangriffe und Zerstörungen in einer Gedenkveranstaltung im TSV-Sportheim, die Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert und Kreisheimatpfleger Reinhard Hüßner moderierten und die Teilnehmenden in der voll besetzten Halle einbezogen. Seit den damaligen Ereignissen sei eine lange Zeit vergangen, erinnerte Reifenscheid-Eckert, wie Groß- und Urgroßeltern der heutigen Generation den Wiederaufbau angegangen waren. Die meisten heute Lebenden seien in Freiheit aufgewachsen, Krieg sei für Jahrzehnte Vergangenheit gewesen. Seit wenigen Jahren sei diese Vergangenheit mit Krieg in Europa wieder Gegenwart geworden.

Fabian Endres und Peter Graf hatten die Filmmitschnitte aus Gedenkveranstaltungen vor zehn und 20 Jahren zu einem Film zusammengeschnitten, in dem Zeitzeugen zu Wort kamen, die das Geschehen vom 5. April 1945 noch hautnah erlebt hatten. Endres hatte dem Film eine Karte vorangestellt, aus der die militärische Lage zu Beginn des Monats April 1945 und das Vordringen der US-Streitkräfte ersichtlich wurde. Die damit verbundenen Luftangriffe von lediglich acht Jagdbombern hatten für verheerende Zerstörungen an Wohnhäusern, Scheunen und dem Gotteshaus mit Turm geführt. Eine aufwendig gestaltete Bilderschau zeigte auf, wie Anwesen vor dem Bombardement aussahen und wie sie sich heute präsentieren.

Die Ausstellung von Bildern mit Vergleichen von gestern und heute fand bei den Besuchern großes Interesse.
Foto: Gerhard Bauer | Die Ausstellung von Bildern mit Vergleichen von gestern und heute fand bei den Besuchern großes Interesse.

Hüßner und Reifenscheid-Eckert bezogen das Publikum in eine Diskussion mit ein, wie das Leben nach 1945 aussah. Wie konnte die Bevölkerung überhaupt erfahren, dass der Krieg am 8. Mai 1945 zu Ende war und wie eine neue Politik begann? Wie der Film schon hatte erahnen lassen: Zeitzeugen sind rar geworden, allenfalls Erinnerungen aus der eigenen Kindheit, vor allem aber Erzählungen der Eltern und Großeltern sind es, die ein Gesamtbild erkennen lassen. Einer der ältesten Teilnehmer, Pfarrer i.R. August Popp, erinnerte sich an eine für Kinder gute Zeit, weil "die Amis" in der Lazarettstadt Iphofen Kaugummis und Orangen an Kinder verteilten.

Wie ging der Aufbau von Anwesen und Landwirtschaft voran, woher kamen die Baumaterialien und die Arbeiter, womit wurde bezahlt? – Fragen der Moderatoren, die die Zuhörerschaft interessierte und auf die es doch nur wenige Antworten gab. Aber immerhin: Holz als Baustoff kam aus dem Steigerwald, Handwerker kamen mit den Vertriebenen, junge Pferde und Most in Fässern wurden zur Währung, Transporte erledigten Kuh-, Pferde- und Ochsengespanne, überall gab es Kleintierhaltung zur Selbstversorgung. Im überaus trockenen Jahr waren die geernteten Kartoffeln kleiner als die gelegten, im Wald wurde Laub als Viehfutter gesammelt. Noch 1950 gab es viele Brunnen, das Fernwasser verbesserte 1954 die Versorgung.

 
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