
Bürgermeister Burkhard Klein sprach von einem guten Tag – weil "wir zusammen sind, zusammenstehen und öffentlich unsere gute Haltung zu unseren jüdischen Mitmenschen und ihren Vorfahren zeigen". Es sei notwendig "dass wir die Geschichte für unsere nachfolgenden Generationen am Leben erhalten, dadurch, dass wir zeigen, dass es wichtig ist, sichtbare und erlebbare Denkmale und Plätze gegen das Vergessen zu schaffen." Ein solcher Ort sei der neu gestaltete Vorplatz des Jüdischen Friedhofs.
Der Respekt vor den Toten sei wichtig, denn der Tod sei nicht das Ende – weder im christlichen noch im jüdischen Glauben. Der Tod sei der Anfang eines neuen Kapitels, so heißt es. Und an diesem Kapitel schreiben so viele von Ihnen und Euch mit - und dafür bin ich gleichfalls dankbar, so Klein.
Früher habe gegolten, möglichst kein Aufheben um diesen Ort zu machen. Das habe sich nun in den letzten Jahrzehnten auch Dank des Zusammenwirkens der Israelitischen Kultusgemeinde, des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kitzingen, aber auch der mit dem Jüdischen Friedhof verbundenen Städte und Gemeinden geändert. Der Jüdische Friedhof Rödelsee sei so wichtig, dass ein Netzwerk geknüpft und umgesetzt wurde.
Der Jüdische Friedhof Rödelsee wird laut Klein für Interessierte geöffnet, es finden regelmäßig Führungen statt und er wird mit seiner Geschichte auch immer wieder Kindern und Jugendlichen beim Friedhofspflegetag räumlich und gedanklich geöffnet.
Viele Menschen seien bei dem Projekt mit einbezogen und um Rat gefragt worden, damit dieses Projekt auf breite Schultern gestellt ist.
Alleine in den vergangenen sechs Jahren seien knapp 190.000 Euro in diesen Ort und den Vorplatz zu investiert worden. Weitere knapp 8000 Euro kämen noch dazu und nebenbei fielen noch einige Kosten für das Netzwerk an. Dankbar ist Klein, dass man Leader-Mittel in Höhe von 64.893 Euro für die Platzgestaltung bekommen habe. Diese hätten allerdings Ende 2023 auf der Kippe gestanden. Aber Dank politischer Tatkraft mit Bettelbriefen an die Staatsministerin und mehrseitigen Erklärungsversuchen und sicherlich auch Gottes Segen sei dieses Problem gelöst worden. Zudem sei die Homepage www.juedischer-friedhof-roedelsee.de freigeschaltet.
Ebenso hatte der Gemeinderat beschlossen, einen Schmuckstein zum Gedenken an die deportierten Juden der Region aufzustellen. Die Symbolik des aufgeschlagenen Buchs in der Tradition des Memorbuchs der jüdischen Gemeinden, genannt Yiskor, und des originären jüdischen Symbols der Menora wurde durch den Bildhauer Sascha Fidyka umgesetzt.
Hier sei ein harmonisch in die angrenzende Kulturlandschaft eingebetteter Ort der Information, Erinnerung und Besinnung geschaffen worden, fasste Klein zusammen. Die Strukturen des Jüdischen Friedhofs würden über das Aussichtspodest und das Tastmodell wahrnehmbar und böten dem Besucher die Möglichkeit, sich intensiver mit diesem Ort und seiner Geschichte auseinanderzusetzen.
Joino Pollak vom Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden bezeichnete das Projekt als einzigartig. Anfangs sei er skeptisch gewesen, doch er habe sich damit angefreundet und sei nun froh, dass es umgesetzt worden sei.
Margret Löther, Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen gab einen Einblick in die jüdische Welt und ein Stück in die Geschichte des Friedhofs, den es seit dem 15. Jahrhundert gibt. Sie freute sich, dass man in Rödelsee den Wert und die Bedeutung des Ortes schätze. Möglichst viele sollten diesen kennenlernen.
Thomas Besch von arc.grün meinte, dass man für den Ort eine angemessene Lösung gefunden habe. Großen Aufwand habe das Tastmodell im Maßstab 1:100 bereitet.



