zurück
Prichsenstadt
Ein Nachtwächter mit Leib und Seele:  Respekt, Dankbarkeit und zwei Portraits für Hermann Schlossnagel
Bürgermeister, Winzer, Gastronomen und Geschäftsleute von Prichsenstadt zollten Nachtwächter Hermann Schloßnagel Respekt und Dankbarkeit. Er erhielt zwei Bilder von Künstlerin Ingrid Mehlert (vorne 2. von links).
Foto: Andreas Stöckinger | Bürgermeister, Winzer, Gastronomen und Geschäftsleute von Prichsenstadt zollten Nachtwächter Hermann Schloßnagel Respekt und Dankbarkeit. Er erhielt zwei Bilder von Künstlerin Ingrid Mehlert (vorne 2. von links).
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 16.04.2025 02:41 Uhr

Wenn der Begriff "ein Original" auf jemanden in Prichsenstadt passt, dann ist das sicherlich Hermann Schloßnagel. Nicht nur, weil er dort geboren ist. Seit 1989, und damit seit 36 Jahren, verkörpert er im Städtchen die Symbolfigur des Nachtwächters bei Führungen und vielen weiteren Anlässen. Schon deswegen gehört er aktuell zu den bekanntesten Personen Prichsenstadts.

Dieser Tage würdigten Bürgermeister René Schlehr sowie die Winzer und Gastronomen ihren langjährigen Nachtwächter. Er, der im Januar 85 Jahre alt geworden ist, bekam zwei Gemälde der Prichsenstädter Künstlerin Ingrid Mehlert überreicht, die sie von ihm gemalt hat. Eines der Portraits ist ein Ölgemälde, das Mehlert 2017 angefertigt hatte und das bisher in ihrer Sammlung hing. Das zweite ist in Acryl gemalt und entstand 2019 zum großen europäischen Nachtwächter-Treffen in Prichsenstadt.

Mit Hut, Umhang,
Hellebarde und Kuhhorn

Natürlich war Hermann Schloßnagel in seiner typischen Nachtwächter-Kleidung gekommen. Schwarzer Umhang, Hut, Hellebarde, Lampe mit Kerzenlicht, dazu das Kuhhorn umgehängt, nahm er die Würdigung entgegen. Ingrid Mehlert holte dazu etwas aus. "Du hast die Tradition erhalten, du hast viel für Prichsenstadt getan, für die Region, für Deutschland. Es sind die Menschen, die das Land ausmachen."

Stadtoberhaupt René Schlehr stieß ins gleiche Horn. "Wir haben dich eingeladen, um dir einmal unsere Dankbarkeit entgegenzubringen. Wir wünschen, dass du uns noch lange erhalten bleibst." Schlehr dankte für die Stunden, die Schloßnagel für die Stadt unterwegs war und ist.

Ganz zufällig zum Nachtwächter geworden

Der so gewürdigte Senior genoss die warmen Worte und erzählte im Anschluss so manche Anekdote. Dass Schloßnagl seinen Posten als Nachtwächter nach wie vor mit Eifer und mit großer Leidenschaft versieht, wurde deutlich. Erst am Tag vorher hatte wieder einmal eine Gruppe bei ihm kurzfristig angerufen und um eine Führung gebeten. "Was will ich denn machen, dann bin ich halt hin und habe den sechs Leuten die Stadt gezeigt", erzählte er. Die Entlohnung, die er von den Gästen bekomme, sei ihm nie wichtig gewesen.

Zu seinem Ehrenamt sei er eher zufällig gekommen. Der damalige Nachtwächter Christoph Wolf habe ihn 1989 gebeten, ob er nicht an seiner Stelle bei einem großen Treffen dieser Zunft im polnischen Krakau teilnehmen könne. Wolf wollte lieber in Prichsenstadt beim gleichzeitig laufenden Weinfest bleiben. Schloßnagel sagte zu, fuhr im Bus mit und bekam in Krakau gleich eine Urkunde mit seinem Namen überreicht.

Mit zwei gemalten Bildern von Künstlerin Ingrid Mehlert bedankten sich die Stadt Prichsenstadt, rechts Bürgermeister René Schlehr,  bei Nachtwächter Hermann Schloßnagel in einer Feierstunde.
Foto: Andreas Stöckinger | Mit zwei gemalten Bildern von Künstlerin Ingrid Mehlert bedankten sich die Stadt Prichsenstadt, rechts Bürgermeister René Schlehr, bei Nachtwächter Hermann Schloßnagel in einer Feierstunde.

Wieder zurück, dauerte es nicht lange, bis er die ersten Führungen hielt. Die entsprechende Kutte ließ er sich anfertigen. Heute hat er sie zweimal, falls er mal nass werde, wie er erklärte. Es folgten nicht nur Führungen, auch Reisen, auf denen er meist auch die Nachtwächter-Robe mitnahm, sogar in die USA.

Selbstgedichtetes Lied über Prichsenstadt

Viele Freundschaften und Bekanntschaften habe er seither geknüpft. "Sein" Städtchen kennt er in- und auswendig. Für Schloßnagel ist das nach wie vor der schönste Fleck, dem er sogar ein selbstgedichtetes Lied widmete. Das trug er im Rathaus gleich zweimal vor.

Überhaupt ist der Senior seit jeher sehr musikalisch. Neben seinem Nachtwächter-Posten leitete er jahrelang den örtlichen Posaunenchor. Im Gesangverein war er zudem lange als Sänger aktiv.

Was fehlt, ist ein Nachfolger für die Symbolfigur. Aktuell jedoch denkt Hermann Schloßnagel noch nicht ans Aufhören, dafür ist er zu gerne in seinem Städtchen unterwegs.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Prichsenstadt
Andreas Stöckinger
Gesangverein Grettstadt
Lied als Musikgattung
Nachtwächter
René Schlehr
Stadt Gerolzhofen
Ölgemälde
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top