Egal, ob man in einem Fahrzeug von VW, Audi, Seat, Skoda, Opel, Ford, Vauxhall, Saab, Daimler Chrysler, BMW, Porsche, Rover, Volvo, Jaguar, Land-Rover oder Honda Platz nimmt, man sitzt auf Polstern aus der Fertigung der Firma Fehrer. Ob Kopfstütze, Armlehne, Seitenteile, integrierte Kindersitze, Verkleidungen - Ausstattungen "made by Fehrer" findet sich heute in nahezu jedem Fahrzeug aus europäischer Produktion.
Begonnen hat alles, als der Unternehmer Josef Asprion 1875 die Idee hatte, eine Dampf-Spinnerei zu gründen. Er kaufte die jahrhundertealte Eselsmühle und begann, sie umzubauen.
Es war damals bayernweit die erste Anlage dieser Art. Asprion suchte einen Partner und fand ihn in Friedrich Sigmund Fehrer. Der vierte Sohn einer alteingesessenen Kitzinger Bauernfamilie war gelernter Kaufmann. Schon mit 24 Jahren hatte er beschlossen, sich selbstständig zu machen.
Die Wege der beiden Unternehmer trennten sich schon bald und am 15. September 1875 gründete Fehrer alleine die "Erste Kitzinger Dampf-Rosshaarspinnerei F. S. Fehrer". Sie sollte eine beeindruckende Firmengeschichte durchlaufen (beachten Sie auch die Seite 4).
Fehrer ist heute nicht nur der größte Arbeitgeber in Kitzingen. Die Fehrer-Gruppe ist als Zulieferer der Automobilindustrie zum führenden Anbieter geworden. Sie ist bei Form-Polstern Nummer eins in Deutschland und in Europa Drittgrößter der Branche.
Sieben Standorte in Deutschland, dazu weitere in Tschechien, Schweden, Belgien, USA und England, "Join Ventures" in Spanien und Brasilien sowie die Präsenz durch Franchise-Lizenzen in Süd-Afrika machten das Unternehmen zum Standort nahen Produzenten für die Automobilindustrie. Fehrer beschäftigt inzwischen rund 3 000 Mitarbeitern.
Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich der Umsatz des Unternehmens von 250 Millionen auf über eine halbe Milliarde Mark mehr als verdoppelt.
Am Anfang stand als Ausgangsmaterial für die Produktion das Rosshaar und das Ziel, es auf möglichst wirtschaftliche Art zu krollen (kräuseln), um es als Material für hochwertige Polster zu verkaufen. Handwerker, Polsterer, Matratzen-Hersteller waren die Kunden, die Qualität aus dem Haus Fehrer zu schätzen lernten. Schon in den Anfängen der Firmengeschichte begann Fehrer damit, selbst geeignete Maschinen zur Herstellung seiner Produkte zu entwickeln. Bis heute hat sich daran nichts geändert und die eigene Maschinenbau-Abteilung sorgt für eine technische Ausstattung auf unvergleichbar hohem technischen Niveau.
35 Jahr lang war Gespinst aus Rosshaar das einzige Standbein des Unternehmens. Dann kamen "Schnell-Polster", auf Jute aufgesteppte Rosshaare und Kokosfasern dazu. Es folgte in den 30er Jahren die Fertigung von Gummi-Haar. Es handelte sich dabei um eine Mischung aus Tierhaar und pflanzlichen Fasern, die durch Latex verbunden und stabil in Form gebracht wurden. Über drei Jahrzehnte war Gummi-Haar der Umsatzträger des Unternehmens. In den 60er Jahren begann dann die Produktion von Polyurethan-Formschaumpolstern und damit der Siegeszug des Kunststoffs im Fahrzeugbau.
Mit einem eigenen Entwicklungslabor für die notwendigen chemischen Rezepturen setzte Fehrer Zeichen und stellte die Signale für die Zukunft. Modernste Fertigungsverfahren, konstante Qualität auf maximalem Niveau, "just in time" liefern und nahe an den Standorten der Kunden produzieren - das sind die Stärken des Unternehmens, mit denen es sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten weiß. Im Unterschied zu industriellen Großunternehmen, und Aktiengesellschaften hat sich der alleinige Geschäftsführer Claus Fehrer bis heute die Grundsätze des Firmengründers F. S. Fehrer bewahrt. Er setzt auf Firmentreue seiner Mitarbeiter, lässt ihnen Freiräume für Kreativität und ist ein Gegner kurzsichtigen Aktionismus.
Claus Fehrer führt den Betrieb in der 4. Generation. Nach dem Tod des Firmengründers im Jahr 1903 übernahm dessen Sohn Heinrich 23-jährig die Leitung. Er führte die Firma von 1903 bis bis 1956 durch schwere Zeiten. Nach dessen Tod übernahm Sohn Rolf das Unternehmen, bis es 1989 an dessen Sohn Claus über ging. Heute wird das Firmenjubiläum in der Alten Synagoge gefeiert. Die Festrede wird der Präsident des Verbandes der Automobil-Industrie, Professor Dr. Bernd Gottschalk, halten. Für die Mitarbeiter und Familien wird am Samstag, 23. September, ein Tag der offenen Tür stattfinden.