Die erste gab es 1950, sowohl in Deutschland als auch in Franken – eine Weinkönigin. Wobei, ganz korrekt es nicht, denn Elisabeth Kuhn wurde als pfälzische Weinkönigin 1949 offiziell auch zur ersten Deutschen Weinhoheit ernannt. Die erste richtige Wahl gab es dann ein Jahr später. Seitdem wird jedes Jahr Ende September, meist in Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz), eine junge Frau gewählt, die für den deutschen Wein in Deutschland und der Welt Werbung machen soll. Im vergangenen Jahr wurde mit Eva Lanzerath von der Ahr die 72. Deutsche Weinkönigin gekrönt.
Neun Jahre sollte es dauern, bis die erste fränkische Hoheit die damals noch recht massive Krone aufs Haupt gesetzt bekam. Karoline Hartmann aus Rödelsee wurde 1957 zur fünften Fränkischen und neunten Deutschen Weinkönigin gewählt. Sie war die erste von acht Fränkinnen in diesem Amt und wurde sogar in Würzburg bei einem Kongress gewählt. Von den acht wiederum kamen sechs aus dem Landkreis Kitzingen und von denen stammte nur die Rödelseerin Karoline Hartmann nicht von der Mainschleife.
1963 wurde Marita Bäuerlein aus Volkach auf den Thron gewählt. Eher überraschend, wie sie sich erinnert. Ohne große Erwartung sei sie damals zur Wahl gefahren. Vielleicht war genau das ihr Erfolgsrezept. Dann kam eine lange Pause. Erst Anfang der 80er Jahre kam die Deutsche Weinkönigin wieder aus Franken. Die Sommeracher Karin Molitor überzeugte die Jury bei der Wahl 1982. Sie kann sich noch genau daran erinnern, wie sich ihr Vater den Weg durch die Massen bahnte. "Er wollte mir unbedingt als Erster gratulieren", erzählt sie.
Renate Schäfer aus Astheim war dann die nächste Deutsche Weinkönigin aus dem Landkreis. 1989 wurde sie zur 41. Weinhoheit gewählt. Sie bedauert, dass sie eigentlich keinen Kontakt zu den Winzern in Ostdeutschland hatte. "Eine Stunde Unterhaltung auf der Grünen Woche, mehr war leider nicht drin", verrät sie. Die 53. Wein-Majestät kam aus Sommerach. Nicole Then vertrat 2003/2004 ein Jahr lang den deutschen Wein und die Winzer auf der nationalen und internationalen Bühne. Bei ihrer Vorbereitung konnte ja auch fast nichts schiefgehen. "Bürgermeister Elmar Henke, Lehrer und Gemeinderäte haben mit mir die Fragerunde geübt", erzählt sie und lacht.
Then gleich tat es 2008 Marlies Dumbsky aus Volkach. Sie war die 60. Deutsche Weinkönigin und die letzte aus Franken. Wer Weinkönigin werden will, weil er als kleines Mädchen davon träumte Prinzessin zu sein, ist ihrer Meinung nach falsch im Amt. "Du bist keine Königin, sondern eine PR-Frau", fasst sie ihre Erfahrung zusammen. Christina Schneider scheiterte 2016 knapp und wurde eine der zwei deutschen Weinprinzessinnen. Vielleicht klappt es ja mit der nächsten Fränkischen Weinkönigin, die in diesem Jahr gewählt werden soll. Mit Kimberly Langlotz aus Dettelbach, Vanessa Wischer aus Nordheim und Katharina Schmidt aus Astheim stehen wieder drei Kandidatinnen aus dem Landkreis zur Wahl.
Die sechs Deutschen Königinnen aus dem Landkreis sind sich einig: Wer auch immer die Wahl gewinnt, wird ein spannendes Jahr erleben und viel zu erzählen haben. So war Marita Bäuerlein alles andere als angetan von Willy Brandt, Renate Schäfer erlebte den Wandel der Weinköniginnen-Mode live mit und Marlies Dumbsky düste mit Krone und Motorrad durch deutsche Steillagen. Was die Hoheiten alles erlebt und gesehen haben, erzählen sie demnächst in einer neuen Serie.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version steht, dass Marita Bäuerlein 1957 zur Deutschen Weinkönigin gewählt wurde. Das ist falsch. Sie wurde 1964 gekrönt.