Voltigieren ist ein alter und ehrwürdiger Sport, das wurde bei der 90-minütigen Vorführung der Schüler deutlich. Unterlegt mit Bildern und lustigen Darbietungen boten sie einen Streifzug durch die Geschichte des Voltigierens, begonnen von den ersten Höhlenzeichnungen aus der Steinzeit bis hin zum modernen Wettkampfsport. Viel Applaus vom Publikum erhielt etwa die Darstellung vom Ringen der griechischen Athleten mit einem Stier. Die dabei vollführten Sprünge und Übungen könnte man getrost als Vorstufe des Voltigierens bezeichnen. Weiter ging es mit dem Pferd in den Zeiten der Römer, der Völkerwanderung und endlich im späten Mittelalter bei den Ritterspielen. Erst seit der Barockzeit wird neben der militärischen Rolle der Reiter zunehmend auch die Eleganz des Reitens erkannt. Damit war der Sprung hin zu akrobatischen Einlagen auf dem Pferd und den heutigen Übungen beim Wettkampfsport Voltigieren nicht mehr weit.
Weltmeistertitel geholt
So mancher hielt den Atem an, als das letztjährige A-Team der Schule noch einmal eine Kür zeigte und im Dreierstand übereinander seine Runden durch die Halle drehte. „Wir haben unsere neue Halle deshalb auch extra hoch gebaut“, verriet Anette Müller-Kaler. Denn andernorts habe man bei Wettkämpfen in normalen Reithallen öfters die Köpfe einziehen müssen, um nicht an die Decke zu stoßen. Mit Müller-Kaler fing vor 25 Jahren die Voltigiererei an der Schule an. Sie untersuchte in ihrer Zulassungsarbeit die Möglichkeiten dieses Sports im Rahmen des Schulunterrichts. Aus einem Versuch wurde aufgrund der Begeisterung der Schüler eine Dauereinrichtung.
Im Laufe der 25 Jahre errangen die Mannschaften des EGM so ziemlich alles, was man an Preisen im Voltigieren abräumen kann. Höhepunkt war sicherlich der Weltmeistertitel, den Barbara Strobel 1992 auf dem Schulpferd „Chrisostomus“ errang. Nicht nur dafür darf dieser nun als Rentner und Streichelpferd bis zum Ende seiner Tage in Münsterschwarzach bleiben. Auch die in diesem Schuljahr neu formierte Nachwuchsmannschaft erreichte bei den jüngsten unterfränkischen Meisterschaften bereits den Titel.
Direktor Robert Scheller dankte allen Beteiligten für das klare „Ja“ zum Voltigieren und die „Entscheidung auf Zukunft hin“, die der Bau der Halle bedeute. Von Anfang an habe man sich solche Arbeitsbedingungen gewünscht, erst nach 25 Jahren ging der Traum in Erfüllung. Nachdem man bereits bisher trotz des Trainierens unter oft widrigen Wetterbedingungen viel erreichen konnte, „dürfen wir gespannt sein, was uns mit der neuen Halle noch alles erwartet“, freute sich Scheller.
Die offizielle Segnung der Halle, der Sportlerinnen und der Pferde nahmen Cellerar Pater Anselm Grün und Schulseelsorger Jonathan Düring vor. Finanziert wurde das gut 400 000 Euro teuer Projekt zu knapp einem Viertel von der Schule und ihrem Förderverein „Münsterschwarzacher Kreis“, den Rest trägt die Abtei.
Therapie mit Pferden
Anette Müller-Kaler berichtete auch über zwei Projekte, die es zukünftig neben dem Voltigiersport noch geben wird. Zum einen wird das Voltigieren bereits heute als Therapie für behinderte Kinder eingesetzt. „Nach einer Stunde auf dem Pferd haben sich etwa bei er kleinen Johanna die Spastiken so reduziert, dass sie ohne Stöcke laufen kann“, so Müller-Kaler. Außerdem möchte man in Zusammenarbeit mit den Kindergärten den Kleinsten eine spielerische „Begegnung mit Pferden“ ermöglichen. Dazu wurde eigens das Voltigierpony „Zwerg“ angeschafft.