„Fundstücke erzählen Geschichte“ – so lautet das Thema einer Sonderausstellung im Rathaus der Stadt Prichsenstadt. Noch bis zum 31. Dezember sind im Jubiläumsjahr der Stadt (650 Jahre Stadtrecht) Fundstücke ausgestellt, die rund um Prichsenstadt entdeckt worden sind.
Zufällige Funde
Es handelt sich um Lesefunde, die ohne gezielte Ausgrabung „aufgelesen“ wurden. Eine reichliche Anzahl dieser Funde sind in einer gesicherten Glasvitrine im Foyer des Rathauses ausgestellt und während der Geschäftszeiten zu bestaunen, der Eintritt ist frei.
Die Funde sind Leihgaben vom Mineralienmuseum in Prichsenstadt und dem Stadtmuseum Gerolzhofen, die „Finder“ sind Hans Klein aus Prichsenstadt (gestorben 2013) und Hans Koppelt aus Gerolzhofen (gestorben 2016). Gerade Koppelt dürfte jedem ein Begriff sein, der sich mit Heimatforschung und der Vor- und Frühgeschichte der Region befasst.
Klein hatte in über 40 Jahren ehrenamtlicher Sammlertätigkeit eine sehr vielfältige Sammlung zusammengetragen. Insbesondere Kleinschönbach hatte es Klein angetan, das Museum in Prichsenstadt wird von seiner Tochter und seiner Enkelin weitergeführt.
Die Funde selbst belegen, dass Prichsenstadt wesentlich älter ist, als selbst der Vorgänger des Ortes, Brisendorf, erklärte Ralf Jobst vom Landesamt für Denkmalpflege. Die Region sei schon in der Alt- und Mittelsteinzeit (ca 200 000 bis 5500 v. Chr.) besiedelt gewesen, und zwar von den Neandertalern. Die hatten in Brünnau ein Jagslager aufgeschlagen, dabei hat einer von ihnen einen Stein-Faustkeil verloren, gewissermaßen das „Schweizer Messer“ der damaligen Zeit.
Außergewöhnlicher Fund
Gefunden wurde auch ein Charakterköpfchen aus Stein, ein sogenanntes Keltenköpfchen aus der Eisenzeit (800 v. bis 500 n. Chr.). Jenes Köpfchen gehört zu den eher seltenen Funden aus der Zeit der Kelten, erzählt die Archäologin Julia Daub, die zusammen mit Ralf Jobst vom Landesamt für Denkmalpflege die Funde begutachtet, zeitlich zugeordnet, beschriftet und in der Vitrine ausgestellt hat. „Die Kelten haben normalerweise keine Darstellungen von sich selbst gemacht, was den Fund doch außergewöhnlich macht“, so Daub.
Auch Funde aus dem Mittelalter sind in der Vitrine zu sehen. Fundort ist ein Dorf, dass gut 100 Jahre nach Verleihung der Stadtrechte, wohl bei Streitigkeiten zwischen den Bischöfen von Bamberg und Würzburg, zerstört worden ist: Kleinschönbach, das wohl noch bis ins 15. Jahrhundert besiedelt war und mittlerweile eine Wüstung bei der Schirmeiche nordöstlich von Prichsenstadt ist.
Modisch gekleidetes Tonfigürchen
Gefunden wurden Tierknochen, Ziegel und Keramikscheiben, die ältesten aus dem Frühmittelalter. Gefunden wurde auch ein modisch gekleidetes Tonfigürchen mit gewelltem Schleier, dem Kruseler.
Entstanden ist die Ausstellung im Prichsenstadter Rathaus nach einer Idee von Hermann Beetz, einem von drei Ehrenamtlichen und Archivar, zusammen mit Georg Schulz-Hertlein und Bertram Schulz. Die Kosten der Ausstellung übernimmt das Landesamt für Denkmalpflege, Co-Finanzier ist die Stadt Prichsenstadt, und der Verein Alt Prichsenstadt steuert reichlich ehrenamtliche Arbeit bei.