Ein Hotel betreiben mit schwerstbehinderten Menschen – geht das? Ja, das geht durchaus, wie das InHotel Mainfranken in Marktbreit schon seit einigen Monaten zeigt. Betrieben wird das Hotel von der Arbeiterwohlfahrt in der ehemaligen Bildungsstätte des Sozialverbandes und es läuft sehr erfolgreich.
Was tun mit einer Bildungsstätte, wenn die Zeiten sich ändern, solche Einrichtungen nicht mehr gefragt sind, weil betriebliche Bildung „in house“ und nicht mehr in Einrichtungen, wie eben Marktbreit, durchgeführt werden? Übernachtungszimmer, Tagungsräume, Küche, Frühstücksraum, das alles ist da, also liegt es nahe, ein Hotel mit Tagungsmöglichkeit aufzubauen.
Allerdings: Kann ein Sozialverband wie die Arbeiterwohlfahrt ein ganz normales Hotel betreiben und am Ende noch Gewinn damit erwirtschaften? Das dürfte zumindest fraglich sein. Bringt man aber dann den Inklusionsgedanken, also die Zusammenarbeit mit behinderten Menschen ins Spiel, dann kann das auch für einen Sozialverband durchaus Sinn haben.
Gedacht – getan: Seit Beginn des Jahres arbeiten im InHotel in Marktbreit 15 Mitarbeiter, davon sieben Schwerstbehinderte, wie Hoteldirektor Joachim Beck erzählt. „Wir sind ein ganz normales Hotel“, sagt er, „wir ticken aber etwas anders als andere Hotels.“ So geht etwa nicht alles so schnell, wie in anderen Hotels. Bestellt ein Gast ein Bügelbrett, dann kann das durchaus mal zehn Minuten dauern, bis das Objekt im Zimmer steht. Macht aber nichts, denn das Weniger an Hektik wird von den Gästen durchaus geschätzt. Bislang – und immerhin hat das InHotel schon rund 5000 Gäste beherbergt – gab es noch keine Beschwerde.
Neben den Tagungsgästen sind es viele Monteure und Handlungsreisende, die hier übernachten. Beliebt ist die „Herberge“ auch bei Radtouristen – der Mainradweg liegt nur wenige hundert Meter entfernt. Viele Gäste kommen auch aus skandinavischen Ländern, die auf der Durchreise in den Süden sind und in Marktbreit gerade einen Tag Reise hinter sich haben. Und die, so Beck, buchen dann oft auch gleich ein Zimmer für die Rückfahrt. Der eine oder andere bleibt dann auch länger als eine Nacht – Marktbreit und die Umgebung zu entdecken ist reizvoll.
Simon Stenger ist einer der Mitarbeiter des Hotels mit Behinderung. Er wartet und reinigt gerade die große Kaffeemaschine im Frühstücksraum – nur eine der Aufgaben der „guten Seele“ des Hauses, wie der Hoteldirektor sagt. Simon Stenger leidet unter einer multiplen Entwicklungsstörung, wie er selber erklärt und hat dadurch eine etwas verlangsamte Auffassungsgabe. Manches dauert halt ein wenig länger und wenn man sich mit ihm unterhält, dann überlegt er die Antworten sorgfältig.
Neben einigen Maßnahmen hat der 25-Jährige als Grünpflegehelfer gearbeitet und ist seit Februar in Marktbreit beschäftigt. Dass es ihm große Freude bereitet, das sieht man ihm an. Auch wenn er aus seinem Wohnort Würzburg problemlos mit dem Zug nach Marktbreit kommt, wäre eine Wohnung in Marktbreit schon eine tolle Sache.
Die Erfahrung mit der Zusammenarbeit zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen in Marktbreit sind positiv und sollen ausgeweitet werden, so Joachim Beck. Demnächst soll auch an der Rezeption eine behinderte Person Dienst tun. Damit wird dann auch das Spektrum der Arbeitsmöglichkeiten erweitert, weg von der reinen Hauswirtschaft, also den Arbeiten in der Küche, der Haus- und Zimmerreinigung.