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Mainbernheim
Ein Haus mit aufregender Vergangenheit und spannender Zukunft: So kommt wieder Leben in die Mainbernheimer Altstadt
Kino, Zollstation, Lebkuchenfabrik: 400 Jahre bewegte Geschichte stecken in dem Gebäude in der Ortsmitte. Jetzt wird es mit viel Liebe zum Detail auf die Moderne getrimmt.
Das Haus in der Herrnstraße 23 ist eines der ältesten von Mainbernheim. Vor dem Hoftor stehen (von links) Friedrich Müller, Elisabeth Balk, Elisabeth Wilken, Katharina und Martin Zeltner sowie Bürgermeister Peter Kraus.
Foto: Gerhard Krämer | Das Haus in der Herrnstraße 23 ist eines der ältesten von Mainbernheim. Vor dem Hoftor stehen (von links) Friedrich Müller, Elisabeth Balk, Elisabeth Wilken, Katharina und Martin Zeltner sowie Bürgermeister Peter Kraus.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:13 Uhr

Elisabeth Balk ist ein gern gesehener Gast. Wenn sie kommt, hat sie meist einen Scheck dabei. Diesmal überbrachte sie 40.000 Euro – Geld, das in die Sanierung eines Patrizierhauses in der Mainbernheimer Ortsmitte fließen soll.

Das alte Anwesen in der Herrnstraße trägt die Hausnummer 23. Erworben hat es die Wilken-Zeltner GbR, das sind Elisabeth Wilken und Katharina Zeltner. Künftig soll in einem Teil des Hauses das Architekturbüro von Martin Zeltner Platz finden. Der andere Teil wird als Wohnung vermietet.

Ohne Fördergelder wäre ein solches Projekt nicht zu stemmen. Und da kommt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ins Spiel und damit Elisabeth Balk vom Ortskuratorium Fränkische Stadtbaumeister der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Die Förderung ist möglich dank zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie Glücksspirale, weshalb auch Friedrich Müller von der Lotto-Bezirkszentrale in Ansbach dabei war. Mit den 40.000 Euro wird die Dachsanierung des Patrizierhauses gefördert.

Im Dach sind manche Wände schräg. Doch Stahlträger sichern alles. Das Bild zeigt (von links) Martin Zeltner, Katharina Zeltner, Elisabeth Wilken, Friedrich Müller, Peter Kraus und Elisabeth Balk.
Foto: Gerhard Krämer | Im Dach sind manche Wände schräg. Doch Stahlträger sichern alles. Das Bild zeigt (von links) Martin Zeltner, Katharina Zeltner, Elisabeth Wilken, Friedrich Müller, Peter Kraus und Elisabeth Balk.

Bei dem Gebäude handelt es sich um eines der ältesten Anwesen Mainbernheims. Es soll – so ist auf einem Schild an der Außenmauer zu lesen – im Jahr 1497 errichtet worden sein. Untersuchungen des verbauten Holzes lassen aber laut Martin Zeltner den Schluss zu, dass die Bauzeit um 1480 war – wie auch immer, auf jeden Fall vor 1500. Der Standort des Hauses in der baulichen Mitte Mainbernheims macht das Gebäude laut Mittelung der DSD für die Stadt höchst bedeutungsvoll. "Das Alter wird auch an den alten Eichenstützen im Haus sichtbar", erklärt Katharina Zeltner. Drei von ursprünglich vier der Balken seien noch vorhanden.

Die Lebkuchenfabrik belieferte einst das bayerische Königshaus

Das Gebäude ist Stammhaus der aus Nürnberg kommenden Bärenlebkuchenfabrik Gebrüder Schmidt, die in der Gründerzeit als königlich-bayerische Hoflieferantin deutschlandweit erfolgreich Lebkuchen verkaufte. Die exportorientierte Lebkuchenfabrik wurde als eines der ersten Unternehmen in Mainbernheim 1902 an der Bahnlinie Würzburg-Nürnberg errichtet. Auch war das Gebäude die letzte Pflaster-Zollstation Mainbernheims.

1602 gab es einen rückwärtigen Anbau, der das bisherige Gebäude überragt habe. Martin Zeltner vermutet, dass es Umbauphasen gegeben habe, die nicht fertig geworden seien. Im rückwärtigen Teil sei 1920 ein Kino eingezogen. Später sei der Bau als Fahrradgeschäft, Gemüsehandel, Schreinerei und eben Lebküchnerei genutzt worden. "Wir sind dabei herauszufinden, was vorher war", so Martin Zeltner.

In diesem Raum gab es vor etwa 100 Jahren ein Kino.
Foto: Gerhard Krämer | In diesem Raum gab es vor etwa 100 Jahren ein Kino.

An dem Massivbau mit Fachwerkobergeschoss und mittelalterlichem Dachstuhl lässt sich laut der Stiftung Denkmalschutz die mittelalterliche Baukonstruktion in allen Geschossen sehr gut ablesen. Im Obergeschoss sind das Fachwerk der Außen- und Innenwände erhalten, im Dachgeschoss der Dachstuhl mit der kompletten bauzeitlichen Struktur, geblatteten Binderkonstruktionen und vielen bauzeitlichen Konstruktionsdetails.

Die Bauzeit zeichnet das Gebäude als eines der wenigen erhaltenen baulichen Zeugnisse aus vorreformatorischer Zeit am Kreuzungspunkt der wichtigen Hauptstraßenachsen der historischen Stadt aus. Es stand also schon vor dem Rathaus da.

Für den Architekten wirft das Haus noch viele Fragen auf

Im Obergeschoss befindet sich als Besonderheit noch eine Bohlenstube mit Holznägeln und einem Lehmaufbau. "Das war sicher die gute Stube des Hauses", sagt Martin Zeltner. Die Wand stamme aus der Bauzeit. "Aber wer baute so etwas?", fragt sich der Architekt. Eine von vielen Fragen, die noch einer Antwort bedürfen. "Die Fragen werden eigentlich immer mehr." Im Dach sind die Wände schräg, und dabei wird es bleiben. Alles ist aber gesichert, wie große Stahlträger zeigen. Das Gebäude steht wieder für sich.

Bürgermeister Peter Kraus freut sich, dass neues Leben in das Haus einzieht. Um einige der Fragen zu klären, müsse man wohl tief ins städtische Archiv gehen.

 
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