Griechische Götter- und Heldensagen lieferten und liefern Stoff für viele Filme. Dazu zählt auch Troja. Wer kennt nicht Homers Epos vom zehn Jahre dauernden trojanischen Krieg, der mit einer List, sprich dem Trojanischen Pferd, zu Ende ging. Götter und Helden waren eng in und mit dieser Geschichte verwoben.
1873 glaubte Heinrich Schliemann, dieses Troja und den Schatz des Königs Priamos gefunden zu haben. War es wirklich Troja? Darüber streiten sich noch die Gelehrten, und auch die neue Sonderausstellung „Heinrich Schliemann – Troja“ im Iphöfer Knauf-Museum gibt darüber keine Auskunft – und will es auch nicht. Vielmehr geht es um die Person des nicht unumstrittenen Archäologen und um die zahlreichen Funde.
Die Welt der Sagen
Das Trojanische Pferd, das auch den leidigen Trojanern in der Computerwelt seinen Namen gab, ist einzigartig in der Welt der Sagen. So ist ein sechs Meter hohes hölzernes Pferd auch der Hingucker bei der neuen Sonderausstellung im Knauf-Museum. Allerdings steht das Teil ob seiner Größe auf dem Marktplatz und dürfte derzeit das wohl am häufigsten fotografierte Objekt in Iphofen sein, zumal es auch ein „Troja-Selfie“-Podest gibt.
Mittlerweile hat das Pferd schon eine gewisse Patina. Es will aber nirgendwo hingezogen werden, sondern vielmehr Menschen in die Ausstellung ziehen, für das sagenumwobene Troja werben, das Heinrich Schliemann in seiner dritten Grabungskampagne 1873 entdeckte. Dieser hatte ein Stadttor gefunden, von dem eine breite Straße zu einem Gebäude führte, das Schliemann als den Palast des Priamos deutete.
Zeitungsartikel von 1873
Am 31. Mai 1873 fand Schliemann den so genannten Schatz des Priamos. Darüber verfasste er einen Zeitungsartikel, der am 5. August 1873 in der „Allgemeinen Zeitung“ (Augsburg), eine der größten Zeitungen des Königreichs Bayern, erschienen ist. Museumsleiter Markus Mergenthaler ist nicht nur über die Ausstellung stolz, sondern insbesondere auch darüber, dass er diese Ausgabe im Original für die Ausstellung bekommen hat und diese damit erstmals öffentlich ausgestellt wird.
„Schliemann war ein genialer Öffentlichkeitsarbeiter“, betont Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin. Sobald Schliemann etwas hatte, habe er darüber in der Zeitung geschrieben. Dies ist ein Teil der Person Schliemanns, der mit Handelsgeschäften mit Russland und im kalifornischen Goldrausch ein Vermögen gemacht hatte. Ausreichender Grundstock für seine Suche nach Troja. Die Idee dazu reifte im Pfarrerskind Schliemann wohl schon sehr früh, denn sein Vater hatte ihm die „Illustrierte Weltgeschichte für Kinder“ vorgelesen.
Suche in der West-Türkei
Homers Epos diente Schliemann als Grundlage zur Suche nach den Spuren eines Ereignisses, das möglicherweise um 1200 vor Christus in der Bronzezeit stattgefunden haben sollte. So kam Schliemann letztlich zum Hügel Hisarlik, der übrigens in der West-Türkei liegt.
Dort ließ er einen 40 Meter langen und 15 Meter tiefen Graben anlegen, heute noch als Schliemann-Graben bekannt und zu sehen. Schliemann hatte zwar letztlich erkannt, dass es mehrere Bebauungsschichten gab, ordnete aber die Schicht mit dem Schatz Troja zu.
Doch Schliemanns Troja wird heute auf 3000 vor Christus datiert und fällt laut Kurator Bernhard Heeb vom Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte in die Frühbronzezeit.
Eine Ahnung?
Dass etwas nicht stimmen konnte, hat Schliemann vielleicht geahnt. Doch Schliemann hat eine Fülle von Objekten ans Tageslicht gebracht. Rund 12 000 solcher umfasst die Sammlung in Berlin. Meistens sind es Dinge aus Ton, denn die goldenen Gegenstände sind nach dem Krieg gen Russland gebracht worden und dort im Puschkin-Museum zu sehen. Einige Gegenstände hielt man damals wegen ihrer Verkrustung für tönern, sie entpuppten sich nach der Reinigung aber als silbern. So ist aus Berlin auch eine Original-Silberschale zu sehen, während die berühmten Diademe und eine goldene Schale Repliken sind.
Markus Mergenthaler hat seit der Ausstellung „Der Barbarenschatz“ aus dem Jahr 2015, die jetzt in Berlin zu sehen ist, gute Kontakte zum dortigen Museum, weswegen die Berliner einige Schätze zur Ausstellung beisteuerten. Auch das Martin von Wagner-Museum leistete einen Beitrag und stellte Vasen mit Szenen aus dem trojanischen Krieg zur Verfügung.
Die Sonderausstellung „Heinrich Schliemann – Troja“ im Knauf-Museum Iphofen ist bis 4. November 2018 zu sehen.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 17 Uhr. Weitere Infos: www.knauf-museum.de