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Mainbernheim
Ein Garten für Nachtschwärmer
Beim „Tag der offenen Gartentür“ können die Besucher am Sonntag auch durch den Naturgarten „Hortus nocte“ in den Mainbernheimer Grabengärten spazieren.
Auch viel Totholz ist für den Garten wichtig.
Foto: Günther Fischer | Auch viel Totholz ist für den Garten wichtig.
Waltraud Ludwig
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:23 Uhr

Es ist ein kleines Naturparadies am Rande der Mainbernheimer Stadtmauer. Besonders nachts erwacht es zu Leben. Dann schwirren Nachtfalter durch die Luft und wenn man Glück hat, sieht man vielleicht sogar eine Fledermaus: Der "Hortus nocte" ist ein besonderer Garten. In einer Gemeinschaftsaktion haben engagierte Bürger ein Refugium geschaffen, in dem die vom Aussterben bedrohte Fledermaus Nahrung findet. Wer will, kann es am Sonntag beim "Tag der offenen Gartentür" kennen lernen.

Fotoserie
Hortus nocte - ein Refugium für alles, was so fliegt.
Foto: Günther Fischer | Hortus nocte - ein Refugium für alles, was so fliegt.

Der "Hortus nocte" ist einer von insgesamt sieben Gärten im Landkreis Kitzingen, die beim diesjährigen "Tag der offenen Gartentür" vorgestellt werden. "Ein Garten soll schön sein, aber wir brauchen auch Mitspieler der Natur", sagte Otto Hünnerkopf, Bezirksvorsitzender des Verbandes für Gartenbau und Landespflege, am Mittwochabend bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung in Mainbernheim. Auch bei der privaten Gartengestaltung müsse der ökologische Aspekt verstärkt ins Bewusstsein rücken. Er dankte allen, die den "Tag der offenen Gartentür" auch in diesem Jahr wieder möglich machen, insbesondere den Bürgern, die ihre Gartentore für interessierte Besucher öffnen.

Ein Beitrag für den Klimaschutz

Dass Gärten einen Beitrag zum aktiven Umweltschutz leisten können, hob auch Landrätin Tamara Bischof hervor. Wie sie sagte, sehnen sich in Zeiten der Globalisierung viele danach, im eigenen Garten selbst etwas anzupflanzen. Dies erspare lange Transportwege und schone die Umwelt. "Jeder ist gefragt, etwas für den Klimaschutz zu tun", betonte sie. Beim "Tag der offenen Gartentür" könnten sich die Bürger viele Anregungen holen.

Hortus nocte - ein Refugium für alles, was so fliegt.
Foto: Günther Fischer | Hortus nocte - ein Refugium für alles, was so fliegt.

Der Wunsch, etwas für die Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht zu tun, lag auch den Schöpfern des "Hortus nocte" zugrunde. Christian Söder, Fachberater für Fledermausschutz im Landkreis Kitzingen, hatte die Idee für das Projekt. "Ich wurde immer wieder gefragt, was man für den Erhalt von Fledermäusen tun kann", erklärte er. So kam er auf den Gedanken, gemeinsam mit anderen einen öffentlichen Naturgarten zu schaffen, der speziell auf die Bedürfnisse von Fledermäusen und ihren Beutetiere abgestimmt ist.

Verwilderter Garten wandelt sich zum Biotop

Auf einer mageren, kalkhaltigen Fläche siedeln heimische Pflanzen, die mit Trockenheit gut zurechtkommen.
Foto: Günther Fischer | Auf einer mageren, kalkhaltigen Fläche siedeln heimische Pflanzen, die mit Trockenheit gut zurechtkommen.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten verwandelte der Naturfreund einen alten, verwilderten Obstgarten an der Mainbernheimer Stadtmauer in ein kleines Biotop. Als Projektträger stellte sich der Landesbund für Vogelschutz zur Verfügung, der das 300 Quadratmeter große Grundstück für zehn Jahre von einem privaten Besitzer gepachtet hat. Im Zuge der Umgestaltung wurde ein Teil des Mutterbodens zu einem Erdwall aufgeschüttet. Das restliche Gelände wurde terassenförmig angelegt und mit 16 Tonnen Bauschutt aufgefüllt. So entstand ein Bereich mit fruchtbarem und eine Magerfläche mit kargem, nährstoffarmen Boden.

Ein Teil der Magerflächen wurde von der Rödelseer Staudengärtnerei Hofmann mit heimischen Wildstauden bepflanzt, die auf nährstoffarmen Böden gut gedeihen und wenig Wasser brauchen. Außerdem säten die Hobbygärtner spezielle Wildpflanzen aus, die an die Bodenverhältnisse angepasst sind und einen besonderen Lebensraum für Nachtfalter bieten. Die nachtaktiven Schmetterlinge dienen Fledermäusen als Nahrung.

Ein Refugium für Nachtblüher, Nachtschwärmer und allerlei Fledergetier.
Foto: Günther Fischer | Ein Refugium für Nachtblüher, Nachtschwärmer und allerlei Fledergetier.

Optimal für Fledermäuse und Insekten

Nicht nur für Nachtfalter und Fledermäuse wurde im "Hortus nocte" ein optimales Umfeld geschaffen: Baumreste dienen Wildbienen und Käfern als Brutstätte für ihren Nachwuchs und bieten Weinbergschnecken einen Unterschlupf. Auch ein kleiner Teich wurde angelegt, damit Frösche, Kröten und andere Amphibien überwintern können. Insgesamt ist die Gartenarbeit wenig aufwendig. "Wir müssen weder gießen, noch brauchen wir Pestizide", erklärt Söder. Damit sie nicht überhand nehmen, müssen ab und zu einzelne Pflanzen reduziert werden. Außerdem werden immer wieder kleine Flächen freigeschnitten, so dass die Samen erneut ausfallen können.   

Im Winter bleiben die Wildpflanzen komplett stehen, damit die Insekten in der kalten Jahreszeit einen Unterschlupf finden und Vögel ihre Samen fressen können. Erst im Frühjahr entfernen Söder und seine Helfer die trockenen Pflanzenteile.

Der Naturgarten ist öffentlich und kann von jedermann betreten werden. "Wir wollen zeigen, was auf einer kleinen Fläche alles möglich ist", so der Fledermaus-Experte. Er und seine Mitstreiter hoffen, möglichst viele Besucher zum Nachahmen zu animieren. Auch Kindergärten, Schulklassen und andere Besucher sind jederzeit willkommen. Wer Interesse hat, kann sich an Christian Söder wenden unter der Telefonnummer 0157/71 966 810 oder per E-Mail: info@naturgeflatter.de               

Die Macher vom Hortus nocte, Pascal Bunk, Carsten Hegemann und Christian Söder (vorne von links), lauschen der Eröffnungsrede von Landrätin Tamara Bischof.
Foto: Günther Fischer | Die Macher vom Hortus nocte, Pascal Bunk, Carsten Hegemann und Christian Söder (vorne von links), lauschen der Eröffnungsrede von Landrätin Tamara Bischof.
 
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