
Eine Sorge weniger für die Gemeinde Obernbreit: Ab dem 1. Januar 2016 liegt die Verantwortung für das eigene Energieversorgungsunternehmen in Händen der Unterfränkischen Überlandzentrale (ÜZ) Lülsfeld, der Markt wird Mitglied der Genossenschaft und somit auch Teilhaber des eigenen Netzes.
Mit der Übergabe des eigenen Energieversorgungsunternehmens (EVU) geht für Obernbreit eine lange Tradition zu Ende, die in den vergangenen knapp 20 Jahren allerdings immer mehr Probleme bereitet hatte. Und eigentlich hatten Bürgermeister Bernhard Brückner und seine Gemeinderäte mit großem Interesse von Seiten der Obernbreiter für diesen Schritt gerechnet und die Ratssitzung in den Bürgersaal verlegt. Doch hatten dann nur vier Obernbreiter den Weg zur Sitzung gefunden.
Schon seit dem Jahr 1902 produzierte Obernbreit in der Gemeindemühle eigenen Strom und verteilte ihn im Ort. Ab Mitte der 1930er Jahre bezog der Ort dann seinen Strom vom Fränkischen Überlandwerk. Verwaltungstechnisch wurde die eigene Stromversorgung immer anspruchsvoller und ab dem Ende der 1990er Jahre konnte die Verwaltungsgemeinschaft nur noch einen Teil und später gar nichts mehr betreuen. Dienstleister erledigten dann die Abrechnung – nicht immer zur Zufriedenheit von Gemeinde und Strombeziehern. Erste Gedanken an einen Verkauf des EVU scheiterten vor fünf Jahren an den schlechten Konditionen.
Doch die Probleme wuchsen mit der Liberalisierung des Strommarktes. Als kleines EVU mit rund 3,5 Megawatt Strombezug pro Jahr mussten die Obernbreiter langfristige Lieferverträge abschließen – eine Spekulation an der Strombörse über günstige Tagespreise war nicht möglich. Nach intensiven Beratungen im Rat, so Brückner, fiel schließlich Anfang des Jahres die Wahl auf die Überlandzentrale Lülsfeld, am 15. April der Gemeinderatsbeschluss dazu. Ab dem 1. Januar liefert die ÜZ Lülsfeld den Strom nach Obernbreit und übernimmt das Stromnetz, weiterhin in Kooperation mit der Obernbreiter Firma Löther. Wichtig für den Gemeinderat war, so Brückner, dass die Gemeinde Teil der Genossenschaft werden konnte. Einen entsprechenden Vertrag unterschrieben noch am Montagabend Brückner, Vorstandsvorsitzender Elmar Henke und Geschäftsführender Vorstand Gerd Bock.
Bock dankte den Räten für das große Vertrauen zur Genossenschaft und stellte zusammen mit Projektleiter Alexander Weth kurz die 1910 gegründete Genossenschaft ÜZ Lülsfeld vor. Die Genossenschaft versorgt vor allem den südlichen Landkreis Schweinfurt, aber auch angrenzende Gebiete in fünf weiteren Landkreisen mit Strom. Mit Obernbreit geht die ÜZ erstmals über das zusammenhängende Gebiet hinaus.
Die ÜZ Lülsfeld ist eine eigenständige Genossenschaft, nicht Teil einer der großen Stromkonzerne und dem Genossenschaftsprinzip verpflichtet. Sie versorgt rund 66 000 Haushalte mit Strom, erzeugt von den rund 32 000 Megawattstunden Strom 30 000 MWh aus erneuerbaren Energien, betreibt ein eigenes Netz und einen eigenen Vertrieb.
„Wir sind ein ländlicher Energieversorger, aber kein Betrieb, der hinterherhinkt“, sagte Gerd Bock. So baut die ÜZ bereits seit Jahren ein Glasfasernetz aus, um ihre Kunden mit schnellem Internet versorgen zu können. Und kann als kleineres Unternehmen flexibler auf die Anforderungen des Marktes und der Energiewende reagieren.