Der Regionalkantor an St. Johannes in Kitzingen, Christian Stegmann, findet immer wieder Gelegenheiten, zumindest im kleineren Kreis mit hohem Anspruch Musik zu machen und damit den Zuhörern Freude zu bereiten. Ob das Weihnachtsgottesdienste mit den Sängerinnen und Sängern noch unter Pandemiebedingungen waren (Coronatests vor der Probe auf dem Kirchhof) oder nun eben ein Evensong, eine musikalische Andacht am Abend, unter dem Thema "Freude an Gott – Freude am Glauben", den er gemeinsam mit Pater Frank Möhler OSB vom Kloster Münsterschwarzach und dem Kammerchor gestaltete.
Stegmann hatte passend zum Thema des Abends freudige Stücke auf das Programm gesetzt, anfangs die Jazz-Motette "Jubilate" von Johann Matthias Michel (*1962), ein sehr rhythmisches Stück, in dem der Jubel sehr plastisch vertont ist. Dietrich Buxtehudes "Alles, was ihr tut" leitete gemeinsam mit Max Regers "Dein Wort, Herr, bleibet ewig" zum Wortverkündigungsteil über. Der Kammerchor sang sehr schön ausgeglichen, dynamisch gut abgestuft, mit leuchtenden Sopranen.
In seiner Ansprache bezog sich Pater Möhler auf das Gleichnis von der Hochzeit in Kanaa und betonte immer wieder die Notwendigkeit, sich im Angesicht der pandemischen Lage zu freuen, die Fähigkeit zu schulen, mit Bescheidenheit im Kleinen etwas Größeres zu entdecken, vielleicht sogar Gott. Mehrfach spielte er auch darauf an, dass es innerhalb der Kirche derzeit schwierig sei, im Glauben Freude zu finden.
Man müsse dennoch in die Tiefe des Glaubens schauen, was Gott einem sagen will. Im Zusammenhang mit der Hochzeit von Kanaa stellte er die Verwandlung von Wasser zu Wein durch Jesus als ein Sinnbild tiefer Freude dar. Echte Freude fließt über, will geteilt sein, kann nicht verborgen und einsam ihr Dasein fristen.
Ein Bild endloser Freude
Stegmann und der Chor boten danach das bekannte "Jesu bleibet meine Freude" von Johann Sebastian Bach. Schier endlose, sich immer wieder wiederholende Sechzehntel in der Orgel, worüber der Kammerchor jubelnd den Choral sang: ein Bild endloser Freude. Es folgte Alan Wilsons (*1947) bekanntestes Werk, das Magnificat, Lobgesang der Maria: "...mein Geist jubelt über Gott". Es gestaltete sich sehr akzentuiert, oft unisono und am Ende recht plakativ, fast wie Filmusik - freudig.
Nach Charles Hubert Parrys "Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren", welches mit seinen Harmonien tief das Herz berührten, erteilte Pater Möhler einen ungewöhnlichen, sehr persönlichen Schlusssegen unter anderem mit dem Wunsch "... möge die Sonne deine Fensterbank erleuchten" – wie gesagt, es sind die kleinen Dinge, die auch Freude bereiten. Der Kammerchor schenkte den etwa 70 Zuhörern in der eisigen Kirche am Ende noch Gabriel Faurés "Cantique de Jean Racine", hochromantisch, schwelgerisch und sehr schön gestaltet, und erntete dafür herzlichen Applaus.