Am Anfang stand 1917 eine Baracke. Heute präsentiert sich das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügel- und Kleintierhaltung in Kitzingen als Forschungs- und Bildungseinrichtung auf dem modernsten Stand.
Feier am Samstag
Am Samstag feiert „die Geflügelzucht“, wie die Einrichtung seit jeher von der Bevölkerung genannt wird, mit einem Festakt ihr 100-jähriges Bestehen. Auch wenn sich vieles gewandelt hat, einem Auftrag aus Gründertagen kommt das Zentrum heute noch nach: Die erzeugten Produkte, die nicht für die Zucht benötigt werden, vornehmlich der Kitzinger Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.
Diese Gegenleistung hatte die Stadt Kitzingen gefordert, als sie 1917 den landwirtschaftlichen Kreisvereinen Unterfranken und Aschaffenburg eine Fläche von über 20 Hektar vermachte – zur Gründung einer Kreisgeflügelzuchtanstalt auf Regierungsbezirksebene. Neben Geflügel betrieb die Zuchtanstalt damals auch noch Fischzucht. Später kamen auch noch andere Erzeugnisse dazu, wie eine Seidenraupenzucht, die in den Zeiten des Zweiten Weltkriegs für Fallschirmseide verwendet wurde.
Der Anfang
Am Anfang stand eine Holzbaracke als erster Stall im Jahr 1917. Dann kamen eine Brutschränke und 1919 ein erstes Wohnhaus für den Anstaltsleiter, Räume für das Personal und ein Brutkeller dazu.
Die Kreisgeflügelzuchtanstalt wurde von der Reichsregierung 1934 zum Reichsnährstand umfunktioniert. 1945 übernahm der Bayerische Bauernverband die Einrichtung als Rechtsnachfolger und überließ die Lehr- und Versuchsanstalt für Kleintierzucht dem Freistaat Bayern.
Neubau
Im Zuge des Neubaus der Kitzinger Landwirtschaftsschule wurde die Lehr- und Versuchsanstalt 1962 der Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht angegliedert. Im Jahr 2003 wurde die Bayerische Landesanstalt für Tierzucht und damit auch die Kitzinger Geflügelzucht der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) unterstellt.
Meilensteine
Bauliche Meilensteine waren die Errichtung des Hauptgebäudes im Jahr 1925, der Start der Abteilung Hauswirtschaft, die Eröffnung des Leistungsprüfhofs 1965, der Bau überbetrieblicher Ausbildungsstätten 1984, der Bau einer Fasanerie mit Außenvoliere 2001, der Bau einer Demonstrationshalle für Legehennen ein Jahr später, die Energetische Sanierung des Verwaltungsgebäudes 2004, der Bau eines Putenmaststalls 2006, der Neubau eines Entenstalls 2010, die Erweiterung der Schlachtstätten für 900 000 Euro sowie der Neubau eines Niedrigenergiegeflügelstalles zu Hähnchenversuchen und der Junghennenaufzucht in 2015 für 1,6 Millionen Euro.
Landfristig gesichert
Damit ist der Standort unserer Einrichtung langfristig gesichert“, konstatiert der Leiter des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums, Dr. Klaus Damme.
Die Lehr- und Versuchsanstalt ist außerdem ein Mosaikstein des Grünen Zentrums, das im Jahr 2013 in Kitzingen aus der Taufe gehoben wurde.
Die Leiter
Die Leiter der Einrichtung waren: Ernst Karl Friedrich Gottgetreu Schmidt (1917 bis 1921), Dr. Lothar Weinmiller (1921 bis 1925), Emil Berger (1926 bis 1938), Siegfried Feistle (1939 bis 1941), Dr. Erich Zoller (1942 bis 1945), Dr. Hans Eberwein (1945 bis 1948), Christof Macht (1949 bis 1968), der ab 1964 von Dr. Rudolf Schöpfel vertreten wurde, Dr. Friedrich Klein (1968 bis 1992), Dr. Klaus Damme (1993 bis heute).
Zentrale Aufgaben
Die Lehr- und Versuchsanstalt hat seit jeher die zwei zentralen Aufträge der Aus- und Fortbildung sowie der Forschung. Die Einrichtung hat von 1927 bis heute 1304 Tierwirte der Fachrichtung Geflügelhaltung ausgebildet und ist bundesweit die einzige Einrichtung, an der Tierwirte die Meisterausbildung absolvieren können. Die Kitzinger sind auch Dienstleister als Leistungsprüfstation für Geflügelunternehmen, halten immer mehr Tierwohl-Schulungen ab und veranstalten Sachkunde-Seminare.
Forschung
In der angewandten Forschung erproben die Experten in der Mainbernheimer Straße Haltungseinrichtungen und Futterzusätze und testen Hybrid- und Sondergeflügel-Kreuzungen und Produktveredelungen. Die Produktveredelung geht mit der Direktvermarktung von Eiern, Fleisch von Geflügel, Kaninchen und Puten, Eierlikör sowie Erzeugnisse aus der Nudel-Manufaktur einher.
Im 2015 ausgebauten Hofladen vermarktet die Einrichtung die Produkte direkt an die Verbraucher und macht damit einen Jahresumsatz von 350 000 Euro.
Für die Verbraucher
Die Verbraucher aus dem Kitzinger Raum würden die Produkte schätzen, könnten sie sich doch garantierter Herkunft, artgerechter Haltung und bester Qualität mit Frische sicher sein.
„Wir blicken auf spannende und wechselvolle 100 Jahre zurück“, sagt Klaus Damme im Vorfeld des Festaktes am Samstag ab 13 Uhr in der Iphöfer Karl-Knauf-Halle. Denn er könne stolz darauf sein, dass seine Einrichtung bundesweit fachlich anerkannt und geschätzt werde.
Positive Entwicklung
Die Mitarbeiter des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums hätten die positive Entwicklung der Geflügelhaltung in Deutschland miterleben dürfen und sie möchten sie auch in der Zukunft gestalten.
Klaus Damme zeigt sich zum Jubiläum dankbar gegenüber dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und als staatliches Dienstleistungsunternehmen gegenüber vielen Kunden, Partnern und Auftraggebern.
Die Geflügelzucht
Grundfläche: Fünf Hektar (davon 3,5 Weidefläche für Hühner und Gänse).
Mitarbeiter: 14 plus fünf Auszubildende. Leiter: Dr. Klaus Damme (seit 1993).
Tierbestand: 8000 Legehennen, 4000 Aufzucht-Junghennen, 4000 Masthähnchen, 1000 Puten, 300 Gänse, 600 Flugenten, 1000 Wachteln, 200 Tauben, 300 Perlhühner, 600 Fasane, 400 Kaninchen und 600 Mast-Elterntiere.
