Der Bullenheimer Berg gilt als ein Berg voller Geheimnisse. Kaum zu glauben, dass in der Urnenfelderzeit einmal gut 3000 Menschen auf dem Berg gelebt haben. Eine Studie soll nun die Besonderheiten des Berges herausarbeiten und Möglichkeiten der Nutzung aufzeigen.
Die Gemeinden Seinsheim (Unterfranken) und Ippesheim (Mittelfranken) haben dazu einen Kooperationsvertrag geschlossen. Lange hatte der Bullenheimer Berg ein eher unbedeutendes Dasein gefristet. Bis der Steigerwaldklub vor 50 Jahren seinen Aussichtsturm errichtete. Der war nämlich in einen mittelalterlichen Burgstall mit dem Namen "Burkertsgräben" hinein gebaut worden. Das hatte das Landesamt für Denkmalpflege auf den Plan gerufen und es begann eine genauere Untersuchung des Berges. Allerdings taten dies auch Raubgräber, die viele Schätze aus dem Boden rissen. Etliche tauchten später im Kunsthandel auf und konnten von Museen erworben werden.
Die Faszination des Bullenheimer Berges blieb von da an erhalten. Das bewiesen auch die rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer beim Vortrag der Archäologin Margarete Klein-Pfeuffer im Seinsheimer Jugendheim. Etwa zwei Drittel der Besucher kamen aus Unterfranken, ein Drittel aus Mittelfranken. Klein-Pfeuffer ging ausführlich auf den Bullenheimer Berg als Machtzentrum der späten Bronzezeit, auch Urnenfelderzeit genannt, ein.
Mindestens 3000 Menschen müssen dort gelebt haben
Sie berichtete von der alsbald entdeckten Wallanlage, die das Plateau des Berges umgab, auch von mehreren Befestigungsphasen mit Mauern. Dazu gab es drei Tore, eines war der Zugang zu Wasserquellen. Ein Bereich auf der Hochfläche diente der Bronzeherstellung mit Kupfer aus dem Erzgebirge oder den Alpen und Zinn aus Cornwall, ein anderer eher Kult-Zwecken. Klein-Pfeuffer ist sich sicher, dass die Erhaltung einer derartigen Befestigungsanlage nur mit einer Bevölkerungszahl von mindestens 3000 Menschen möglich gewesen ist. Dazu habe es auch einer Herrschaft bedurft, die das Gemeinwesen zusammenhielt. Das Gelände auf der Hochfläche sei auch einplaniert und teilweise terrassiert gewesen. Gräber allerdings finden sich oben nicht.
Nach der Entdeckung der Wallanlage suchten amerikanische Armeeangehörige mit Sonden nach den Schätzen. Viele Hortfunde wurden so dem Boden entrissen. Von diesen zeigte die Archäologin Bilder. Vor allem viele Lappenbeile waren darunter, aber auch goldene Dinge. Zwei Goldblechfragmente lassen vermuten, dass sie zu einem Goldhut gehört haben könnten. Deshalb wird vermutet, dass der berühmte Berliner Goldhut vom Bullenheimer Berg stammt. Die Muster auf dem Hut, den wohl ein Priester trug, bildeten einen Kalender.
"Der Bullenheimer Berg muss eine besonderer "heiliger Berg" gewesen sein", fasste Klein-Pfeuffer zusammen. Die Niederlegung von so vielen kultisch motivierten Hortfunden innerhalb einer spätbronzezeitlichen Befestigungsanlage sei einzigartig. Es habe hier "heilige Bezirke" gegeben, an denen Gaben an die Götter deponiert oder im Boden versenkt worden seien. In jener Zeit seien den Toten kaum Beigaben mitgegeben worden, vielmehr habe man wertvollen Besitz für die jenseitige Welt vergraben oder in Gewässer geworfen.
Mit Beginn der Eisenzeit endet die Besiedlungsphase
Mit Beginn der Eisenzeit, etwa 800 vor Christus, endet diese Besiedlungsphase. Erst viel später finden sich wieder Nachweise einer Besiedlung.
Man wolle das Thema Bullenheimer Berg wieder öffentlicher machten, meinte Ingrid Reifenscheid-Eckert, Vorsitzende des Weinparadieses Franken. Ziel sei, hier einmal möglichst viel zu zeigen. In welcher Form, dazu gebe es eben nun eine Studie. Im Herbst wolle man sich zu Workshops treffen.